Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
Vom Netzwerk:
riskierenkönnte, auch für mich noch ein Pint zu ordern, da winkte mich Seawoll heran, und plötzlich war ich sehr froh, nüchtern zu sein.
    Lesley war besoffener, als ich sie je erlebt hatte.
    »’tschuldigt mich, Gentlemen«, sagte sie. »Muss die Überreste meiner Nase pudern.«
    Seawoll blickte ihr mit einem leichten Schauder nach, als sie in Richtung Toiletten davonschlingerte, dann wandte er sich mir zu. »Sie war die Beste ihrer Generation. Und Sie haben sie kaputt gemacht.«
    Da ich seit Kindesbeinen sowohl meine Mum ertragen musste, für die »Takt« irgendwas mit Musik zu tun hat, als auch meinen Dad, der sein Leben lang voller Stolz seine proletarisch-offenherzige Cockney-Herkunft zelebrierte (vor allem, wenn er seine »Medizin« nicht pünktlich nahm), bin ich gegen stählerne Blicke eigentlich mehr oder weniger immun. Trotzdem war es nicht leicht, Seawoll in die Augen zu sehen – dabei habe ich schon Molly niedergestarrt.
    »Wie dem auch sei«, sagte er, »wir stehen mit diesem Fall immer noch da wie der Ochs vorm Berg, und so langsam stinkt das Ganze mehr und mehr nach dem verdammten Misthaufen, in dem Sie und Ihr geschniegelter Scheißkerl von Boss ständig rumstochern.«
    Ich biss mir auf die Lippe und wartete. Er wollte mich reizen. Ich fragte mich, warum.
    »Was wollen Sie?«, fragte ich schließlich.
    Erstaunlicherweise lächelte er. »Ich will aufhören, durch mein Leben zu rennen wie jemand, der andauernd zu spät zu einer Verabredung kommt. Aber was ich momentan am meisten will, ist diesen Fall zu Ende bringen, und zwar mit einem Minimum an Papierkram und Sachschaden und miteinem anständigen Verdächtigen, den ich einkassieren und vor Gericht bringen kann.«
    »Ich werde mein Bestes tun, Sir.«
    »Sie wissen ja, dass diese Enthauptungsgeschichte in Covent Garden offiziell nie geklärt wurde. Das ist ein Knick in meiner Aufklärungsquote, Peter. Nicht in Ihrer – denn so was wie eine Aufklärungsquote haben Sie ja gar nicht, oder?« Er beugte sich vor. Ich wich zurück. » Ich habe eine exzellente Aufklärungsquote, Peter. Darauf bin ich sehr stolz, und deshalb erwarte ich, dass wir am Ende dieses Falles einen Täter haben – vorzugsweise einen aus Fleisch und Blut.«
    »Ja, Sir«, sagte ich.
    »Eins muss ich Ihnen lassen – Sie wissen, wann Sie besser den Mund halten. Was haben Sie für morgen geplant?«
    »Kevin Nolan aufstöbern und sehen, ob ich seine Verbindung zu James Gallagher finde.«
    »Sie sind sicher, dass es da eine gibt?«
    Ihr Faible für magisches Steingut. Hätte ich sagen können. Tat ich aber nicht. »Das ist eine von den Sachen, die Sie nicht hören wollen, Sir. Aber mit etwas Glück finden wir eine handfestere Verbindung.«
    »Ich will, dass Sie zuerst Ihren Plan in allen Details niederschreiben und dem Fallkoordinator einreichen. Wenn Sie eine Verbindung finden, mit der wir was anfangen können, sagen Sie sofort Stephanopoulos Bescheid, dann kurbeln wir die Überwachung an. Sie machen keine Alleingänge – verstanden?«
    Eine Tür krachte auf, und ein schrilles Kichern ertönte. Aus dem Gang zu den Toiletten kam mit einem ruckartigen Satz Lesley getorkelt. Sie richtete sich würdevoll auf undsah sich leicht verwirrt um, ehe ihr Blick mich und Seawoll fand.
    »Ach herrje«, sagte Seawoll. »Schau dir das an. Höchste Zeit, dass Sie sie nach Hause bringen, Junge.« Er winkte mich gebieterisch weg, und ich beeilte mich, seinem Befehl Folge zu leisten.
    Lesley war noch nicht so weggetreten, dass sie sich nicht vergewissert hätte, ob ich auch fahrtüchtig war.
    »Ich bin definitiv unterhalb der Grenze«, versicherte ich ihr, stopfte sie auf den Beifahrersitz und schloss die Tür.
    »Warum bist du nicht besoffen?«, fragte sie. Es war wieder kalt geworden, und im Auto war es so eisig, dass mein Atem kondensierte, während ich mich über Lesley beugte, um sie anzuschnallen.
    »Weil ich fahre.«
    »Du bist so langweilig«, sagte sie. »Also, jemand, der gleichzeitig Bulle und Magier ist, sollte irgendwie spannender sein. Harry Potter ist nicht so langweilig wie du. Und Gandalf könnte dich bestimmt untern Tisch trinken.«
    Das stimmte wahrscheinlich, aber ich konnte mich nicht an die Stelle erinnern, wo Hermine sich so die Kante gibt, dass Harry den Besen auf der Buckingham Palace Road links ranfahren muss, damit sie ihr Abendessen dem Gully spenden kann. Nachdem Lesley sich den Mund mit den Taschentüchern abgewischt hatte, die ich langweiligerweise für genau solche

Weitere Kostenlose Bücher