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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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die ganze Familie um den Esstisch versammelt zu sehen. Ein seltener Segen …«
    Delilah, Noah, Jonah und ich verdrehen bei dieser Bemerkung allesamt die Augen. Es ist alles andere als selten, wie er sehr wohl weiß.
    »… aber eure Mutter und ich wissen es sehr zu schätzen. Es ist uns immer eine große Freude, alle Neuigkeiten zu erfahren. Vor allem deine, Evie …«
    Ich erröte und weiß nicht, wo ich hinschauen soll. Normalerweise stehe ich nie so im Mittelpunkt.
    »Deine Mutter und ich machen uns Sorgen um dich, weißt du, besonders in deinem Beruf. Der Einzelhandel ist so eine …« Er sucht nach einem nicht ganz so beleidigenden Wort. »… unsichere Branche.« Ich weiß, dass Dad enttäuscht ist von meiner Berufswahl, und ich kann es ihm nicht verübeln. Bin ich schließlich auch. Das Ganze wäre bloß halb so schlimm, wäre ich verheiratet oder hätte einen Freund; er war damals beinahe genauso am Boden zerstört wie ich, als Jamie sich von mir getrennt hatte. Er mochte Jamie und sagte immer, er habe »Eier«. Ich glaube, er hat Dad ein wenig an sich selbst erinnert. Der Gedanke ist mir bisher nie gekommen, aber vermutlich hatte er recht. Sie sind beide ehrgeizig und sexistisch. Aber das hat wohl auch mit ihrem jeweiligen Beruf zu tun. In diesen Sparten kommen nur die Männer ganz nach oben; Frauen nicht.
    Dad trinkt einen großen Schluck Wein und schaut mich an. Oje, das Kreuzverhör ist noch nicht zu Ende.
    »Weißt du, ich habe gehört, Hardy’s steckt in der Klemme. In der Branche kursiert das Gerücht, ein anderes Unternehmen habe Interesse an der Übernahme der Firma gezeigt.«
    »Ach, das tut mir aber leid für Hardy’s«, sagt Mum und greift sich mit der Hand ans Herz. »Aber sie werden doch wohl nicht schließen, oder?«
    »Bei dem derzeitigen wirtschaftlichen Klima ist das unvermeidlich«, erklärt Dad, ganz der Finanzexperte, nüchtern.
    »Na ja«, werfe ich ein und bin plötzlich ganz kribbelig wegen der unglaublichen Ereignisse gestern in der Herrenabteilung, von denen ich meiner Familie unbedingt berichten will, »ehrlich gesagt hatte ich da eine wirklich großartige Idee …«
    Dad schaut Mum an und sieht dann mit hochgezogenen Augenbrauen aufmunternd zu mir herüber. »Wirklich, Schatz, das ist ja prima!«, meint er herablassend. In dem Ton redet er immer mit mir. Ich schlucke meinen Ärger herunter. Mit Jonah oder Noah oder auch Delilah würde er nie so abschätzig sprechen, trotzdem rede ich unbeirrt weiter.
    »Ja, ich hatte eine ganz tolle Idee für eine grundlegende Neuausrichtung des ganzen Warenhauses. Und ich glaube, mit meinen Plänen könnte man den Laden retten.«
    »Ach, Evie«, seufzt mein Dad, wischt sich den Mund ab und legt die Serviette auf den Tisch, »wann hörst du endlich auf zu träumen? Die Vorstellung ist wirklich reizend, aber das steht doch gar nicht in deiner Macht. Ich meine, nichts für ungut, Schätzchen, aber du bist bloß das Mädel aus dem Warenlager.« Womit er mir gönnerhaft die Hand tätschelt und nach der Kaffeekanne winkt, um sich dann Will zuzuwenden. Unser Gespräch ist damit wohl zu Ende.
    *
    Auf der Rückfahrt sitze ich hinten im Auto und male mit den Fingern gelangweilt Muster auf die beschlagenen Scheiben, während die Kinder neben mir schlafen und Delilah und Will in eisigem Schweigen nebeneinandersitzen.
    Bloß das Mädel aus dem Warenlager , hallt Dads Stimme wieder und wieder durch meinen Kopf. Ich hauche die Scheibe an und male Hardy’s imposante Fassade in den kondensierten Dunst.
    Wenn ich vorher schon entschlossen war, den Laden zu retten, kann mich jetzt nichts und niemand mehr davon abhalten.

Montag, 5. Dezember
    Noch zwanzig verkaufsoffene Tage bis Weihnachten

Vierzehntes Kapitel
    D ie Straßenlaternen scheinen verwundert zu blinzeln, als ich die Haustür hinter mir schließe und sofort von der staubigen kohlschwarzen Dunkelheit dieses Montagmorgens verschluckt werde. Ich bin früher als gewöhnlich aus den Federn und dem Haus, weil ich gleich mit der Arbeit in einer weiteren Verkaufsabteilung anfangen will. Nach dem, was mein Dad gesagt hat, bin ich umso entschlossener, die Sache in die Hand zu nehmen und das Ruder herumzureißen.
    Heute habe ich, meiner neu entdeckten Liebe zu den verborgenen Schätzchen des Schranks zum Trotz, Wärme und Bequemlichkeit den Vorzug gegeben und das schicke modische Outfit zuhause gelassen. Und ich bin froh und dankbar, meinen dicken Pulli und den warmen Mantel anzuhaben. Ich habe heute nicht

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