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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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suchen«, sagte ich. »Kannst du nachschauen, ob es etwas über die Tunnel gibt, was aus der Zeit von vor 1940 stammt?«
    »Du weißt, dass heute Heiligabend ist, ja?«
    »Ach«, sagte ich. »Heißt das, du willst ein Geschenk?«
    »Das heißt, dass ich morgen heim nach Essex fahre. Und ich weiß zwar, dass du erstaunlich wenig von den Verfahrensregeln hältst, aber Nightingale ist der leitende Ermittlerim Little-Crocodiles-Fall und Seawoll der im James-Gallagher-Fall. Das heißt, du musst mindestens mit einem von den beiden reden, bevor du irgendwas unternimmst. Sei es auch nur, aus dem Bett zu steigen.«
    »Bring mir wenigstens meinen Laptop«, bat ich.
    »Na gut.«
    »Und Trauben. Das darf doch nicht wahr sein, dass ich über Nacht im Krankenhaus war, und niemand hat mir Trauben mitgebracht.«
    Nachdem Lesley abgezogen war, warf ich einen Blick in den Abfalleimer und fand nicht nur eine, sondern gleich zwei Plastikschalen mit abgegessenen Weintraubenstielskeletten darin. Ich verbrachte eine unterhaltsame halbe Stunde damit, mir bizarre Rachepläne für Lesley auszudenken, dann erschien Nightingale mit einer Garnitur frischer Kleidung. Da sie von Nightingale herausgesucht worden war, handelte es sich natürlich um meinen Maßanzug von Marks & Spencer, der eigentlich für Beerdigungen und Aufritte vor Gericht reserviert war.
    Ich erzählte ihm von meinen Theorien bezüglich des Gesichtslosen und Crossrail, und je länger ich erzählte, desto dürftiger klang es. Aber Nightingale fand, man sollte es trotzdem überprüfen.
    »Wir sollten zumindest die Möglichkeit ausschließen.«
    Wir wurden von einem erstaunlich jungen Facharztanwärter mit kurzen braunen Fingern und Birminghamer Akzent unterbrochen, der mir den Blutdruck maß und noch einmal Blut abnahm. Ich fragte nach Dr. Walid und bekam zur Antwort, dieser sei, da ich in keiner wie auch immer gearteten Gefahr schwebte, am Vorabend nach Schottland abgereist.
    »Sie haben’s erstaunlich gut überstanden«, sagte der Nachwuchsdoktor. »Aber Sie sollen noch über Nacht zur Beobachtung dableiben. Sie waren unterkühlt und dehydriert, also sollten Sie sich nicht anstrengen, viel Flüssigkeit zu sich nehmen und sich warm halten.«
    Ich versicherte ihm, ich hätte nicht die Absicht, das Bett zu verlassen, und er ging zufrieden davon. Nightingale meinte, ich sehe erschöpft aus, und er gehe wohl besser, um mich schlafen zu lassen. Gegen eventuelle Langeweile ließ er mir sein Exemplar des Daily Telegraph da und schlug vor, ich solle es mit dem Kreuzworträtsel versuchen. Er hatte recht – nach einer Viertelstunde knallte ich das Ding entnervt auf die Bettdecke.
    »Nummer zwölf senkrecht«, sagte Tyburn von der Tür her. »Gegenleistung für erhaltenen Dienst. Acht Buchstaben.«
    Sie trug eine braune Hose und einen schneeweißen Rollkragenwollpullover.
    »Können Sie mich nicht erst mal gesund werden lassen, bevor Sie ihn einfordern?«
    Sie trat ein, ließ sich am Fußende meines Bettes nieder und sah sich missbilligend im Zimmer um.
    »Warum haben Sie keine Trauben?«
    »Das hab ich mich auch schon gefragt. Und Sie haben mir nicht mal Blumen mitgebracht.«
    »Glauben Sie, dass in der Kanalisation Leute leben?«, fragte sie.
    »Glauben Sie’s?«
    »Ich halte es für möglich. Und falls es wahr ist, sollte man sehr behutsam Konsequenzen aus diesem Umstand ziehen.«
    »Und Sie glauben, dafür sind Sie die Richtige?«
    »Ich bin sozusagen die Göttin vor Ort. Wer, wenn nicht ich?«
    Ich wollte erklären, dass Nightingale und ich alles unter Kontrolle hatten, aber irgendwie bezweifelte ich, dass sie mir unter den gegebenen Umständen glauben würde.
    Tyburn beugte sich vor und machte ein vertrauenswürdiges Gesicht. »Wie lange würde sich der Status quo denn überhaupt noch aufrechterhalten lassen? Wenn es wirklich Leute in der Kanalisation gibt, wäre es nicht besser, sie in die Mainstream-Gesellschaft zu integrieren?«
    »Ihnen Sozialhilfe verpassen, sie in eine Sozialwohnung stecken und ihre Kinder in die Schule schicken?«
    »Eventuell. Vielleicht könnte man sie auch an ihrem jetzigen Wohnort belassen, sie aber regulär als Bürger anerkennen – mit Anspruch auf Gesundheitsdienst und Bildung. Ihnen die Wahl ermöglichen, ob sie sich einbringen wollen.«
    » Falls es dort Leute gibt.«
    Tyburn stand auf und wandte sich zum Gehen. »Alles, was ich will, ist, dass Sie darüber nachdenken.«
    Ich brummte etwas Unverbindliches, und sie verschwand. Ganz ehrlich, so

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