Ein Zirkus für die Sterne
nickte kurz. »Woher kennen Sie Tyli?«
Entenfuß lächelte. »Wieso, Herzblatt hat heute morgen eine Raupe für mich gefahren, um eine Freikarte für die Nachmittagsvorstellung zu kriegen.« Sein Blick fiel auf Tylis Arm. »Sie scheinen einen ganz soliden Griff zu haben, Chaine.« Der Zeltboß streckte seine Hand aus. »Es ist ein Vergnügen, einen Mann zu treffen, der weiß, wie man Frauen behandelt und mit Kindern umgeht.«
Chaine zuckte mit den Schultern, ließ Tylis Arm los und ergriff die Hand des Zeltbosses. Tyli sah es mit Schrecken. Chaine war sehr stolz auf seinen Zugriff, und sie beobachtete, wie die beiden versuchten, sich gegenseitig beim Händequetschen zu übertrumpfen. Chaines Gesicht wurde noch roter, doch Entenfuß grinste nur. »Es ist … ein Vergnügen … Ihre Bekanntschaft zu machen, Entenfuß.« Chaines Knie begannen nachzugeben.
Ein dreimaliges dumpfes Krachen und das völlige Entweichen der Farbe aus Chaines Gesicht zeigten das Ende des Wettkampfes an. Entenfuß ließ die Hand des Farmers los und schlug ihm auf die Schulter. »Jawohl, Chaine, die Leute auf Doldra sind wirklich nicht übel!« Chaine wankte leicht, und Entenfuß sah hinüber zum Wagenpark, wo einige Arbeiter Karten spielten. »Heda, Karottennase!«
Einer der Zeltarbeiter stand auf und kam an. »Was gibt’s, Entenfuß?«
Der Zeltboß schlug Chaine ein weiteres Mal herzlich auf die Schulter und schickte ihn, alle viere von sich gestreckt, in den Staub. »Mr. Chaine sieht ein wenig blaß aus. Ich dachte, du bist so nett und bringst ihn auf die Krankenstation.«
Karottennase sammelte Chaine aus dem Staub auf. »Klar, Entenfuß. Oje, Mr. Chaine, Sie sehen aber wirklich ganz blaß aus – fühlen Sie sich nicht gut? Kommen Sie nur mit.«
Chaine sackte gegen den Zeltboß. Noch während der Mann ihn abschleppte, warf er einen Blick über seine Schulter zurück. »Tyli, du bist da, wenn ich nach Hause komme!« Karottennase griff nach Chaines Hand, und der Farmer grunzte auf vor Schmerz.
»Tut mir leid, Mr. Chaine, wollte Ihnen nur behilflich sein. Kommen Sie nur!«
Als das Paar davonschritt, blickte Tyli am Zeltboß hoch. »Danke, aber Sie haben keine Ahnung, welchen Ärger ich jetzt kriegen werde.«
Entenfuß schaute das Mädchen an und rieb sich mit einem wurstförmigen Finger über die Oberlippe. »Wo sind deine Eltern?«
»Tot.« Flehend sah sie ihm in die Augen.
Der Zeltboß erwiderte den Blick. »Du wirst fragen müssen. Ich will nicht, daß irgendwer je Grund zu der Behauptung hat, ich hätte dich überredet.«
Tyli ballte zwei Fäuste und schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht! … Es verstößt gegen das Gesetz, und Sie werden Schwierigkeiten kriegen. Das Gesetz wird Sie töten!«
Sanft legte Entenfuß seine Hand auf ihre Schulter. »Warum überläßt du das Kopfzerbrechen über die Einzelheiten nicht mir?«
Tylis Blick wanderte in Richtung Krankenstation, dann zu den Fahnen, die auf dem Hauptzelt flatterten, und sie trocknete ihre Tränen. »Also gut. Ich möchte einen Job haben.«
Entenfuß nickte, legte seinen riesigen Arm um ihre Schultern und steuerte auf das Garderobenzelt zu. Er guckte in die Luft und redete beim Gehen vor sich hin. »Wir werden noch sechs Wochen auf Doldra bleiben. Das erste, was wir also tun müssen, ist, dich unsichtbar zu machen. Wollen mal sehen, was Eisenkinn Jill einfällt. Dann muß ich wohl mit ein paar Leuten reden.« Er sah auf das Mädchen hinab. »Na, Grünschnabel, wie fühlt man sich als Teil der Schow?«
Tyli schnüffelte und lachte. »Bange. Ich hab’ schrecklichen Bammel.«
11
Tyli stand mit rotem Gesicht mitten im Kreise der Ballettmädchen, während Eisenkinn Jill an ihrem schlecht sitzenden Ballettkostüm zupfte und rupfte. »Man könnte die obere Abteilung
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