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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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bedecken und mit der anderen ihre Tunika am Rutschen zu hindern , das von Kunstkennern in aller Welt so geschätzt wurde, bevor es Internetpornos gab.
    Erst als ich sie in die Hand nahm, merkte ich, dass sie nicht nur aus dem gleichen Material wie die Obstschale bestand, sondern auch latent magisch war. Nicht so stark wie die Schale, aber hätte es sich um Radioaktivität gehandelt,dann hätte mein Geigerzähler auf unheilkündende Weise losgetickt.
    Ich fragte mich, ob James Gallagher das auch bemerkt hatte. War er möglicherweise ein Praktizierender gewesen? Nightingale hatte mir erzählt, dass es auch in Amerika eine magische Tradition gegeben hatte – sogar mehrere Traditionen. Seiner Mutmaßung nach waren diese nach dem Zweiten Weltkrieg in Dornröschenschlaf gefallen. Möglicherweise irrte er sich – seine Trefferquote, was derartige Aussagen anging, war bekanntermaßen nicht sehr hoch.
    Sonia, die aus einem kleinen Dorf in der Provinz Brindisi stammte, konnte sich erinnern, dass James die Statue in der Nähe gekauft hatte. Ich wollte wissen, ob auf dem Markt, aber sie verneinte: es habe sich um eine private Auktion am Powis Square gehandelt. Ich fragte, ob sie sich sicher sei. »Natürlich«, sagte sie. »Er hat mich ja nach dem Weg gefragt.«
    Powis Square war ein typisch viktorianischer, von Stadthäusern gesäumter rechteckiger Platz mit einem kleinen Ziergarten in der Mitte, der unter dem Schnee so formlos aussah wie eine Bettdecke. Unter den schiefergrauen Wolken setzte schon die Dämmerung ein, als ich den Wagen an der Westseite schräg parkte und die Hausnummern zählte, bis ich zur 25 kam.
    Die Fassade war eingerüstet, und zwar auf die gründliche Art mit Planen drum herum, um den Staub drinzuhalten – ein sicheres Anzeichen, dass hier das nächste historische Haus mit Hilfe des großen Geldes ausgeweidet wurde. Früher hatte man sich darauf beschränkt, im Erdgeschoss die nichttragenden Wände zu entfernen, aber inzwischen wares in Mode gekommen, das gesamte Innenleben herauszureißen. Erstaunlicherweise schimmerte trotz des Wetters Licht hinter den Planen, und ich hörte, wie sich Leute auf Polnisch oder Rumänisch oder in sonst einer osteuropäischen Sprache unterhielten. Die waren Schnee wahrscheinlich gewöhnt.
    Ich trat unter das Gerüst und entdeckte dort Vortreppe und Eingangstür. Diese stand offen und gab den Blick auf einen engen Flur frei, der gerade weggebrochen wurde. Als ich eintrat, drehte sich ein Mann in Anzug und Schutzhelm zu mir um. Er hielt ein Klemmbrett in der Hand und trug unter der Anzugjacke einen schwarzen Rollkragenpullover und die Art Mega-Multifunktions-Armbanduhr, die für Leute reizvoll ist, die sich regelmäßig mit dem Flugzeug aufs Meer hinausfliegen lassen und in voller Scuba-Montur abspringen. Oder zumindest davon träumen.
    Wahrscheinlich also der Architekt.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er in einem Ton, der andeutete, dass er dies für unwahrscheinlich hielt.
    »Peter Grant, Metropolitan Police«, sagte ich.
    »Wirklich?« Ich schwöre, sein Gesicht hellte sich auf. »Was kann ich für Sie tun?«
    Ich erklärte ihm, es sei eine Beschwerde über Ruhestörung eingegangen, man habe diese Adresse genannt. Ob er etwas bemerkt habe?
    Der Mann, der tatsächlich der Architekt war, fragte nach, wann diese Ruhestörung denn stattgefunden haben sollte, und als ich ihm die vergangene Woche nannte, lächelte er erleichtert. »Das waren nicht wir, Officer. Letzte Woche waren wir gar nicht da.«
    Angesichts des Gerüsts und der Tatsache, wie viel vondem Haus schon fehlte, mussten sie dann verdammt schnell gearbeitet haben – was ich laut aussprach. Er lachte. »Schön wär’s. Wir sind seit März hier zugange. Letzte Woche mussten wir die Arbeit ruhen lassen, weil wir auf eine Ladung Marmor warteten – weißer Carrara-Marmor, um genau zu sein –, sie kam und kam nicht, was sollte ich da machen?«
    Er hatte seinen Trupp Polen, Rumänen und Kroaten also für eine Woche nach Hause geschickt. »Ich hab sie aber weiterbezahlt. Ich bin ja nicht herzlos.«
    »Gab es Anzeichen für einen Einbruch?«, fragte ich.
    Er hatte nichts bemerkt. Aber ich dürfe gern seine Arbeiter fragen, was ich trotz der Sprachbarriere erfolgreich tat. Nur ein Mann hatte etwas zu melden, und zwar den vagen Eindruck, dass während ihrer Abwesenheit einige Dinge bewegt worden seien. Ich fragte sie, ob sie ihre freie Woche genossen hätten, aber sie sagten alle, sie hätten sich einen

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