Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
überrascht an. „Ich kann es sehen, dass er dir wichtig ist und darüber bin ich sehr glücklich. Du solltest nicht alleine sein. Und was diese Wölfin betrifft, wir kommen seit Jahrzehnten mit ihnen zurecht und das wird auch in Zukunft so sein. Das gehört zum Geschäft.“ Sein Vater hustete und Dakota gab ihm Wasser. „Ich weiß, ich habe früher anders gedacht, aber Fakten sind Fakten, und dieser Wally kann den Teil von sich genausowenig verleugnen, wie du verleugnen kannst, was du für diese Ranch empfindest.“
„Wie bist du nur so schlau geworden?“ Dakota ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder.
„Ich war schon immer so schlau, du hast es nur nie gesehen.“ Ein zufriedenes Lächeln erhellte die Miene seines Vaters; es kam Dakota fast so vor, als hätte sein Vater diesen Satz schon seit Jahren gerne mal sagen wollen. „Jetzt mach dich mal wieder an deine Arbeit. Ich werde hier noch ein Nickerchen machen und dafür brauch‘ ich kein Publikum.“ Seine Augen schlossen sich. Dakota schüttelte den Kopf. Heute war wirklich ein guter Tag; er fühlte sich fast, als hätte er seinen Vater zurückbekommen. Ob es nun an den neuen Medikamenten lag oder einfach nur Glück war, Dakota würde alle guten Tage nehmen, die er mit seinem Vater nur haben konnte.
Dakota stand auf und ging die Treppe hinunter in Richtung Stall. Er war glücklich und ihm war irgendwie leicht ums Herz. Während der letzten paar Tage, hatte er sich gegenüber seinem Vater und seinen Männern geoutet. Zuvor war ihm gar nicht bewusst gewesen wie sehr die Geheimnisse und seine Ängste an ihm gezehrt hatten. „Hey, Boss“, rief ihm einer seiner Männer im Vorbeigehen zu. Dakota grüßte zurück und ging weiter zur Koppel.
Da hallte ein Schrei über den Hof: „Was soll der Scheiß?!“ Als Dakota sich umdrehte, sah er Greg vom Holzschuppen zurückweichen. Greg ging rückwärts und Dakota rannte im Laufschritt auf ihn zu.
„Das ist schon in Ordnung“, sagte Dakota, als er den aufgeschreckten Mann erreichte.
„Ich ...“ Greg warf einen Blick über seine Schulter zurück zum Schuppen, während Dakota ihn dort wegbrachte. „Ich hab‘ die Kettensäge gesucht und Mario hat gesagt, sie wär’vielleicht im Schuppen, und …“ Erneut blickte er über seine Schulter. „Herrgott. War das …?“
„Ich fürchte, ja. Den hat Wally heute Morgen gefunden. Er glaubt, dass das der Wolf ist, den du letzte Nacht angeschossen hast.“ Dakota sprach weiterhin leise.
„Was, zum Teufel, soll das Vieh da drin? Warum hat er es nicht einfach getötet?“, fragte Greg sachlich, als wäre das die einzig logische Lösung. Alle Männer auf der Ranch würden so denken, das war Dakota schon klar. Aber Wally war da wirklich ganz anders, und Dakota musste feststellen, dass er genau das an ihm mochte. Wenn Wally allen seinen Patienten soviel Fürsorge entgegenbrachte wie der Wölfin, dann würde er einmal ein wirklich hervorragender Tierarzt werden.
„Wally könnte so etwas nicht tun. Er hat sie in der Schlucht gefunden und konnte sie nicht einfach sterben lassen. Ich weiß, das ist schwer zu verstehen. Herrgott, ich verstehe es ja selber nicht. Ich sehe das so: Tieren zu helfen, ist einfach ein Instinkt für ihn. Deshalb ist er heute Morgen mit Doc weggefahren, um bei der Geburt der Zwillingsfohlen auf der Milford-Ranch zu helfen und deshalb hat er auch der Wölfin geholfen.“ Dakota deutete mit dem Kopf in Richtung Schuppen.
„Das ist doch bescheuert!“, entgegnete Greg, während sie zur Koppel zurückgingen. „Weiß er denn nicht, dass dieser Wolf das nächstbeste Kalb reißen wird, das er zu fassen kriegt? Das ist absolut verrückt, wenn du mich fragst.“ Kopfschüttelnd marschierte Greg davon Richtung Stall, wobei er die ganze Zeit vor sich hin grummelte.
Dakota machte sich an die Arbeit. Er musste etwas Körperliches tun, also verbrachte er den Rest des Vormittages damit, den Stall zu säubern. Dann holte er den Rasenmäher heraus und mähte das Gras im Hof, um das Haus herum. Gegen Mittag machte er eine Mahlzeit fertig und aß mit seinem Vater zusammen auf der Veranda.
„Es wird langsam ein bisschen warm. Willst du wieder rein, Dad?“
„Himmel, nein. Ich fühle mich hier draußen fast lebendig.“
Dakota lachte. Gerade da fuhr in Auto auf den Hof, aus dem die Krankenschwester ausstieg. „Hallo, Mr. Holden, Dakota.“ Sie kam die Treppe herauf. „Kommen Sie, ich mach‘ Sie mal ein bisschen frisch.“ Sie löste die Bremsen seines
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