Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
wissen.
»Nun ja, zunächst einmal sollten wir Guys Beispiel folgen«, meint Sharon lächelnd und wedelt mit einem langen Kassenauszug. Guy schaut von seinem wilden Herumgewische an den Kaffeeflecken auf seinem Anzug auf. »Seine Einnahmen sind übers Wochenende kräftig in die Höhe geschnellt, um unglaubliche fünfhundert Prozent. Ich weiß nicht, was er gemacht hat, oder wie, aber er hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Hardy’s noch eine Chance hat.«
Guy knickst wieder, und wir müssen alle lachen. Selbst Sharon.
»Wir schaffen das, Leute. Es braucht nur eine kleine Vision und jede Menge harter Arbeit. Seid ihr dabei?«
Alle schauen einander an, als warteten sie darauf, dass irgendwer als Erster den genannten Bedingungen zustimmt: ein paar Wochen lang schuften oder endgültig den Job verlieren, und das in einem wirtschaftlichen Klima, in dem es beinahe unmöglich ist, eine neue Stelle zu finden.
»Wir sind dabei!«, sagt Barbara, die inoffizielle Sprecherin der Truppe.
»Ich hoffe, am Ende springt wenigstens eine Gehaltserhöhung für uns raus«, grummelt Elaine. »Das stand nicht im Vertrag, als ich hier unterschrieben habe. Wäre ich lieber mal bei Selfridges geblieben.«
Sharon geht nicht darauf ein. »Gut gemacht, Ladys, ich bin wirklich stolz auf euch. Und auch du, Gwen, gut gemacht, dass du die Initiative ergriffen hast und Guys Beispiel gefolgt bist. Das ist ein guter Anfang, aber du und dein Team, ihr müsst euch heute wirklich anstrengen, damit am Ende auch die Verkaufszahlen stimmen. Und den anderen brauche ich wohl nicht erst zu sagen, dass wir alle uns Gedanken machen müssen, wie wir den Umsatz unserer jeweiligen Abteilungen ankurbeln und neue Kunden anlocken können. Ich werde Carly reihum in alle Abteilungen schicken, damit sie euch bei der kreativen Umsetzung eurer Ideen unter die Arme greift. Sie scheint ja eine ganz gute Vorstellung davon zu haben, wo die Reise für Hardy’s in Zukunft hingehen soll. Wobei, wo steckt sie eigentlich heute? Weiß jemand was?«
Alle schauen sich um, als merkten sie jetzt erst, dass Carly fehlt. Auch wenn sie es normalerweise nicht so mit der Pünktlichkeit hat, verpasst sie für gewöhnlich doch nicht unsere Treffen am Montagmorgen.
Sharon runzelt die Stirn und schaut auf die Uhr. »Tja, sicher gibt es einen guten Grund. Carly hat hart an der kreativen Neuausrichtung unseres Hauses gearbeitet. Rupert hat vollstes Vertrauen zu ihr und ist überzeugt, dass es ihr gelingen wird, den Laden in die richtige Richtung zu lenken, und dabei braucht sie eure Hilfe. Als stellvertretende Verkaufsleiterin wird sie mit Rupert zusammen dafür zuständig sein, Hardy’s einen frischen neuen Look und eine neue Ausrichtung zu verpassen.«
»Na dann, viel Glück«, ruft jemand dazwischen.
»Sie hat einige anstrengende Wochen vor sich«, sagt Sharon, die den Einwurf einfach überhört, »und ich möchte, dass ihr sie dabei unterstützt – selbst wenn ihre Ideen für eure Abteilung vielleicht nicht euren eigenen Erwartungen und Vorstellungen entsprechen –, wobei Guy und Gwen offensichtlich selbst die Initiative ergriffen und ihre Abteilungen eigenhändig umgekrempelt haben. Das sieht man gerne.« Nickend schaut sie die beiden an. »Seid versichert, dass ich Rupert von eurem Engagement und eurer Mühe berichten werde.«
Guy strahlt in die Runde, während Gwen etwas verunsichert lächelt. Allem Anschein nach ringt sie immer noch mit sich, ob sie die fremden Lorbeeren tatsächlich einheimsen soll oder nicht. Am liebsten würde ich versuchen, ihr telepathisch mit Blicken zu verstehen zu geben, dass sie das ruhig darf. Keiner der beiden weiß, dass sie als Erste auf der Abschussliste standen.
Ich hoffe bloß, dass es reicht, um die bevorstehende Katastrophe abzuwenden. Zumindest fürs Erste.
Sharon entlässt uns, und sofort flitzen sämtliche Angestellte unter aufgeregtem Quieken und hungrig den neuesten Klatsch durchkauend wie Mäuse, denen man gerade ein besonders leckeres Stückchen Käse vorgesetzt hat, in den Laden. Auch wenn die drohende Schließung beängstigend ist, weiß ich doch, dass sie sich gerade den Kopf darüber zerbrechen, wer wohl das fleißige unbekannte Helferlein des Weihnachtsmanns ist, das hier im Laden alles auf den Kopf stellt. Gwen kennen wir alle gut genug, um zu wissen, dass sie es sicher nicht gewesen ist. Guy kommt da schon eher in Frage. Bei Schwulen glaubt doch jeder, sie hätten von Natur aus ein gewisses kreatives
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