Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
auch das Gitterbettchen.“
Er bemerkte, wie sich Isabelle an Millicent festhielt. „Was ist euch lieber – möchte jede von euch ein eigenes Zimmer, oder zieht ihr es vor, zusammen zu sein?“
„Zusammen, bitte.“
„Wenn Sie uns das Zimmer zeigen könnten, Mrs Orion, dann kann ich meinen Sohn erst einmal auf das Bett legen und Ihnen dann mit dem Gitterbettchen helfen.“ Sie folgten Mrs Orion nach oben. Als Daniel Arthur in das Gitterbettchen legte und Millicent ihn mit einer Decke zudeckte, beugte er sich zu ihr herüber. „Ich habe mit Mrs Orion über Franks Tod gesprochen. Sie ist auch verwitwet.“
„Vielen Dank.“ Dankbarkeit durchströmte Millicent. Daniel sah die Probleme kommen und kümmerte sich sofort um sie, damit sie gar nicht erst zu Problemen werden konnten. Es würde doch alles gut werden!
Kurze Zeit später legte Isabelle ihren müden Kopf auf das Kissen. Millicent schob die Decke zur Seite und wollte sich ebenfalls hinlegen. Sofort saß Isabelle kerzengerade im Bett. „Das kann doch alles nicht sein. Es ist einfach nicht wahr.“
„Schhh.“ Sanft legte Millicent die Arme um ihre Schwester und legte sich mit ihr zusammen hin.
„Ich sollte gar nicht hier sein.“
„Doch, das sollst du.“ Millicent breitete die Decke über sich und ihre Schwester.
Doch Isabelle warf die Decke von sich. „Eine F-f-frau sollte bei ihrem E-e-e-ehemann sein.“
„Oh, du Liebe.“ Millicent kämpfte gegen ihre eigenen Tränen. „Frank ist tot.“
„Ich weiß.“ Verzweifelt schaute Isabelle sie an, und ihre Stimme klang völlig verloren. „Aber Daniel Clark ist dein Ehemann. Die ersten Tage waren wir ja noch im Zug, aber heute Nacht, das ist eure H-h-hochzeitsn-n–“
„Shhh.“ Endlich schaffte es Millicent, ihre Schwester wieder zu beruhigen und zuzudecken. Dann nahm sie sie in die Arme und flüsterte leise in ihr Ohr: „Schlaf jetzt.“
„Aber ...“
„Es ist nicht so, wie du denkst, Isabelle. Es ist nur eine Zweckehe. Er hat uns außergewöhnliche christliche Nächstenliebe gezeigt.“ Aber so müde wie sie war, dachte Millicent doch noch eine Weile darüber nach, wie sie sich jemals bei Daniel Clark für seine Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit bedanken könnte.
* * *
BumpBumpBumpBumpBump Bumm! Daniel fuhr aus dem Bett und riss die Tür auf. Eine Staubwolke lag in der Luft. „Was ist denn hier los?“
„Das hat mich Mr Eberhardt damals auch gefragt“, murmelte Millicent.
„Millicent, wo bist du, und was hat –“, er brach gerade noch rechtzeitig ab, bevor er ein toter Mann sagen konnte – „Eberhardt damit zu tun?“
„Ich bin hier unten am Fuß der Treppe und stecke fest. Und Mr Eberhardt ist nicht hier. Er hat mir nur die gleiche Frage an den Kopf geworfen und in genau demselben Ton, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe.“
Als Daniel hörte, dass Millicent festsaß, rannte er die Treppe hinunter. „Bist du verletzt?“
„Nein.“
Dicke Staubflusen wirbelten immer noch in der Luft herum. Daniel erspähte durch die Staubwolke hindurch seine Braut, wie sie mit beiden Händen versuchte, ihren Rock zu befreien. Er konnte noch nicht so genau sagen, was sie festhielt, aber wenn er ihr nicht half, würde sie bestimmt an dem Staub ersticken, den sie aufwirbelte. „Warte einen Moment, Frau.“
„Es tut mir leid.“ Mit dem Handgelenk wischte sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ein Staubfleck prangte auf einer ihrer Wangen, und auch auf ihrer Nase war ein Staubtupfer zu erkennen. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“
„Mit dem Lärm hättest du die Toten aufwecken können.“
Millicents Augen weiteten sich und ihre Unterlippe begann zu zittern.
Warum habe ich das nur gesagt? Ich bin ein Idiot. „Bitte entschuldige. Ich –“
Millicent schüttelte schockiert den Kopf und straffte die Schultern. Sie war mit ihrer Hand über das Treppengeländer gefahren und hielt sie Daniel nun hin. Die ganze Hand war voller Dreck. „Unmöglich.“ Ihre Stimme zitterte, doch sie zwang sich zu sprechen. „Das ist alles Staub, noch nicht einmal Asche. Nur Staub!“
Ihr Mut erstaunte ihn. Sie hatte allen Grund, in Tränen auszubrechen, doch sie verlor nicht die Fassung. Er konnte nur dasselbe tun. Endlich war er bei ihr angelangt. Bei dem Anblick, der sich ihm nun aus der Nähe bot, verzog er das Gesicht. „Der ganze Laden ist ein einziges Chaos.“
Dankbar schaute sie ihn an, um ihm zu zeigen, dass er die richtigen Worte gefunden hatte. Ein kleines Lächeln
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