Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
Vom Netzwerk:
weiß.
    »Jonah, Noah und ich haben mehrmals mitbekommen, wie er mit ihr telefoniert hat«, erklärt Will fast entschuldigend. »Zuerst dachten wir, wir hätten uns geirrt, aber er wurde immer unvorsichtiger bei den Familienzusammenkünften. Er telefonierte ganz unverhohlen direkt vor unserer Nase, und es war eindeutig, dass diese Anrufe, na ja, nicht unbedingt beruflicher Natur waren.« Wills Wangen glühen, und er wendet den Blick von Mum ab.
    Ich mag mir nicht mal ansatzweise ausmalen, was er da mit anhören musste. Mir wird schlecht bei dem Gedanken, dass mein Dad, der Mann, dem ich auf der ganzen Welt am meisten vertraut habe, zu so etwas fähig ist. Es kommt mir vor, als hätte er uns alle betrogen. Ich muss das Schluchzen unterdrücken, weil wir jetzt alle stark sein müssen für Mum. Sie starrt teilnahmslos auf den Tisch, völlig geistesabwesend, und Wills Erklärungen scheinen sie gar nicht zu erreichen.
    »Die Jungs wollten es dir schon früher sagen«, fährt Will mit gedämpfter Stimme fort, »aber dann haben wir uns überlegt, wir könnten ihn vielleicht wieder zur Vernunft bringen; ihm klarmachen, was er damit aufs Spiel setzt. Grace, falls dich das irgendwie tröstet, wir halten ihn alle für einen Idioten«, fügt Will schroff hinzu.
    Mum schaut zum Fenster hinaus.
    »Und was hast du mit der ganzen Sache zu tun?«, frage ich angriffslustig, weil das alles nicht die Bilder von Will mit der fremden Frau erklärt, die mir noch schwer im Magen liegen. Wenn er glaubt, dass er so leicht davonkommt, dann hat er sich geschnitten.
    »Letzten Sonntag haben wir uns mit ihm zusammengesetzt und ihm gesagt, er solle das Verhältnis beenden, andernfalls würdenwir es euch Mädels erzählen. Er hat uns angefleht, das nicht zu tun, und sagte, damit würden wir die ganze Familie zerstören. Aber er hat nicht versprochen, seine Affäre zu beenden. Er meinte, jeder Mann habe eine Geliebte, und wir seien blöd, wenn wir glaubten, man könne eine Ehe ohne Seitensprünge führen. Er sagte uns, es sei unsere Schuld, wenn die Familie daran zerbricht, weil wir es nicht für uns behalten.« Will hat Mühe, seine Empörung zu verbergen.
    Aus den Augenwinkeln schaue ich zu Mum, doch die starrt noch immer ins Leere.
    »Als alles Diskutieren also nicht nützte, beschlossen Jonah, Noah und ich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Wir haben uns aus Charles’ Mobiltelefon Namen und Telefonnummer der Frau besorgt und ihr eine SMS geschickt, in der wir sie um ein Treffen baten. Ich gab mich als ein Freund von Charles aus und sagte ihr, wir würden ihr gerne ein geschäftliches Angebot unterbreiten. Wir dachten, wir könnten sie mit Geld bestechen, euren Dad nicht wiederzusehen, und dann würde Charles einsehen, dass es uns ernst ist, und diesen Midlife-Crisis-Nonsens sein lassen, ehe die ganze Familie daran zerbricht.«
    Will schaut in seine Teetasse und schüttelt den Kopf, dann legt er eine Hand auf Delilahs und streichelt sie. Und in dem Moment geht mir schlagartig auf, was auf den Fotos zu sehen ist, die Delilahs Privatdetektiv geschossen hat. Will, wie er versucht, Dads heimliche Geliebte mit Geld loszuwerden.
    »Nur hätte ich nie damit gerechnet, dass ich damit meine eigene Familie zerstören könnte. Es tut mir leid, Grace«, sagt er. »Ich hätte mich nicht einmischen dürfen. Ich wollte euch nur schützen …«
    Ich halte mir die Hand vor den Mund. Das ist alles so furchtbar. Ausgerechnet Dad! Die beiden waren doch das perfekte Traumpaar. Die, die es geschafft haben. Seit fünfunddreißig Jahren ist meine Mutter in liebevoller Hingabe die Frau an seiner Seite, und so dankt er es ihr?
    »Will ist gestern nach Norfolk gefahren, weil er mit Dad reden wollte«, erklärt Delilah. »Deshalb ist er nicht nach Hause gekommen. Er wollte ihm persönlich erzählen, dass seine Geliebte das Bestechungsgeld angenommen hat und die Affäre vorbei ist. Aber Dad war nicht da.«
    Mum lächelt matt. »Nein, und jetzt weiß ich auch, warum. Sie muss gleich wieder in die Wohnung zurückgefahren sein, nachdem du ihr das Geld gegeben hast, Will.« Sie schluchzt und erstickt ihr Weinen in einem Taschentuch, um nicht vor uns allen die Beherrschung zu verlieren. Diese stille Stärke zu sehen tut mir im Herzen weh.
    Will nickt ernst. »Als ich bei euch zuhause ankam und feststellte, dass Grace ganz allein und Charles in London war, habe ich mir das gleich gedacht. Vor Grace musste ich so tun, als sei ich auf Geschäftsreise und zufällig in der

Weitere Kostenlose Bücher