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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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ich versuche, ihn am Telefon hinzuhalten. Also greife ich hektisch in die Tasche und beantworte atemlos mein Handy.
    »Hallo?«
    »Hey, Fremde«, raunt Joel mit seinem sirupsüßen Akzent.
    Fremde. Jemand, den ich nicht kenne. Definitiv eine kleineSpitze. Ich gehe nicht darauf ein, sondern schaue nur zu, wie er sich das Telefon unters Kinn klemmt, die Tasche zwischen die Beine steckt und die Arme verschränkt. »Ich dachte, du gehst gar nicht mehr ran. Wie geht es dir?«
    Unauffällig drücke ich mich gegen das Schaufenster und rücke etwas weiter von ihm ab, wobei ich heilfroh bin um den dichten Menschenstrom, der Joel die Sicht auf mich versperrt.
    »Mir geht’s gut«, entgegne ich leise.
    Joel lacht. »Klingt, als seist du dir da nicht so sicher. Ich habe dich heute bei Hardy’s verpasst.«
    Worauf ich gar nichts sage.
    »Carly? Bist du noch da?«
    Ich erstarre. Carly? Das heißt … Urplötzlich kommt es mir vor, als seien außer ihm und mir keine anderen Menschen auf der Straße, und ich kann ihn ganz deutlich sehen, wie er sich gegen das Fenster lehnt, einen Fuß vor den anderen gekreuzt. Seine dunklen Haare hat der Wind zu einer Stirntolle hoch geweht, und sein Gesicht sieht so süß aus, verletzlich fast.
    Er weiß es nicht.
    Ich bin außer mir vor Freude, mein Magen fühlt sich vor Aufregung an wie Schlagsahne im Mixer, und ich habe kleine Sternchen im Kopf. Und dann trifft mich die Realität wie ein Schlag. Womöglich ist das genau der richtige Augenblick, mit der Wahrheit herauszurücken. Ich brauche bloß zu sagen: »Ich heiße nicht Carly.« Vier einfache Worte.
    »Alsooo«, meint er neckisch, »rate mal, wo ich gerade bin?«
    Mir ist ganz schwindelig vor Adrenalin und dem fragilen Lügengespinst, das ich mir zurechtgesponnen habe. »Och, keine Ahnung«, entgegne ich. »Wie oft darf ich denn raten?«
    »Sooft du willst«, gibt er mit einem aufreizenden Lachen zurück.
    »Okay«, sage ich, während ich noch ein wenig weiter dasFenster entlang von ihm abrücke und dann mit einem gewagten Sprung durch die Drehtür nach drinnen flüchte. Schnell verschwinde ich aus dem Eingangsbereich und drehe mich dann um, damit ich ihn weiter beobachten kann. Das Spiel fängt an, mir Spaß zu machen. Es ist schön, ausnahmsweise mal die Zügel in der Hand zu haben. »Vollkommen wahlloser Rateversuche, Nummer eins: Selfridges?« Neugierig linse ich durch einen Spalt im Fenster nach draußen und muss mir das Lachen verkneifen, als ich sehe, wie Joel sich irritiert umschaut und dann den Kopf schüttelt.
    »Woher weißt du das?«, ruft er verwundert.
    »Einfach nur gut geraten.«
    »Tja, du hast jedenfalls vollkommen recht.« Wieder schaut er misstrauisch links und rechts die Straße hinunter. Dann dreht er sich ein wenig um, und ich kann sein markantes Profil erkennen. Dann dreht er sich noch etwas weiter herum, und sein Blick geht zur Tür, sodass ich rasch weiter in die Untiefen des Ladens verschwinden muss.
    Unauffällig halte ich mir eine große Designerhandtasche vors Gesicht und tue, als schaute ich sie mir ganz genau an, und nach einer Weile spähe ich vorsichtig dahinter hervor, um zu sehen, ob Joel immer noch in meine Richtung schaut. Gott sei Dank hat er sich wieder zur Straße umgedreht. Ich möchte schließlich nicht, dass er mich nicht nur für eine Hochstaplerin, sondern auch noch für eine Stalkerin hält.
    »Gerade habe ich ein kleines Geschenk für dich gekauft«, raunt er mir ins Ohr, und ich zucke zusammen. Ich war so konzentriert darauf, ihn nicht aus den Augen zu verlieren, ich hätte beinahe vergessen, dass wir ja noch miteinander telefonieren.
    »Das wäre doch nicht nötig gewesen«, entgegne ich plötzlich ganz verlegen.
    »Nötig nicht, aber ich wollte es«, sagt er. »Schließlich ist baldWeihnachten. Und zu den Feiertagen bin ich wahrscheinlich schon nicht mehr da. Am zweiten Weihnachtstag fliege ich nach Hause nach Pennsylvania.«
    Mir sackt das Herz bis in die Zehenspitzen.
    »Ich wollte dir gerne etwas schenken, nicht zu Weihnachten, sondern einfach, weil …«
    Ich bin baff. Langsam lasse ich die Handtasche sinken und starre durchs Schaufenster auf Joels Kopf.
    »Das ist sehr nett von dir«, sage ich leise.
    »Also, hättest du heute Abend Zeit? Vielleicht auf einen Drink oder so?«
    »Oh, ich kann leider nicht«, entgegne ich bedauernd. »Ich muss heute Abend Babysitten.« So gerne ich ihn sehen will, ich bin seit fünf Uhr früh auf den Beinen und sehe aus wie ausgespuckt. Unser Treffen

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