Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
Luft, und er hebt die Hand, um uns zum Schweigen zu bringen.
»Keine Sorgen, meine Zuckerschnecken, sämtliche pikanten Details werden nachher noch enthüllt. Zunächst sage ich nur soviel: Meine Verabredung wird sich ganz sicher nicht über mangelnden Kundenservice in diesem Laden beklagen können!« Und damit zwinkert er uns zu, lässt den Mantel von den Schultern gleiten und legt ihn dann lässig über den Arm. Den Hut lässt er auf. Den setzt er sich nun leicht schräg auf den Kopf und schaut uns an. Er trägt einen Anzug. Sonst trägt er nie Anzüge. »Jetzt können wir loslegen.« Und damit nickt er Sharon huldvoll zu, zum Zeichen, dass sie nun fortfahren darf.
Sharon verdreht die Augen; sie hatte noch nie viel für Guy übrig. »Danke sehr, Guy, sicher sterben alle schon vor Neugier, nachher alles über deine Verabredung zu erfahren«, sagt sie, doch der Sarkasmus geht völlig an ihm vorbei. Er nickt bloß zustimmend.
»Ruhe, bitte«, ruft Sharon spitz. »Wir haben einige wichtige Dinge zu besprechen, ehe wir heute öffnen. Also, als Erstes auf meiner Liste stehen die Verkaufszahlen. Und die waren in der letzten Woche erbärmlich, selbst für unsere Verhältnisse.« Sie wirft einen Blick auf ihre Tabelle. »Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig es ist, dass wir alle die Zahlen unserer jeweiligen Abteilungen deutlich verbessern. Hardy’s kann so einfach nicht weitermachen. Ihr alle müsst wissen, dass unsere Einnahmen gegen null gehen. Rupe…«
Das Kichern der versammelten Belegschaft schwappt wie eine Welle durch den Raum. Wir wissen alle nur zu gut, dass Sharon auf Rupert steht. Sharon stiert uns finster an und fährt fort: »Das ist nicht komisch, meine Damen.«
»Und Herren«, wirft Guy erbsenzählerisch ein.
Sharon überhört seinen Einwurf geflissentlich. »Wie gesagt, die Familie Hardy steht unter enormem Druck seitens des Geschäftsvorstands, den Umsatz des Kaufhauses bis zum zweiten Weihnachtstag drastisch anzukurbeln. Womit uns für eine spürbare Verbesserung nur etwas mehr als drei Wochen Zeit bleiben.«
»Wir können doch auch nichts dafür, wenn die Kunden einfach nicht hereinkommen wollen«, meckert Elaine.
»Ja, wir tun doch schon alles Menschenmögliche, um mehr zu verkaufen. Aber es kommt einfach keiner herein«, pflichtet Carlys Kollegin Paula ihr bei. »Die gehen lieber zu Selfridges oder Liberty oder in eines der anderen großen Kaufhäuser in der Oxford Street. Und ehrlich gesagt, ich kann ihnen das nicht mal verübeln.«
»Dann müssen wir eben etwas dagegen unternehmen«, entgegnet Sharon kurz angebunden.
»Was denn? Sollen wir etwa alle mit Pappplakaten am Westend herumlaufen und Werbung machen?«, fragt Becky lachend.
»Sag das lieber nicht so laut, Becks«, gibt Elaine zurück.
»Ich glaube, ihr habt alle den Ernst der Lage noch nicht erkannt«, blafft Sharon uns an und schaut sich verärgert um, und plötzlich merke ich, wie sehr auch ihr dieses Haus am Herzen liegt. Mit ihren Führungsqualitäten mag es zwar vielleicht nicht zum Besten bestellt sein, aber sie ist mit Herzblut bei der Sache, und sie sieht ganz klar, wie viel sich hier verändern muss. Dieser Laden ist auch ihr Leben. »Wenn wir den Umsatz dieses Hauses nicht innerhalb kürzester Zeit drastisch erhöhen, verlieren wir alle unseren Job.« Diese Ankündigung lässt jeden Einzelnen verstummen.
»Was willst du machen?«, fragt Guy. »Uns alle feuern?«
Sharon seufzt. »Nein, ihr seid ganz wunderbare Mitarbeiter, und ich bezweifele, dass irgendwer bessere Arbeit leisten könnte als ihr.« Erstaunt runzele ich die Stirn. Manchmal verblüfft Sharon mich. Bei diesen Worten geht ein zustimmendes Raunen durch die Menge. »Ich meine damit, keiner von uns wird mehr einen Job haben, weil es Hardy’s dann nicht mehr gibt.«
»Hardy’s macht dicht?«, japst Guy und greift sich mit der Hand ans Herz, wobei er sich versehentlich Kaffee auf den schicken Anzug kleckert. »Papperlapapp!«, ruft er und versucht hektisch,den Fleck wegzureiben. »Den habe ich gerade erst mit Angestelltenrabatt gekauft.«
»Es ist mehr als wahrscheinlich«, bestätigt Sharon.
Schockiertes Schweigen macht sich breit, und dann fangen plötzlich alle gleichzeitig an durcheinanderzureden.
»Das können wir nicht zulassen!«, ruft Barbara.
»London braucht Hardy’s!«, sagt Gwen leidenschaftlich.
» Wir brauchen Hardy’s«, wirft jemand mit tränenerstickter Stimme ein.
»Was können wir denn tun, Sharon?«, will Jenny
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