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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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nach. Bei jedem Schritt riefen meine Füße mir ins Gedächtnis, warum ich so viel Geld für Turnschuhe ausgebe. Die Bewegung hielt mich warm, aber ein kühles Lüftchen um meine Kehrseite erinnerte mich beständig daran, dass ich hosentechnisch unterversorgt war – das und der anerkennende Pfiff, der hinter mir ertönte, als ich in die Tottenham Court Road einbog.
    Zach glaubte offenbar, er habe seine Sorgen hinter sich gelassen, denn er verlangsamte in ein zügiges Gehtempo. Ich hatte ihn fast erreicht, als er sich umsah, mich entdeckte und davonflitzte, hakenschlagend wie ein Hase. Barfuß konnte ich ihn nicht einholen, so viel war sicher. Und er wäre mir entwischt, wäre nicht in diesem Augenblick Lesley mit ihren Einkäufen aus Sainsbury’s gekommen, hätte mich und Zach gesehen und eine dieser Blitzentscheidungen getroffen, derentwegen sie in Hendon zur Absolventinmit den größten Chancen gewählt worden war, mit dreißig schon Chief Superintendent zu sein.
    Sie verzichtete auf jeden extravaganten Firlefanz – wie zum Beispiel einen Clothesline-Wurf – und streckte einfach das Bein aus. Er ging sauber zu Boden. Ohne ihre beiden Einkaufstüten und meinen Laptop abzusetzen, stellte sie ihm den Fuß auf den Rücken, was ihn niederhielt, bis ich hinzugekommen war. Unvermeidlicherweise scharten sich einige Schaulustige um uns.
    »Polizei«, sagte ich. »Gehen Sie weiter. Hier gibt es nichts zu sehen.«
    »Finden Sie?«, gab jemand zurück.
    »Ich lasse Sie jetzt aufstehen, Zach«, sagte Lesley. »Machen Sie keine Dummheiten.«
    »Ganz bestimmt nicht, ich schwör’s. Bitte tun Sie nur nichts Übereiltes.«
    »Übereilt?«, fragte ich. »Nachdem ich deinetwegen nackt die Tottenham Court Road runterrennen musste? Wie kommst du bloß darauf, dass wir was Übereiltes tun könnten?«
    Da tauchten zwei Uniformierte auf, die weder Lesley und ich kannten, und die Sache war nahe daran, in die Binsen zu gehen. Also, ich an ihrer Stelle hätte mich verhaftet – aber nachdem ich unauffällig die Worte »Detective Inspector Stephanopoulos« ins Gespräch einfließen ließ, waren sie plötzlich die Hilfsbereitschaft in Person. Sobald man allerdings den Namen Stephanopoulos heraufbeschworen hat, muss man sich auch den damit verknüpften Prinzipien gemäß verhalten, außer man sehnt sich wirklich nach Ärger, daher ließen wir jemanden von der Mordkommission kommen, um Zach festzunehmen. Während er eingepackt undin einen Vernehmungsraum in Belgravia versandt wurde, trabte ich im Laufschritt in die Klinik zurück, um mich anständig anzuziehen und mich selbst zu entlassen. Sie würden sich wundern, wie viel Papierkram dazu nötig ist.

24
Sloane Square
    Zu meiner Enttäuschung wartete auf meinem Schreibtisch im Außenteam-Büro gar nichts auf mich.
    »Als Ihre Krankschreibung kam, haben wir Ihre Aufgaben anderen Kollegen übertragen«, erklärte Stephanopoulos.
    Da war ich nun seit sechs Tagen in einer Mordkommission und hatte es gerade mal geschafft, ungefähr zweieinhalb Maßnahmen abzuarbeiten. Das würde in keiner Leistungsbewertung gut aussehen, und ich zweifelte auch sehr daran, ob ein magischer Zweikampf gegen einen Erdbändiger in der Kanalisation eine akzeptable Entschuldigung abgeben würde.
    Weil wir uns die langwierige Aufnahmeprozedur ersparen wollten, hatten wir Zach nicht offiziell in U-Haft genommen. Aber wir stellten klar, dass er die Wahl hatte: entweder »der Polizei behilflich sein« oder offizielle Verhaftung und Weihnachten in der Zelle.
    Die Vernehmungsräume in Belgravia sind kahle quadratische Kammern mit graublauen Wänden und abgewetzten hölzernen Zierleisten. Es gab einen zerkratzten Holztisch, ein paar Stühle, das unvermeidliche Aufnahmegerät mitzwei Bändern und eine Überwachungskamera, die in einer Plexiglasblase von der Decke hing.
    Seit er vor etwa einer Stunde hier abgeliefert worden war, hatte Zach es geschafft, eine Halde aus Schokoriegelverpackungen und zerschredderten Styroporbechern vor sich aufzutürmen.
    »Hallo, Schätzchen«, sagte er, als Lesley und ich eintraten.
    »Oh, Zach, ich wusste gar nicht, dass du so für mich empfindest«, sagte ich.
    »Habt ihr was zu essen?«, fragte er. »Ich verhungere.«
    Ich fegte den Müll in den Papierkorb und legte ihm ein verdächtig labberiges Paket in Wachspapier hin. Zach öffnete es vorsichtig, schnupperte daran und begann zu strahlen. »Von Molly?«
    »Was ist es?«, fragte Lesley.
    »Presskopfstulle«, sagte er.
    »Oh«, sagte Lesley

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