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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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– als gestandenes Mädel aus Essex kannte sie sich aus, was Leber, Milz und sonstige Innereien anging. Sie hatte mir einst eine halbe Stunde lang einen erbaulichen Vortrag darüber gehalten, was für verschwiegene Teile der tierischen Anatomie regelmäßig in Mollys »traditioneller Küche« Verwendung fanden. Falls Sie nicht wissen, was »Presskopf« ist, will ich Ihnen eine genauere Erklärung gern ersparen.
    Zach fiel jedenfalls mit schockierendem Enthusiasmus über das Sandwich her.
    Was Verhörtricks angeht, existieren diverse Lehrmeinungen. Seawoll trauert den guten alten Zeiten nach, als noch so gut wie jeder rauchte und man dem Verdächtigen nur lange genug die Kippen verweigern musste, dann war er bereit,dir für einen Zug nahezu alles zu sagen. Was seinen Zweck erfüllte, solange es einem nur darum ging, irgendwas ins Protokoll zu schreiben. Aber wer akkurate Informationen wollte, musste die Sache etwas raffinierter angehen.
    Bei der Vorbesprechung zum Verhör waren wir uns einig gewesen, dass bei Zach das Problem nicht darin bestehen würde, ihn zum Reden zu bringen, sondern ihm etwas Vernünftiges zu entlocken. Ein niedriger Blutzuckerspiegel war da sicherlich nicht hilfreich, aber – wie Stephanopoulos anmerkte – auch kein zu hoher. Daher das Innereiensandwich.
    »Also, reden wir über deinen Freund«, sagte ich.
    »Ich hab ’ne Menge Freunde.«
    »Reden wir über den, der so geschickt mit den Händen ist.«
    Zach machte eine ahnungslose Miene, aber damit täuschte er mich nicht.
    »Blasses Gesicht. Kapuzenshirt. Kann mit bloßen Händen Löcher in Beton drücken.«
    Zach schielte zu den beiden Tonbandkassetten, die im Recorder kreisten. »Dürft ihr überhaupt über dieses Zeug reden?«
    »Wir sind ganz unter uns«, sagte Lesley.
    Schön wär’s, dachte ich. Ziemlich sicher beobachteten Seawoll, Stephanopoulos und Nightingale das Ganze hinter dem Monitor, sezierten jeden Satz bis ins Detail und bewerteten ihn in einer Scorecard.
    »Du hast versucht, mich bei der Party aufzuhalten«, sagte ich. »Du wolltest nicht, dass ich ihm folge.«
    »Und was ist passiert, hm?«, versetzte er.
    »Also kennen Sie ihn tatsächlich«, sagte Lesley.
    »Kann sein, dass ich ihm schon über den Weg gelaufen bin. Wir haben ein bisschen geplaudert, vielleicht mal das eine oder andere Geschäft gemacht.«
    »Wer ist er?«, fragte sie.
    »Stephen heißt er. Kann ich vielleicht ein Mars haben?«
    »Nachname?«, fragte ich.
    »Oder eine heiße Schokolade?«, fragte Zach. »Nach Presskopf ist ’ne heiße Schokolade absolut unschlagbar.«
    »Nachname?«, wiederholte ich.
    »Mit Nachnamen haben die’s nicht so.«
    Ich hätte gern gefragt, wer »die« waren, aber manchmal ist es besser, wenn der Verhörte denkt, man hätte etwas nicht mitbekommen. Also fragte ich ihn, woher Stephen kam.
    »Peckham.«
    Wir fragten, wo genau in Peckham. Das wusste er angeblich nicht.
    »Weißt du, was er mit seiner Waffe gemacht hat?«
    »Waffe?«
    »Die, mit der er auf uns geschossen hat.«
    Einen Augenblick lang starrte Zach uns an, als wären wir verrückt. Dann runzelte er die Stirn. »Ach, die Waffe. Ihr müsst ihm was getan haben – die Knarre hat er eigentlich nur zur Selbstverteidigung dabei. Hey, du darfst echt nicht denken, dass er rumrennt und wild auf jeden ballert.«
    »Hat er sie dir mal gezeigt?«
    »Was?«
    »Die Waffe? Hast du sie je gesehen?«
    Zach lehnte sich zurück und machte eine vage Handbewegung. »Klar. Aber ich hab sie nicht in der Hand gehabt oder so.«
    »Wissen Sie, was es für eine ist?«, erkundigte sich Lesley.
    »’ne Knarre halt.« Zach formte eine Hand zur Pistole. »Mit so was kenn ich mich nicht aus.«
    »War es ein Revolver oder eine Pistole?«, fragte sie.
    »Eine Glock«, sagte Zach. »Die, die ihr Bullen auch habt.«
    »Ich dachte, du kennst dich mit Waffen nicht aus«, bemerkte ich.
    »Das hat Stephen gesagt«, erklärte er und sah Lesley flehend an. »Habt ihr echt keine heiße Schokolade? Ich sterbe.«
    Die Met als weitgehend unbewaffnete Polizeitruppe hat sehr rigorose Ansichten, was den illegalen Besitz von Schusswaffen angeht. In den oberen Etagen schenkt man diesem Tatbestand ganz besondere Aufmerksamkeit und begegnet ihm mit bedeutenden Ressourcen, üblicherweise gekrönt von einem Besuch des CO19, der bewaffneten Einheit der Met, deren inoffizielles Motto lautet: Nicht Waffen töten Menschen, sondern wir töten Menschen mit Waffen. Da Zach zweifellos wusste, wie ernst wir das nahmen, war

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