Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
Wimpern, beißt sich verführerisch auf die Unterlippe und gurrt dann: »Ich freue mich sehr ,dich kennenzulernen, Sam.«
Sam lächelt und ergreift behutsam ihre Hand und wirkt dabei, wie ich zu meiner Freude feststelle, etwas befremdet angesichts ihrer offensichtlichen Flirtversuche. Sie hält seine Hand fest, und ich habe irgendwie das Gefühl, ich sollte lieber dazwischengehen.
»Sam wollte gerade gehen, stimmt’s, Sam?« Worauf er mich dankbar anschaut, um dann Carlys Hand loszulassen, uns beiden nett zuzunicken und dann schnell durch die Tür zu flüchten.
»Wer war das denn, bitte schön, du Geheimniskrämerin?«, quietscht sie und starrt noch immer auf die Tür, durch die Sam gerade verschwunden ist. »Ich fasse es nicht, dass du den für dich behalten wolltest!«
»Ach, der ist doch bloß ein guter Freund«, wiegele ich ab.
»Echt?«, entgegnet sie. »Na, das ist ja interessant. Ich meine, wenn ihr bloß gute Freunde seid, dann könnte ich ja vielleicht mal –«
»Er liefert unsere Sachen«, erkläre ich rasch.
Worauf ihre Begeisterung, wie ich mir schon gedacht habe, merklich nachlässt. »Der ist Lieferwagenfahrer? So eine Verschwendung! Ach, na ja, was soll’s …«
Sie macht es sich auf dem Sofa bequem, und ich mache uns einen Tee.
»Du bist aber früh hier«, stelle ich mit einem Blick auf die Uhr fest. Es ist erst kurz vor acht. Ich habe Carly noch nie vor neun Uhr bei Hardy’s durch die Tür kommen sehen.
»Ach, das gehört zu meinem neuen Ich«, erklärt sie grinsend. »Nach diesem fantastischen Tag gestern in der Designerabteilung habe ich beschlossen, alles daranzusetzen, dass die Abteilung läuft. Ich meine, sie sieht einfach unglaublich aus! Die Kundinnen haben sich beinahe geprügelt, weil sie unbedingt den VIP-Kleiderschrank von innen sehen wollten, und haben die Kleider förmlich von den Ständern gerissen. Die Kasse hat den ganzen Tag geklingelt! Selbst Lady Fontescue war da und hat ein …«
»… ein Vintage-Kleid von Ossie Clark gekauft«, vollende ich den Satz beim Gedanken an das traumhafte schwarze Abendkleid, das ich eigens für sie ausgesucht hatte, weil ich mir schon dachte, es wäre eine willkommene Abwechslung zu den Taftroben, die sie sonst immer trägt.
»Woher weißt du das denn?«, fragt Carly verdattert.
»Ach, öhm, ich habe sie gestern zufällig getroffen, als sie gerade auf dem Weg nach draußen war. Sie hat dich übrigens in den höchsten Tönen gelobt«, sage ich und hoffe, Carly mit diesem Kompliment davon abzulenken, dass ich mich beinahe verplappert hätte. Und tatsächlich, es funktioniert.
Sie lächelt vielsagend und betrachtet ihre Fingernägel. »Tja, na ja, ich war ja auch gestern wirklich in Hochform. Und Elaine genauso, das muss man ihr lassen. Die Kunden scheinen sie zu mögen, und sie kennt das Sortiment in- und auswendig. Das habe ich ihr auch gesagt.«
»Hast du?«
Sie nickt und lächelt. »Ich dachte mir, ich probiere es mal mit deiner neuen Managementstrategie. Ich glaube, es funktioniert. Sie war den ganzen Tag sehr umgänglich.«
»Das ist doch prima!«
»Hey«, sagt Carly mit einem Blick auf die Zeitungen, die immer noch auf dem Boden verstreut liegen, »was ist das denn?« Sie bückt sich anmutig, wobei ihre langen Modelbeine besonders gut zur Geltung kommen und ich mich plötzlich klein und klotzig fühle in meinem schiefergrauen Etuikleid mit der schwarzen Strumpfhose und den Lacklederpumps; ein Outfit, das ich bis eben noch für praktisch, aber sehr kleidsam hielt.
»Ach, die hat Sam mitgebracht. Er hat sie heute Morgen bei seiner Lieferrunde am Zeitungskiosk gesehen und dachte, es würde uns sicher interessieren. Ich wüsste allerdings nicht, wen«, schließe ich herablassend und wende mich ab, damit Carly mein hochrot glühendes Gesicht nicht sieht.
Sie liest den Artikel aus dem Fulham and Hammersmith Chronicle laut vor, die die Hardy’s-Geschichte auf der Titelseite gebracht hat. »Wow, das ist ja großartig!«, ruft sie begeistert. »Darf ich die mitnehmen und Rupert zeigen? Vielleicht ist er dann wieder ein bisschen besser auf mich zu sprechen.« Und damit rafft sie, noch ehe ich etwas sagen kann, die Zeitungen zusammen, springtetwas wackelig auf und strahlt mich an. »Weißt du, Schatzi, deine kleine Ansprache gestern hat mir wirklich geholfen. Deinetwegen habe ich beschlossen, ab sofort ein neuer Mensch zu werden. Ich werde hart arbeiten und nett zu allen sein und beweisen, dass ich die Beförderung wirklich verdient
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