Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)

Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)

Titel: Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grey
Vom Netzwerk:
paar Stunden auf, sah auf die Uhr und schlief wieder ein. Schließlich bekam er leichte Rückenschmerzen, also stand er auf, zog sich an und ging nach draußen. Libby trottete auf ihn zu und stupste mit dem Kopf seine Hand an, damit er sie kraulte. Die anderen Hunde folgten direkt dahinter.
    Im Osten stieg gerade rosig die Sonne auf und erhellte allmählich das Gras um das Haus herum. Die Luft roch frisch und kühl, eine leichte Brise strich wie ein Kuss über Wallys Haut. Wally überlegte, ob er Kaffee machen sollte, aber er wollte niemanden aufwecken. So setzte er sich hin, genoss die Morgendämmerung und hörte dem Wind zu.
    Als er ein leises Geräusch hörte, spitzte Wally die Ohren. Er sah sich um, ob es vielleicht einer der Hunde gewesen war. Doch die lagen alle eingerollt um seine Füße herum, die Köpfe auf ihren Pfoten. Wally lauschte, da hörte er das Geräusch erneut, nur ein wenig lauter; die Hunde erwachten und legten die Köpfe schief. Damit zeigten sie Wally, dass er sich nicht verhört hatte. Er stand auf und horchte weiter. Dann trat er von der Veranda und ging über die Weide. Die Hunde folgten ihm auf dem Fuße. Je lauter das Geräusch wurde, desto klarer konnte Wally es als hohes Winseln und Fiepen erkennen und desto aufgeregter wurden die Hunde. Zum Glück blieben sie aber weiter hinter ihm. Als Wally den Rand eines ausgewaschenen Grabens erreichte, war das Winseln ganz nah.
    Dort unten, ein paar Meter entfernt, lag etwas, das aussah wie der Körper eines großen Hundes. Darüber stand ein großer Wolf, der dem liegenden Wolf winselnd die Wunden leckte.
    „Scheiße“, flüsterte Wally.
    Der große Wolf musste ihn gerochen haben. Sein Kopf drehte sich Wally zu, und er fletschte knurrend die Zähne. Wally erstarrte, teils vor Angst, teils vor Ehrfurcht. Sein erster Instinkt war, sich zurückzuziehen, doch das konnte er nicht. Alles, was er während seiner jahrelangen Ausbildung je gelernt hatte, drängte ihn dazu, dem verletzten Wolf zu helfen.
    Noch ehe Wally einen klaren Gedanken fassen konnte, kam ihm bellend die Kavallerie zur Hilfe. Die Hunde kamen über den Hügelkamm, kläfften wie verrückt und veranstalteten einen Heidenspektakel. Der Wolf sah hinunter auf den schlaffen Körper, dann zu den Hunden und noch einmal zurück, dann rannte er vor Wally davon. Ein letztes Mal blickte er sich noch um, dann sprang er aus dem Graben und flüchtete über das offene Land.
    Wally sprang rasch in den Graben; der andere Wolf konnte jeden Moment zurückkommen. Am Hals der Wölfin ertastete er einen schwachen Herzschlag. Sie war am Leben, gerade noch so. Zum Glück blutete sie nicht mehr, aber ohne Hilfe konnte sie unmöglich überleben. Die Hunde standen schwanzwedelnd und hechelnd am Grabenrand und sahen aus, als seien sie sehr zufrieden mit sich.
    Wally sah sich suchend um. Er wünschte, er hätte etwas dabei, worin er die Wölfin einwickeln konnte. „Scheiß drauf.“ Er schob die Arme unter die Wölfin und hob sie ächzend hoch. Sie war verdammt schwer. Dann kletterte er die Böschung hinauf. Der Kopf der Wölfin hing schlaff herab und Wally hoffte, dass er ihr nicht noch mehr Schaden zufügte, während er mit ihr im Laufschritt das freie Feld überquerte. Die Hunde waren direkt hinter ihm. Er sah über seine Schulter, um sicherzugehen, dass er nicht verfolgt wurde. Es war ihm klar, dass der andere Wolf ihn durchaus angreifen konnte. Wölfe paarten sich fürs Leben und für einen Alpha-Wolf gab es keine größere Bedrohung, als wenn ihm jemand sein Weibchen wegzunehmen versuchte
    Bei jedem Schritt betete Wally, dass der männliche Wolf seine Gefährtin für tot halten möge. Seine Beine wollten ihn kaum noch tragen und er atmete schwer, als er endlich den Stall erreicht hatte. In der Sattelkammer legte er die verletzte Wölfin auf den Boden und schloss die Tür.
    Auf der Ranch war es noch ruhig, doch sie konnte jeden Moment zum Leben erwachen. Wally eilte zur Tür, schlich sich hinein und in Phillips Zimmer. Zum Glück war Phillip allein. Wally schüttelte ihn wach.
    „Shhh ... Ich brauche deine Hilfe.“
    „Was ist denn los, zum Teufel?“, gähnte Phillip blinzelnd.
    „Sei still und zieh dich an, schnell.“ Wally wusste, dass er nicht viel Zeit hatte, bevor die anderen aufwachen würden.
    Leise vor sich hin grummelnd zog sich Phillip an, aber wenigstens blieb er still, während er Wally zum Stall folgte. Als Wally die Tür zur Sattelkammer öffnete, keuchte Phillip auf. „Was, zum Teufel,

Weitere Kostenlose Bücher