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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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denn?«
    »Ich hab dich echt vermisst«, sagte ich.
    »Oh.«
    Den Rest des Weges zum Folly sagte sie kein Wort.
    Es überraschte uns weder, dass Nightingale noch nicht aus Henley zurück war, noch dass Molly in der Eingangshalle herumhing und auf uns wartete. Toby hüpfte mir um die Beine, während ich mich auf den Weg ins Private Speisezimmer machte, wo Molly optimistisch für zwei Personen gedeckt hatte.
    Zum ersten Mal, seit ich hier eingezogen war, brannte ein Feuer im offenen Kamin. Ich trat wieder hinaus auf die Galerie und sah Lesley gerade die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufgehen.
    »Lesley«, rief ich. »Warte mal.«
    Sie hielt an und sah mich an. Ihr Gesicht war eine schmutzigrosa Maske.
    »Iss doch mit mir zu Abend. Wäre schade drum, sonst wird’s ja nur weggeworfen.«
    Sie schielte die Treppe hinauf, dann sah sie mich wieder an. Ich wusste, dass die Maske juckte und sie es wahrscheinlich kaum erwarten konnte, in ihr Zimmer zu kommen und sie abzunehmen.
    »Ich hab dein Gesicht doch schon gesehen«, sagte ich. »Und Molly auch. Und Toby ist es sowieso egal, solange du ihm ein Würstchen spendierst.« Toby hörte sein Stichwort und bellte. »Nimm das blöde Ding ab. Ich hasse es, allein zu essen.«
    Sie nickte. »Okay.« Und wandte sich zur Treppe.
    »Hey!«, rief ich.
    »Ich muss mich eincremen, du Trottel«, rief sie zurück.
    Ich sah auf Toby hinab, der sich am Ohr kratzte. »Rat mal, wer zum Essen kommt.«
    Molly – vermutlich schmerzlich davon getroffen, welche Unmengen von Takeaway-Essen wir in der Remise verdrückten – hatte angefangen, kulinarische Experimente zu machen. Aber heute Abend war sie, vielleicht auf der Suche nach etwas Tröstlichem, wieder auf die Klassiker zurückgekommen.
    »Rehbraten in Cider«, sagte ich. »War über Nacht eingelegt. Ich hab’s gerochen, als ich mir letzte Nacht einen Imbiss holen wollte. Bin von den Dämpfen fast in Ohnmacht gefallen.«
    Er wurde mit Pilzen garniert in der Kasserolle serviert, und als Beilage gab es Röstkartoffeln, Brunnenkresse und grüne Bohnen. Mir war alles recht, solange es sich um Rücken und Keule handelte – Molly hatte eine recht altmodische Einstellung zu Sachen wie Bries und so. Aber wer ein paar tödliche Autounfälle mitangesehen hat, dem haben Innereien nicht mehr viel zu bieten. Manchmal wundert es mich, dass ich noch Kebab esse.
    Als Lesley ohne Maske kam, wusste ich nicht, wohin ich schauen sollte. Auf ihrer Stirn war ein Schweißfilm, und ihre Wangen und was von ihrer Nase übrig war, sahen rot und entzündet aus.
    »Ich kann links nicht richtig kauen«, sagte sie. »Es wird komisch aussehen.«
    Rehbraten, dachte ich – leckeres Fleisch, aber bekanntermaßen eher zäh. Gut gemacht, Peter.
    »So, wie wenn man Spaghetti isst?«, fragte ich.
    »Spaghetti esse ich so wie die Italiener.«
    »Ach ja, mit dem Gesicht im Teller«, sagte ich, »sehr stilvoll.«
    Das Fleisch war nicht zäh, sondern zart wie Butter. Aber Lesley hatte recht, es sah wirklich komisch aus, wie sie alles in eine Backe stopfte – wie ein Hamster mit Zahnweh.
    Sie warf mir einen finsteren Blick zu, und ich musste lachen.
    »Was ist denn?«, fragte sie, nachdem sie geschluckt hatte. Ich bemerkte, dass die letzten Operationsnarben noch leuchtend rot waren.
    »Ich find’s gut, deinen Gesichtsausdruck sehen zu können.«
    Sie erstarrte.
    »Sonst weiß ich nämlich nie, wann du mich verarschst und wann nicht.«
    Sie führte die Hand zum Gesicht – und hielt inne. Sah die Hand an, als sei sie überrascht, sie da vor ihrem Mund schweben zu sehen, senkte sie wieder und griff nach ihrem Wasserglas. »Du könntest einfach davon ausgehen, dass ich dich immer verarsche.«
    Ich zuckte mit den Schultern und wechselte das Thema. »Was hältst du von unserem Eremiten im Wolkenkratzer?«
    Sie runzelte die Stirn. Ich war überrascht – ich hatte nicht gewusst, dass sie das noch konnte.
    »Ich fand ihn interessant. Aber die Pflegerin war irgendwie unheimlich, findest du nicht?«
    »Wir hätten einen der Flüsse mitnehmen sollen«, sagte ich. »Die können allein aufgrund des Geruchs sagen, ob jemand ein Praktizierender ist.«
    »Ach ja? Wie riecht unsereins denn?«
    »Ich hab nicht fragen wollen.«
    »Ich bin sicher, Beverley fand dich sehr wohlriechend.« Sie hatte recht – Maske hin oder her, ich wusste trotzdem nicht, ob sie mich verarschte oder nicht.
    »Ich frage mich, ob das nur die Flüsse können, oder ob es alle – « Ich verstummte, bevor ich »magische Wesen«

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