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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Finger ins Ohr und drehte ihn ein paarmal. Ich erwartete jeden Moment, dass sein Kopf aufklappte.
    »Woher hatten Sie sie?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Schauen Sie mich nicht so an, kann mich echt nicht erinnern. Irgendso ’n Typ hat sie mir im Pub verkauft – ich muss schon halb besoffen gewesen sein, war ’ne Scheiß-Mühe, das Ding nach Hause zu schleppen.«
    »Passen Sie auf, es geht mir nicht darum, wie Sie das Objekt akquiriert haben.«
    »Was?«
    »Akquiriert«, wiederholte ich langsam. »Ob es geklaut war oder nicht.«
    »Das war doch Müll«, sagte Kevin. »Wer würde so was schon klauen – man könnt’s sowieso nicht loswerden.«
    Ich gab ihm meine Karte und bat ihn, mich anzurufen,falls ihm nochmals etwas Ähnliches unterkommen sollte. Ich beschloss, es als gutes Zeichen zu nehmen, dass er sie nicht sofort demonstrativ vor meinen Augen in die Gosse warf. Dann kehrte ich zum Auto zurück.
    Zach erkundigte sich, ob ich bekommen hätte, was ich wollte.
    Während ich den Motor startete und mich fragte, wo hier der Ausgang war, drückte ich mein Missfallen über den momentanen Stand meiner Ermittlungen aus.
    »Ich weiß nicht, warum Sie so wild auf diese Schale sind«, sagte er. »Ist doch nicht gerade ’n Kunstwerk, oder? Hat nicht mal ’ne besonders schöne Farbe.«
    Und das war der Moment, da mir die kleine Statuette auf dem Kaminsims in James Gallaghers Haus einfiel. Die aus dem gleichen glanzlosen Steingut bestand wie die Obstschale. Ich bin kein Experte für viktorianischen Nippes, aber ich glaubte nicht, dass eine solche Farbe bei Statuetten häufig war.
    »Hat James auch eine Statue gekauft?«
    Zachs Schweigen dauerte einen Moment zu lang. »Weiß nicht.«
    Mit anderen Worten: Ja, aber ich will’s nicht sagen. Was bedeutete, dass Zach entweder wusste, dass zwischen Schale und Statue eine Verbindung bestand, oder dass er einfach unfähig war, nicht zu lügen, wenn man ihm eine direkte Frage stellte. Beides erschien mir durchaus denkbar.
    »Okay«, sagte ich. »Ich fahre Sie jetzt zum Haus zurück.«
    »Wieso?«, fragte er misstrauisch.
    »Gehört zum Service, Sir.«

8
Southwark
    Polizeiarbeit sieht folgendermaßen aus: Man begibt sich von Punkt A zu Punkt B und erfährt dort etwas, was einen zwingt, zu Punkt A zurückzutrotten, um dort Fragen zu klären, die man beim ersten Mal noch nicht hatte. Und wenn man so richtig Pech hat, muss man beide Wege im schlimmsten Schneegestöber seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zurücklegen und hat auch noch Zachary Palmer dabei, der einem gute Ratschläge gibt, wie man fahren soll.
    Die Portobello Road gab sich redlich Mühe, verkehrsfähig zu bleiben. Die Hälfte der Marktstände war abgebaut worden, die Besitzer der anderen Hälfte bissen die Zähne zusammen und stampften mit den Füßen, um sich warm zu halten. Immerhin war die Zufahrt zu der Gasse, in der sich James Gallaghers Haus befand, von einer Parade städtischer Fahrzeuge geräumt worden.
    Die Statuette stand noch auf dem Kaminsims, genau an der Stelle, die mir im Gedächtnis war. Sie war auf Fingerabdrücke untersucht, aber nicht für interessant genug befunden worden, um sie mitzunehmen. Es war sogar eine italienische Reinigungskraft namens Sonia anwesend, die unter dem wachsamen Auge von DC Guleed das Chaos beseitigte, das die Spurensicherung hinterlassen hatte.
    »Ist ja eigentlich nicht mein Job«, sagte Guleed gereizt. Als Angehörigenbetreuer war man normalerweise für die seelischen Nöte der trauernden Anverwandten zuständig, weniger für ihren Wohnkomfort. Aber ein US-Senator stellte wohl einen Sonderfall dar.
    »Hat man die Putzfrau befragt?«
    »Oh nein – das haben wir ganz vergessen, weil wir so total unprofessionell sind.«
    Ich sah sie böse an, und sie seufzte. »Sorry. Der Vater hat vom Flughafen aus angerufen – ich fürchte, er kommt überhaupt nicht damit klar.«
    »Ärger?«
    Guleed warf einen Blick auf Zach, der die Küche nach einem kleinen Imbiss durchstöberte. »Ich glaub nicht, dass Ihr Freund noch hier sein möchte, wenn der Senator auftaucht.«
    »Nicht mein Problem«, sagte ich.
    »Oh, danke vielmals, dass Sie ihn mir aufhalsen. Ich hoffe, Sie werden glücklich mit Ihrer Statue.«
    »Es ist eine ganz besondere Statue«, sagte ich.
    War sie aber eigentlich gar nicht. Sie war etwa zwanzig Zentimeter hoch und zeigte das allseits beliebte Motiv Venus/Aphrodite wird von einem Bildhauer überrascht und versucht verzweifelt, mit der einen Hand ihre Brüste zu

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