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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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langsam bekam ich einen Bärenhunger und überlegte schon, ob ich aufstehen und mich auf die Suche nach etwas zu essen machen sollte, da erschienen meine Eltern mit einer üppigen Ration Jollof-Reis, scharf gewürztem Rindfleisch und – am allerbesten – einer großen Plastikdose voll frisch frittierter Kochbananen. Alarmiert von der E.-coli-Epidemie und aus beruflichen Gründen sowieso misstrauisch, was die Reinlichkeit von Kliniken anging, hatte meine Mum festgelegt, dass ich auf keinen Fallirgendetwas aus der Krankenhausküche essen durfte. Als gehorsamer Sohn stopfte ich mich pflichtbewusst mit den mitgebrachten Köstlichkeiten voll und versprach hoch und heilig, dass ich, egal was passierte, zum Weihnachtsessen bei Tante Jo auftauchen würde.
    Selbst ein Nilpferd wäre mit einem Kilo von Mums Reiseintopf im Bauch nicht mehr zu sehr viel in der Lage, daher legte ich mich, als Mum und Dad weg waren, wieder hin und döste ein.
    Als ich die Augen öffnete, saß Zachary Palmer vor mir, die Hand in einer meiner Tupperwaredosen.
    »Hey!«, sagte ich.
    Er hörte auf, meine Kochbananen zu vernichten, und grinste mich an. »Deine Mum kocht verflucht gut.«
    Ich riss ihm die Dose aus der Hand. »Das sind meine, du diebischer Halunke!« Unbeeindruckt machte er sich über die Obstschale her. Sein Sweatshirt war sauber und wies noch die scharfen Bügelfalten auf, die nur durch Molly in Freizeitkleidung geraten können.
    »Was machst du hier?«
    »Ach, wollte bloß schauen, ob mit dir alles okay ist.«
    »Ich bin gerührt.«
    »Na ja, von selber hätte ich’s vielleicht nicht getan, aber er hat sich halt ein bisschen Sorgen gemacht, weißt du?«
    »Wer er?«
    Zach erstarrte mit einer Satsumaspalte auf halbem Wege zum Mund. »Hab ich er gesagt?«
    »Oh ja. Hast du.«
    »Krieg ich wenigstens die Kochbananen?«, bat er.
    Ich verstärkte meinen Griff um die Tupperware. »Nein.«
    »Na gut. Bis dann.« Und er ergriff die Flucht.
    Also, es gibt gewisse Dinge im Leben, die man einfach tun muss, auch wenn man genau weiß, dass sie schmerzhaft, peinlich oder im Chaos enden werden oder alles zusammen. Zum Beispiel zum Zahnarzt gehen, zum ersten Mal ein Mädchen fragen, ob sie mit dir ausgehen will, samstagabends einem Junggesellenabschied vor der Rumba-Bar ein Ende machen – und, schließlich und endlich, einen Flüchtigen durch ein Krankenhaus verfolgen mit nichts am Leibe außer einem rückenfreien Klinikhemdchen.
    Ich lief schnurstracks zur Treppe, denn entweder würde Zach den Aufzug nehmen, in welchem Falle die Chancen gut standen, dass ich vor ihm unten ankam, oder er war auf der Treppe, dann wäre ich genau hinter ihm. Als ich die schwere Brandschutztür aufriss, war nichts von ihm zu sehen oder zu hören, also sprang ich, drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunter und hielt nur kurz inne, um laut aufzubrüllen, als ich mir heftig den Zeh anstieß.
    Lesley sagt immer, der Schlüssel zu einer erfolgreichen Verfolgung ist, zu wissen, wohin der Verdächtige will. Selbst wenn das endgültige Ziel unbekannt ist, sollte man sich rational überlegen, wo der nächste Engpass sein könnte. In Zachs Fall war es die Eingangshalle der Klinik, die den einzigen offiziellen Ein- und Ausgang darstellte. Also eilte ich dorthin. Unglücklicherweise hatte die Halle zwei weit auseinanderliegende Ausgänge und war dank der eisigen Straßenzustände, dem Ausbruch der Wintergrippe und diversen Opfern von aggressivem Kampfshopping gerammelt voll mit Beschädigten und Leidenden sowie deren Anhang.
    Wäre Zach so schlau gewesen, einfach langsam und ruhig hinauszugehen, dann wäre er wohl entkommen. Aber zumGlück für mich steuerte er in vollem Sprint dem Nordausgang entgegen, und alles, was ich tun musste, war, den empörten Schreien zu folgen, die er in der Menge auslöste. Bei meinem Nahen wurden die Schreie noch einen Tick lauter – immerhin kam da eine halbnackte männliche IC3-Person angerast, wenn auch in Winterfärbung. Sie zogen alle die falschen Schlüsse und stoben auseinander.
    Ich rannte die breite Freitreppe vor dem Krankenhaus hinunter, stolperte einmal, weil ich mit der bloßen Ferse auf einem vereisten Fleck ausrutschte, fing mich wieder und blickte nach links und rechts. Wenn man nicht gerade auf dem Weg ins Krankenhaus war, war das vorgelagerte Stück Bürgersteig zu nichts gut außer dem Einatmen von Abgasen – folglich hinderte mich nichts und niemand daran, Zach zu erspähen, der nach links rannte.
    Ich spurtete ihm

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