Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
sackt ein bisschen in sich zusammen. »Ich musste mir eine neue Mitbewohnerin suchen, weil meine beste Freundin ausgezogen ist«, sagt sie leise.
»Wieso das denn?«
»Weil sie einen neuen Freund hat, und auf einmal macht sie auf glückliches Pärchen und so. Ich meine, wir hatten immer so viel Spaß zusammen, was machte es da schon, dass ich Single war? Wir waren unzertrennlich. Aber jetzt hockt sie immer mit ihrem Freund zuhause rum oder muss für die neue Wohnung sparen, und das neue Mädel, das bei mir eingezogen ist, behandelt mich, als sei ich unsichtbar. Ich dachte, wir könnten zusammen rumgammeln oder mal was unternehmen, aber entweder sie machtÜberstunden oder sie sperrt sich in ihrem Zimmer ein und kommuniziert nur mittels ihrer beschissenen kleinen Klebezettelnachrichten mit mir. Jetzt habe ich niemanden mehr zum Ausgehen. Und die Kerle wollen sich nur so lange mit mir treffen, bis sie mich ins Bett gekriegt haben, und dann servieren sie mich eiskalt ab. Und jetzt hassen mich auch noch alle hier bei der Arbeit. Und die von Rumors haben sich seit dem zweiten Vorstellungsgespräch auch nicht mehr bei mir gemeldet.«
Unvermittelt bricht sie in Tränen aus, also setze ich mich neben sie und lege ihr etwas linkisch den Arm um die Schultern. »Du bist meine einzige Freundin, Sarah. Ich weiß ehrlich nicht, was ich ohne dich machen würde. Es tut mir leid, dass ich hier so rumheule, ich erkenne mich selbst kaum wieder. Fast kommt es mir vor, als hätte jemand mein altes Leben gestohlen und mir ein anderes blödes Leben dagelassen, wo ich von allen übersehen werde und dauernd allein bin. Ich wünschte, es wäre alles wieder wie früher. Eigentlich wollte ich diese dämliche Beförderung gar nicht. Der Job als Einkaufsberaterin hat mir Spaß gemacht – das lag mir. Ich weiß einfach, was den Leuten steht und worin sie sich wohlfühlen. Ich wünschte bloß, irgendjemand würde was tun, damit ich mich wieder wohlfühle in meiner Haut.«
Und als sie dann den Kopf an meine Schulter lehnt und schluchzt, gebe ich mir alle Mühe, sie zu trösten, und fühle mich dabei wie der fieseste Mensch auf Erden, denn tatsächlich bin ich es, die ihr altes Leben gestohlen hat.
Und auch als Rupert und Sharon eine Stunde, nachdem Carly gegangen ist, ins Warenlager kommen, geht es mir noch nicht besser. Wieder einmal stehe ich unsichtbar irgendwo ganz hinten in einer Ecke, und die beiden bemerken mich nicht. Sharon kommt nicht mal auf die Idee, nach mir zu rufen, und Rupert sowieso nicht, weil ich mir nicht mal sicher bin, ob er überhaupt weiß,dass es mich gibt. Stattdessen erörtern die beiden die Ereignisse während der morgendlichen Besprechung.
»Ich weiß nicht, Rupe«, sagt Sharon leise und klingt dabei sanfter und weiblicher, als ich sie je gehört habe. »Ich weiß einfach nicht, ob Carly das Zeug zur Verkaufsleiterin hat.«
Rupert seufzt. »Ich weiß, dabei hatte ich so große Hoffnungen in sie gesetzt. Aber sie verscherzt es sich mit allen Angestellten, und das können wir uns einfach nicht leisten, ganz gleich, wie begabt sie auch bei der visuellen Präsentation unserer Produktpalette sein mag.«
» Falls sie das ist«, wirft Sharon boshaft ein.
»Hast du mir irgendwas zu sagen, Sharon?«, fragt Rupert. »Ich meine, ich könnte es wirklich gut verstehen, wenn du nicht zugeben wolltest, dass du hinter all diesen großartigen Neugestaltungen steckst. Ich weiß, du möchtest lieber, dass ich annehme, einer der Angestellten sei dafür verantwortlich, aber mal ehrlich, du kannst es mir ruhig sagen. Ich verspreche dir, es wird deshalb niemand seinen Job verlieren; das ist inzwischen vom Tisch. Nun ja, mit einer Ausnahme vielleicht.«
»Ach, Rupert«, sprudelt es aus ihr heraus, »ich fühle mich wirklich sehr geschmeichelt, dass du mir das zutraust, aber glaubst du wirklich, ich hätte es dir nicht erzählt, würde ich dahinterstecken? Ich sage dir doch immer alles. Nein«, seufzt sie, »ich mag eine gute Personalchefin sein, aber das Lob für die geheimen Umgestaltungsaktionen steht mir nicht zu. Und Carly auch nicht, wenn du mich fragst«, fügt sie hinzu.
»Wirklich? Aber warum sollte sie uns denn anlügen?«, fragt Rupert. »Wäre das nicht ein sehr gewagtes Spiel?«
»Eher ein sehr verzweifeltes«, erklärt Sharon. »Das arme Mädel hat zwei grauenhafte Wochen hinter sich. Sie ist völlig überfordert und einfach nicht die Richtige für ihre Position. Ich würdegar nicht bestreiten wollen, dass sie ihre
Weitere Kostenlose Bücher