Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
Gegend. Ich wollte ja nicht, dass sie erfährt, was wirklich los ist. Dummerweise habe ich da immer noch geglaubt, ich könne die Sache irgendwie wieder hinbiegen. Aber ich habe alles nur noch schlimmer gemacht.«
Ich sehe, wie Delilah seine Hand drückt, worauf Will sie so liebevoll anschaut, dass ich schon wieder heulen könnte.
»Was hast du denn gemacht, nachdem du bei mir warst?«, fragt Mum Will. »Der letzte Zug nach London war doch schon weg …«
»Ich habe im Hotel gleich neben dem Bahnhof übernachtet, und am nächsten Morgen bin ich von dort direkt ins Büro gefahren. Heute habe ich früher Feierabend gemacht, weil ich mit Delilah reden und ihr alles erklären wollte. Ich hatte ja keine Ahnung, dass sie dachte … dass ihr alle dachtet … na ja. Ich habe deine Tochter nicht betrogen, Grace. Habe ich nicht, und werde ich auch nie.«
Mum schaut Delilah und Will an. »Du bist ein guter Mensch und ein guter Schwiegersohn, Will. Delilah kann sich glücklich schätzen, dass sie dich hat. Ich hoffe, sie weiß das.«
Delilah senkt den Kopf und umfasst Wills Hand noch ein bisschen fester.
»Um ganz ehrlich zu sein, habe ich Charles schon seit Längerem im Verdacht, ein Verhältnis zu haben. Mir hat bloß der Mut gefehlt, ihn zur Rede zu stellen«, sagt Mum leise. »Unwissenheit ist manchmal ein Segen. Und als Evie mir dann das mit Will erzählt hat …«
Entschuldigend schaue ich Will an, und er nickt, als wolle er sagen: »Schon gut.«
»… da ist mir schlagartig aufgegangen, was jede halbwegs vernünftige Frau tun sollte, wenn sie herausfindet, dass ihr Mann sie betrügt. Wobei ich mir natürlich nicht ganz sicher war, dass er tatsächlich ein Verhältnis hat, weshalb ich mich ein wenig in der trügerischen Sicherheit gewiegt habe, womöglich sei alles nur ein Missverständnis. Und dann …« Sie verstummt, atmet tief durch und fährt tapfer fort. »Dann bin ich in die Wohnung gegangen. Und da waren sie. Zusammen. Im Bett.« Mit ihrem Taschentuch tupft sie sich die Lippen ab, legt es dann behutsam auf den Tisch und streicht es glatt. Wieder hält sie inne und tupft sich die Augen. »Wie kann man nur so dumm sein.«
Worauf ich die Arme um sie schlinge und trotzig den Kopf schüttele. »Du bist nicht dumm, Mum. Das konntest du nicht wissen, niemand konnte das wissen. Himmel, ich hasse ihn dafür!«
»Sag das nicht«, sagt Mum matt. »Er ist immer noch dein Vater.«
Ich schnaube verächtlich, und Delilah wirft mir einen warnenden Blick zu, als wolle sie sagen: »Nicht jetzt.«
»Was machst du denn nun, Mum?«, fragt sie. »Du kannst gerne hierbleiben, wenn du willst – solange du willst, nicht wahr, Will?«
»Natürlich«, entgegnet er nickend, und mir fällt plötzlich ein Stein von Herzen, dass Will doch nicht der Bösewicht in dieser Geschichte ist. In letzter Zeit habe ich mich in einigen Menschen geirrt. Vielleicht hatte Mum ja recht, und ich bin bloß eifersüchtig, weil er zwischen mir und Delilah steht.
»Das ist wirklich sehr lieb von euch, aber das ist nicht nötig«, erwidert Mum ruhig. Der erste Schock ist überwunden, und man kann ihr förmlich ansehen, wie sie immer ruhiger und entschlossener wird. Womöglich liegt das aber auch an dem großen Brandy, den Will ihr eingeschenkt hat. »Ich habe mir von eurem Vater den Schlüssel für die Wohnung geben lassen, und nachdem ich ihn … und sie … rausgeworfen habe, habe ich gleich das Schloss auswechseln lassen. Und ich habe mir schon überlegt, dass ich nach London ziehen werde. Ich finde es schrecklich, so weit von euch allen weg zu sein. Nach Norfolk zu ziehen war nicht meine Entscheidung, und allein will ich ganz bestimmt nicht in das Haus zurückgehen.« Sie zögert. »Jedenfalls noch nicht.«
»Ach, Mum«, ruft Delilah, steht auf und geht um den Tisch. »Ich bin so stolz auf dich. Du weißt, dass wir alle jederzeit für dich da sind und dich in allem unterstützen, oder?«
Nickend halte ich Delilah und Mum im Arm.
Dann steht auch Will auf. »Ich schaue mal nach den Kindern.« Einen Moment bleibt er etwas unentschlossen stehen, doch dann kommt er zu uns und gibt Mum und Delilah einen Kuss auf die Stirn und drückt meinen Arm. »Ihr Taylor-Frauen seid einfach unglaublich. Fand ich übrigens immer schon«, sagt er und geht aus dem Zimmer, worauf wir alle wieder in Tränen ausbrechen.
»Er ist wirklich ein guter Kerl, Delilah«, sagt Mum und tätschelt ihr die Hand. »Versprichst du mir, dass ihr zu einer Eheberatung geht
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