Ein wildes Herz
sich dann durch die Adern brennt und brennt. Er kann nicht genug von ihr kriegen, ein Kuss reicht nicht für all ihre Haut. Seine Zunge kostet ihr Parfüm und darunter den Duft ihrer Haut, wieder und wieder saubergewaschen von seinem Kuss, während sie sich unter ihm windet und schlängelt wie der Lauf eines Flusses, und ihr Atem ist süß an seinem Ohr, er erstickt ihn vor Begierde, und es drängt ihn, ihr alles zu sagen, alles über sein Leben und sein wildes Herz und seine Erinnerung, es ihr nicht mit Worten zu sagen, sondern mit seinem Körper, mit jedem Zoll seiner Haut, die er ihr mit solcher Hoffnung darbietet, mit etwas, von dem er hofft, es ist Zuneigung, obwohl er weiß, dass es auch eine Art von Egoismus ist. Denn in dieser Minute ist sie, dort in der Kühle, die Einzige, die einzige Frau, die jemals gelebt hat, die Einzige, die er je berührt hat und der er jemals mit seinem Körper all die Geheimnisse verraten hat, die Tag für Tag in seinem Herzen lebendig waren, die Dinge, an die er sich erinnert, die Dinge, die er so lange vergessen hatte.
Doch das ist hier, das ist jetzt. Das ist das Einzige, und sie ist nicht die Erste, aber sie ist die Einzige, das Einzige, und jedes Kosten ihrer Haut ist ein neues Gefühl in seinem Mund, und jeder Atemzug aus ihrem Mund eine Zärtlichkeit, die er
nie erwartet hat und nicht verdient. Genau hier, in diesem Bett, auf dieser Bettdecke aus Chenille, in diesem Sonnenuntergang, inmitten dieser geblümten Kissen und ihrem blonden, blonden Körper, wird die Wildnis seines Begehrens überschaubar, wie ein gerodeter Pfad, der immer klarer wird, denn er führt nur zu ihr, zu dem hier, zu ihnen beiden, in Gänze begehrt und in Gänze zugehörig zum Hier und zum Jetzt.
In diesem Moment ist er schön, schön wie ein Tier in der Wildnis. Sie ist schön und zugleich gänzlich vertraut und gänzlich fremd, und ihre Stimme ist eine neue Stimme, und ihr Atem ist ein starker Windstoß, der ihn wegpusten könnte, und ihr Mund ist etwas Neues, ohne den Lippenstift. Wie ihre Augen in die seinen blicken, dunkel wie tiefe Tümpel, das Blau ist schwarz geworden, unergründliche Tiefen, die fragen, ist das alles richtig? Ist es das, was du willst?
Denn auch ihr Begehren, ihre Lust, hat gewartet. Denn sie ist, was sie immer gewesen ist, seit sie ein kleines Kind in einem Schuppen draußen in jenem Tal war, sie ist das, was sie gewesen ist, bevor sie zur Frau wurde. Sie ist bereit. Für das, für ihn, für ihren Filmstar, der im Sonnenuntergang auf sie zureiten wird, hierher, für den Geruch seines Schweißes, so süß wie Regenwasser, für seine Hände, die nach Blut riechen, für den roten Schimmer des Sonnenuntergangs auf seiner Haut und den des Blutes, das direkt unter seiner Haut durch seine Adern rauscht, ihren Montgomery Clift, ihren Clark Gable.
Jetzt liegen seine Arme um sie, seine Hände ruhen auf ihr, seine Beine drücken ihre Beine auf das Bett, und sie ist die Hayworth, sie ist Betty Grable, das Gesicht und der Körper, die eine Million Jungs mit in den Krieg genommen haben, von denen sie geträumt haben. Endlich weiß sie, wer sie ist, denn sie wusste es vom allerersten Blick an, wer sie war und wer sie für ihn sein sollte, und so wird sie es auch, hier, unter seinen
Händen, seiner Zunge, die sie erschaffen, so wie Claudie mit ihren geschickten Händen ein Kleid nur aus schlichtem Stoff erschafft, sie wird zu etwas, das weit und eng und bauschig und gerüscht und schimmernd und duftig und schmeichelnd ist, wie Seide, an der er seine Haut kühlen kann, ein prachtvolles Wunderwerk, das sie wie die Schleppe eines Brautkleides, das sie nie getragen hat, hinter sich her ziehen kann, etwas, das nur für ihn und für jetzt gemacht ist.
Alles, was sie sagen kann, ist jetzt und jetzt, wieder und wieder, bis er von dort, wo er war, zurückkehrt und sie hört und sich endlich gestattet, sich das zu nehmen, was sie ihm darbietet, es voller Scheu zu nehmen, es mit einer Wucht zu nehmen, die doch nicht wehtut, es zu nehmen mit der ganzen Wärme und Dankbarkeit, die er in seinem Herzen empfindet, weil eine so schöne Frau sich ihm geschenkt hat. Jeder von ihnen – Charlie für Sylvan und Sylvan für ihn – ist zum Einzigen geworden, das existiert, und zu gar nichts. Sie sind verbunden und doch allein, ein jeder braucht den anderen, um jene Einsamkeit wiederaufleben zu lassen, die sie durchgestanden haben, um sich zu finden, ein jeder braucht den Aufruhr im Körper des anderen, um
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