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Ein wildes Herz

Ein wildes Herz

Titel: Ein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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auch unbeholfene Tanzen zu den traurigen Klängen, die Hitze des Morgens und der Donnerschlag gegen Mittag, das Spanferkel, das längst verbrannt und vergessen war, weil auf einmal keiner mehr Hunger hatte –, all diese Dinge waren vorher gewesen, niemand erinnerte sich noch an sie, denn nun waren ihre Herzen voll, und alles andere war danach.
    Danach wandelte Charlie Beale in ihren Augen  – wenigstens für eine kurze Zeit und ganz gleich, was er tat und wohin er auch ging  – auf dem Wasser, und es gab nichts, was er falsch machen konnte.

24. KAPITEL

    J eder in Brownsburg, Männer, Frauen und Kinder, liebte Charlie Beale. Jeder bis auf einen Mann. Von dieser Minute an hasste ihn Boaty Glass. Er hatte nicht hingeschaut, als Charlie Beale angefangen hatte, Land aufzukaufen, hatte seinen Stolz sogar heruntergeschluckt, als er hörte, Charlie habe ihn überholt, was die Größe seines Grundbesitzes anging und auch dessen Qualität. Er hatte sich sogar taub gestellt, als die Gerüchte aufkamen, was Charlie Beale mit seiner Frau zu schaffen hatte, obwohl er tief in seinem Herzen wusste, dass die Gerüchte stimmten. Doch sie bedeutete ihm nicht viel, seine Frau mit ihrem üppigen Körper und ihrem schicken Gehabe. Im Grunde bedeutete sie ihm gar nichts, solange sie nur seine Frau blieb.
    Er hatte eine auffallende Kühlerfigur für den Wagen seines Lebens gewollt. Glitzernd, funkelnd, schön gearbeitet, etwas, das einzigartig und kunstvoll war. Er hatte das Objekt des Neides sein wollen. Aber vor allem hatte er sich gewünscht, geliebt zu werden, denn mit einem so herrlichen Eheweib an seiner Seite würde man auch ihn selbst bewundern. Aus diesem Grunde trug er sogar einen Ehering, denn wenn er durch die Straßen einer Stadt ging, ob es nun Brownsburg war oder Timbuktu, dann konnte jeder
Fremde mit einem Blick auf seine Hand sehen, dass er geliebt wurde.
    Doch der Gedanke, dass nun die ganze Stadt so große Stücke auf Charlie hielt, dass er das Ansehen besaß, das zu besitzen Boaty sich gewünscht hatte, seit seine Mutter gestorben war, kratzte ihm in der Kehle, als hätte er ein Stück Stacheldraht verschluckt. Wenn man Boaty ärgerte, dann hörte er ein konstantes, schrilles Pfeifen in seinem Ohr, und er spürte, wie bittere Gallensäfte in seinen Magen emporstiegen. Es dauerte lange, Boaty wütend zu machen, doch wenn er es dann war, blieb er bei seinem Zorn und wartete geduldig, die Hände über seinem gewaltigen Bauch gefaltet, auf seine Rache.
    Selbst Sylvan hatte sich seinem Griff entzogen, seit sie diesen Jungen aus dem Wasser geholt hatte. Sie gehörte ihm nicht mehr so, wie sie ihm zuvor gehört hatte. Leute, die ihr normalerweise nur höflich zunickten oder ihr ganz aus dem Wege gingen, weil sie sie einfach nur als ein Teil seines Besitzes betrachteten, hielten sie auf der Straße an und machten ihr Komplimente für ihre blödsinnige Aufmachung, für all diese Fummel, die sie sich zusammen mit dieser verrückten Schwarzen ausdachte. Sie behandelten sie so, als wäre sie eine Art feine Dame, statt des Hinterwäldlertrampels, als der sie geboren war und der sie immer sein würde.
    Das machte er ihr eines Tages recht beiläufig klar  – wer sie war, wem sie gehörte, und was sie in ihrer Situation zu tun und zu sagen hatte. Er gab es ihr so deutlich zu verstehen, dass sie eine Woche lang das Haus nicht verlassen konnte, höchstens um sich bei Dunkelheit zu dem Haus der Farbigen zu schleichen und ihr bei einem Stück Kuchen  – oder was auch immer sich die beiden Frauen zu Gemüte führten, wenn sie den Nachmittag miteinander verbrachten  – das Herz auszuschütten.

    Boaty hatte noch nie zuvor eine Frau geschlagen. Er hatte einfach keine gehabt, die er hätte schlagen können, aber irgendwie fand er gleich Gefallen daran und fragte sich, warum er nicht früher darauf gekommen war. Wenn man auf dieser Welt Eindruck hinterlassen will, dann gibt es eine einfache Methode dafür, und es gehörte auch nicht viel dazu.
    Und was sollte sie auch groß unternehmen? Ihn verlassen? Wenn sie ihn verließ, dann wurde ihre Familie heimatlos. So lautete der Vertrag. Und wohin würde sie dann gehen? Wenn sie es Claudie erzählte, wem sollte Claudie Wiley es weitererzählen? Ihrer schwachsinnigen Tochter?
    Nein. So wie ein guter Farmer im Frühling seine Zäune überprüft, bevor er sein Vieh zum Weiden aus dem Stall lässt, sorgte Boaty dafür, dass sein Besitz sicher eingezäunt war und mit strenger Hand

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