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Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)

Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)

Titel: Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grey
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tust du da?“
    „Sei still“, zischte Wally. „Sie stirbt, wenn ich ihr nicht helfe. Sie wurde angeschossen und ich glaube, sie ist trächtig.“
    Phillip kniete sich auf den Betonboden. „Was soll ich tun?“ Wally blickte von dem Wolf auf und lächelte nervös. Auf Phillip konnte man sich eben verlassen—für seine Freunde tat er alles.
    „Bring mir Wasser und meine Tasche aus deinem Auto. Und es darf dich um Gottes willen niemand sehen, vor allem Dakota nicht. Er wird mich umbringen.“
    Phillip sprang auf und kam ein paar Minuten später zurück. „Du kannst sie nicht hier lassen.“
    „Ich weiß, aber ich kann sie nicht bewegen, nicht jetzt.“ Wally nahm die Tasche und das Wasser entgegen. Er säuberte die Wunde so gut er konnte und griff dann zu seinen Instrumenten. „Jetzt halt sie gut fest und bete.“
    Er zog die Wundränder etwas auseinander und folgte dem Schusskanal durch die Hinterhand der Wölfin, bis er die Kugel fand. „Alles wird gut, mein Mädchen. Es hätte schlimmer sein können.“ Ihr Körper zuckte und Wally beeilte sich. Er packte die Kugel mit einer Pinzette und holte sie heraus.
    Er legte das Instrument beiseite, vernähte die Wunde, säuberte und verband sie. „Die Wunde ist gar nicht so schlimm, aber das arme Ding wäre fast verblutet.“
    „Wir müssen sie hier rausschaffen.“
    „Da ist ein Holzschuppen hinter dem Haus, Dakota und ich sind gestern Abend daran vorbeigekommen. Vielleicht können wir sie dorthin bringen“, sagte Wally schnell und mit gedämpfter Stimme. Er hatte eine alte Decke gefunden und breitete diese jetzt auf dem Boden aus, dann legte er die Wölfin sanft darauf ab.
    Jeder an einem Ende hoben sie die Decke hoch und trugen sie gemeinsam hinten aus dem Stall hinaus und um das Haus herum. Währenddessen hörten sie schon Schritte und Türenschlagen. Kurze Zeit später erreichten sie den Schuppen
    Dieser war zum Glück fast leer. Doch im Dach war ein Loch und in der hinteren Wand noch eins. „Da kommt sie doch raus!“, rief Phillip, als er das sah.
    „Das geht schon in Ordnung. Setz die Decke ab.“ Sie legten sie auf den Boden. „Ich habe getan, was ich konnte. Nun liegt es bei ihr und Mutter Natur. Entweder schafft sie es und läuft weg oder sie stirbt.“ Eine Welle der Hilflosigkeit durchlief ihn, doch das gehörte zu seinem Job. Die Wölfin war immer noch ein Wildtier – er konnte sie nicht gesund pflegen wie ein Haustier. Er konnte der Natur nur ein wenig unter die Arme greifen.
    „Oh.“ Phillip machte einen Schritt zur Tür.
    „Geh ruhig schon zurück zum Haus. Ich komme gleich nach. Ich hol’ ihr nur noch ein wenig Wasser.“ Phillip ging und Wally lief schnell nach hinten, füllte ein Gefäß mit Wasser, brachte es in den Schuppen und stellte es in der Nähe der Wölfin ab. Er warf einen letzten Blick auf das grau-gelbbraune Fell und streichelte ihr über den Rücken. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal tun würde – einen Wolf streicheln. Im Stillen wünschte er ihr alles Gute, stand auf und ging hinaus. Nachdem er die Tür leise hinter sich geschlossen hatte, ging er zurück zum Haus.
    Er bog um die Ecke zum Stall und blieb wie angewurzelt stehen. Dort stand Dakota, die Arme über der Brust verschränkt und starrte ihm entgegen. Er sah wütend aus, verletzt und mordlustig, alles zur selben Zeit. Wally hielt seinem Blick stand, während sein Geliebter mit diesen widerstreitenden Gefühlen kämpfte. Er hätte Gebrüll oder eine Explosion erwartet. Stattdessen senkte Dakota den Blick, und Wally sah nur noch Schmerz und Enttäuschung darin liegen. Ohne ein Wort zu sagen, drehte Dakota sich um und marschierte ins Haus. Hinter ihm knallte die Tür zu.

Kapitel 8

    „W IE konnte er mir das nur antun?“, murmelte Dakota vor sich hin, als die Tür hinter ihm zuschlug. „Ich dachte ...“ Dakota schluckte, während er im Wohnzimmer auf und ab tigerte. Er stampfte auf den Holzboden. „Wie konnte er nur?“ Durch das Fenster sah er Wally zum Stall gehen, gefolgt von den Hunden und Phillip. Er hätte es wissen müssen. Für einen Moment schaute Wally zum Haus herüber. Er sah kreuzunglücklich aus. In dem Wissen, dass Wally ihn nicht hören konnte, rief Dakota: „Geschieht dir recht! Tu jetzt bloß nicht so!“
    „Kota.“ Die Stimme seines Vaters, die vom Flur her zu ihm drang, lenkte ihn von seinem Zorn ab. Er kehrte dem Fenster den Rücken, ging den Flur entlang und stieß die Tür auf. Sein Vater war wach, sein Blick so klar wie

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