Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
Max praktisch kein Wort dazu gesagt hat«, erzählte ich beiläufig, während ich den Wasserkessel aufsetzte. »Er hat nicht ein einziges Mal gelächelt.«
»Nein?«, meinte Helen. »Na und? Was kümmert es dich, was Max denkt?«
»Tut es ja auch gar nicht«, beteuerte ich eilig. »Es kümmert mich nicht.«
»Gut. Denn du musst dein Augenmerk auf Anthony richten.«
»Klar, das weiß ich doch«, sagte ich. In diesem Moment läutete das Telefon.
Helen hob ab. »Hallo? O ja. Moment bitte.«
Sie reichte mir den Hörer und verzog das Gesicht. Ich hielt ihn mir ans Ohr.
»Hallo?«
»Mrs Milton? Hier spricht Robert Taylor. Von Taylor und Rudd.«
»Mr Taylor.« Augenblicklich schoss mir die Röte ins Gesicht. »Hi, wie geht es Ihnen?«
»Es geht um die Beerdigung, Mrs Milton … ich meine, Miss Wild. Sie ist für Mittwochnachmittag angesetzt, äh, also morgen, fünfzehn Uhr. Ich hoffe, das passt Ihnen.«
»Oh, die Beerdigung«, sagte ich, während die Röte noch eine Spur tiefer wurde. »Morgen? Ja, natürlich.«
»Das freut mich sehr. Sie findet in der All Saints Church in South Kensington statt. Kennen Sie die Kirche?«
»Ja. Ich glaube schon.«
»Und vielleicht ist ja danach noch etwas Zeit, um den Papierkram zu besprechen? Wegen Graces Testament?«
Ich schluckte nervös. »Klar. Äh, ja. Ich meine, ich weiß noch nicht genau, wie lange ich bleiben kann – wichtige Geschäftstermine, Sie wissen schon. Wir werden sehen, ja?«
»Natürlich«, sagte Mr Taylor. »So machen wir das.«
Ich legte auf und kehrte in die Küche zurück.
»Scheiße. Das war er, stimmt's? Der Anwalt«, fragte Helen besorgt. »Ich habe ihn gleich an der Stimme erkannt. Ich hätte ihm sagen müssen, du wärst nicht da.«
»Schon gut. Er wollte mir nur sagen, dass Graces Begräbnis morgen Nachmittag stattfindet.«
Helen nickte bekümmert. »Oh, stimmt ja.«
Ich biss mir auf die Lippe. »Und er hofft, dass wir danach einige Papiere durchgehen können.«
»Das kannst du nicht«, sagte sie schnell. »Du kannst nicht hingehen. Du musst dir eine Ausrede überlegen.«
»Ich muss aber hingehen.« Ich kreuzte die Arme vor der Brust. Mit einem Mal kam ich mir schäbig vor - Projekt Hochzeit zu planen, wo die arme Grace noch nicht ein mal unter der Erde war. »Manche Dinge sind wichtiger als Geld.«
»Dann musst du wenigstens zusehen, dass du schnell wieder wegkommst«, beharrte Helen. »Ich meine, du darfst auf keinen Fall etwas unterschreiben.«
Ich hob eine Braue. »Ich will jetzt nicht darüber reden«, sagte ich und schaltete den Fernseher ein. »Mach dir keine Gedanken wegen Mr Taylor. Ich überlege mir was.«
Kapitel 9
Der Tag des Begräbnisses war ein totaler Reinfall – er begann düster und regnerisch, und die Wetterlage verschlimmerte sich stündlich. Nachdem mein kurzer Flirtversuch mit Anthony jäh unterbunden wurde, als Max herüberkam und ihn in eine Unterredung über ausstehende Kreditraten verstrickte, schob ich jeden Gedanken an Projekt Hochzeit beiseite und richtete mein Hauptaugenmerk darauf, in die Kirche zu gehen und Mr Taylor nicht in die Quere zu kommen. Erst als ich in South Kensington aus der U-Bahn trat und all die Leute unter ihren Schirmen sah, während der Regen wie aus Kübeln auf sie herunterprasselte, dämmerte es mir – heute war der Tag, an dem ich endgültig Abschied von Grace nehmen würde. Ich war nicht sicher, ob ich bereit dafür war, und wusste auch nicht, wie ich damit zurechtkommen würde, zusehen zu müssen, wie sie unter die Erde gebracht wurde.
»Ah, Jessica, ich bin ja so froh, dass Sie hier sind.«
Als ich in die Einsegnungshalle trat, sah ich bereits Mr Taylor auf mich zusteuern.
»Hi, Mr Taylor. Wie geht es Ihnen?«
»Danke, sehr gut«, erwiderte er galant. »Ich bin ja so froh, dass Sie kommen konnten.«
Ich rang mir ein Lächeln ab. »Natürlich. Ich meine, ich hätte das Begräbnis auf keinen Fall versäumen wollen. Unter keinen Umständen.«
»Natürlich. Also, um noch einmal auf den Papierkram zurückzukommen: Haben Sie später etwas Zeit? Vielleicht könnten wir nach der Beerdigung in meine Kanzlei fahren?«
»Ach, wissen Sie«, sagte ich vorsichtig, »heute ist es vielleicht nicht so günstig.«
Ich sah, wie Mr Taylor die Augen zusammenkniff, und schluckte.
»Nicht günstig?«
Ich nickte. Dann stieß ich einen Seufzer aus. »Ehrlich gesagt bin ich nicht sicher, ob ich am selben Tag über Graces Erbe reden möchte wie … na ja, Sie wissen schon …« Ich sah zum
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