Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
Neuigkeiten. Obwohl Hardy’s in den vergangenen beiden Wochen eine unglaubliche Kehrtwende gemacht hat, haben wir unsere Schäfchen noch lange nicht im Trockenen. Im Gegenteil, momentan stehen sie ganz schön im Regen. Hardy’s hat sehr lange auf erbärmlich niedrigem Niveau gewirtschaftet, und der Vorstand will das nicht mehr mit ansehen. Das Angebot von Rumors steht immer noch im Raum, und sie werden es nur dann ablehnen, wenn wir beweisen können, dass wir jetzt in der Vorweihnachtszeit mit den andere Kaufhäusern mithalten können. Was nichts anderes bedeutet, als dass uns bis Weihnachten die Kunden jeden Tag die Türen einrennen müssten. Und alle Abteilungen müssten so gute Zahlen vorweisen können wie die, die bereits erfolgreich umgestaltet wurden.«
Er hält inne und wirft einen Blick auf die Umsatzzahlen auf seinem Klemmbrett. »Leider«, sagt er, und seine Stimme hat plötzlich einen sehr ernsten Unterton, »war das Wochenende für die Designerabteilung alles andere als erfolgreich; es gab nur einen einzigen Verkauf am Samstag – ein kariertes Abendkleid aus Taft, das Lady Fontescue für ihre alljährlichen Silvesterfestivitäten vorbestellt hatte. Allerdings entdeckte sie ihr Kleid bei ihrem Besuch hier im Haus an einem der Ständer draußen und war darüber ganz und gar nicht erfreut.«
»Woher sollte ich denn wissen, dass sich jemand freiwillig so einen potthässlichen Fummel aussucht?«, motzt Carly. »Ich wollte bloß ein bisschen Initiative zeigen und die fiesen ollen Fetzen loswerden, die wir immer noch im Lager haben, damit mehr Platz ist für weitere angesagte neue Designer.«
Rupert schürzt die Lippen, und im ganzen Raum hört man missbilligendes, unzufriedenes Murren.
»Diese ›fiesen ollen Fetzen‹ finden in meiner Abteilung in letzter Zeit reißenden Absatz«, wirft Jane todesmutig ein.
»Bei mir auch«, pflichtet Gwen ihr bei. »Unsere Kunden können gar nicht genug bekommen von dieser Lavendelseife. Ich habe sogar manche schon schwören gehört, sie sei besser als Crème de la Mer!«
»Und ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele Trilbys ichschon verkauft habe, seit die draußen in der Auslage sind«, stimmt Guy mit ein.
Carly funkelt ihn finster an und sinkt zurück auf die Couch.
»Was ich eigentlich damit sagen will, Leute, ist, dass sämtliche Abteilungen ihre Umsatzzahlen dramatisch verbessern müssen«, bemerkt Rupert spitz. »Wir müssen aktiv mit ähnlich großen Kaufhäusern wie Fenwicks konkurrieren. Wir haben bewiesen, dass Hardy’s eine Zukunft hat, aber jetzt müssen wir den Vorstand erst mal mit Umsatzzahlen aus den Socken hauen, die er einfach nicht ignorieren kann. Wenn wir beweisen können, dass wir mehr als mithalten können mit allem, was Rumors an diesem Standort auf die Beine stellen könnte, dann können wir vielleicht, wenn ein kleines Wunder geschieht, die Übernahme verhindern.« Er legt die gefalteten Hände an die Lippen, um dann weiterzureden. Offensichtlich ist er nicht überzeugt von dieser Ansage. »Vor uns liegen die wichtigsten zwölf Tage in Hardy’s einhundertjähriger Geschichte. Wir müssen alle an einem Strang ziehen, und das heißt auch, jenen Abteilungen unter die Arme zu greifen, die bisher hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind, wie die Designer beispielsweise –«
»Das wäre toll, Rupe«, wirft Carly schnodderig ein. »Ich meine, meine Ideen gehen auf, ich brauche bloß etwas Unterstützung von gewissen Mitarbeitern«, sagt sie und schaut Elaine vielsagend an.
»Das ist nicht fair«, ruft Elaine empört und stiert Carly mordlustig an. » Die hat doch keine Ahnung von nichts. Sie hat keinen Schimmer, was die Kunden wollen. Sie scharwenzelt bloß hochnäsig herum und tut, als sei sie was Besseres, und tut überhaupt nichts für die Abteilung. Es sieht aus wie in einer verdammten Kunstgalerie, und die Designersachen, die sie bestellt hat, sind einfach nicht das Ri…«
»Ach, und gerade du musst das wissen, ja?«, gibt Carly schnippisch zurück. »Ich meine, sieh dich doch mal an; du bist nicht gerade das beste Aushängeschild für die Designerabteilung. Du würdest Couture nicht mal erkennen, wenn sie dir ins Gesicht springt und sich dir um den Hals drapiert.«
»Genau das ist es doch!«, brüllt Elaine. »Das würden unsere Kunden nämlich auch nicht! Hardy’s Designerabteilung müsste tragbare Klassiker anbieten, zeitlose Stücke, die eine echte Investition darstellen und Kundinnen jeden Alters in den Laden locken.
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