Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
Vom Netzwerk:
anfangen. Allein. Vielleicht konnte ich wirklich neu anfangen. Ich, ein sorgenfreier Mann ohne Bindungen. Eine Art Neustart.
    Die Zugfahrt verging schnell, verlief glatt und ohne Zwischenfälle. Für mich war es wichtig, dass es heute keine Komplikationen gab. Um ein Uhr hatte ich einen Termin bei Anthony, wegen dem ich mir ein wenig Gedanken machte. Als er mich heute früh anrief, hatte er nicht gesagt, worum es ging, aber er hatte ziemlich sauer geklungen. Vielleicht würde er mir den Kopf waschen. Wenn ich ehrlich war, brütete ich in letzter Zeit tatsächlich nur vor mich hin und machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.
    Vor ein paar Wochen hatte ich einige neue Ideen eingereicht, was die grafische Gestaltung unserer Magazine betraf, etwas, mit dem wir uns wirklich von der Konkurrenz abheben würden. Ich hatte das Gefühl gehabt, es sei an der Zeit, sie ihm auf den Tisch zu legen, und falls es tatsächlich ein Krisengespräch geben sollte, hoffte ich, Ant anhand dieser Konzepte beweisen zu können, dass mich der Ehrgeiz keineswegs verlassen hatte. Ich würde zugeben, dass ich in letzter Zeit einiges hatte schleifen lassen, und gleichzeitig klarstellen, dass ich jetzt wieder auf der Welle surfte und alles wieder lief.
    Am nächsten Tag sollte ich zu einer Computerspielemesse in den USA fliegen, und ich war entschlossen, mich zu rehabilitieren, auch wenn das nicht nur mich, sondern auch Tom und die Firmenkreditkarte betreffen würde: Ich muss dem Streichespielen und dem Komatrinken auf Verlagskosten abschwören, schärfte ich mir ein.
    Plötzlich standen mir lauter Bilder von Tom und mir vor Augen, wie wir stockbesoffen in irgendeinem Luxushotelzimmer herumschmusten. Ich schauderte.
    Je näher das Meeting rückte, desto schlechter fühlte ich mich, aber dann passierte etwas Merkwürdiges, das mich vollkommen von der Sorge ablenkte, ich könnte vielleicht gleich gefeuert werden.
    Kurz nach zwölf Uhr fing ein Obdachloser hinter dem Gebäude an, gewaltig zu randalieren. Niemand in der Redaktion wusste, wieso. Er brüllte irgendwas von einem Foto. Wahrscheinlich war er betrunken. Irgendwann begann er sogar, mit Bierdosen die Fenster in unserem Stockwerk zu bewerfen, und schließlich gelang es ihm, in Ants Büro eins zu zerschmeißen. Ant war erwartungsgemäß stinksauer. Wir erhielten die Anweisung, oben zu bleiben, bis der Sicherheitsdienst angerückt war.
    Natürlich war jeder auf der Etage entzückt. Grüppchenweise stand alles an den Fenstern und beobachtete den Verrückten, der auf dem Parkplatz herumstapfte wie ein wütender Bär. Ich selbst blieb in meinem Büro.
    Die Ablenkung war allerdings eher kurz, und um Viertel vor eins war die ganze Sache vorbei. Jeder erzählte, dass er Sienna draußen gesehen habe, wie sie den Kerl beruhigte und die Dinge wieder in Ordnung brachte. Ich weiß nicht, wie sie dort hineingezogen wurde. Wenn ich ehrlich bin, halte ich so was für Zeitverschwendung; man kann solchen Leuten im Grunde gar nicht helfen. Ich finde, es ist besser, wenn man sich einfach heraushält. Es war offensichtlich, dass sie einer dieser Gutmenschen ist. Wenn sie sich da weiter mit hineinziehen ließe, würden irgendwann alle Obdach- und Heimatlosen von ganz Balham in unseren Autos schlafen.
    Inzwischen stand der Zeiger auf der großen rechteckigen Uhr kurz vor der Eins, also nahm ich meine Papiere und machte mich auf den Weg zu Anthonys Büro. Ich war nervös – ein Gefühl, das mir in letzter Zeit viel zu vertraut geworden war.
    Auf dem Weg zu seinem Büro entdeckte ich Sienna, die mit einem scheuen Lächeln im Gesicht auf mich zukam. Sie wirkte durcheinander, und ihre Augen waren leicht gerötet, als hätte sie geweint. Trotzdem war sie wunderschön.
    Ihre Bewegungen wurden langsamer, so wie in einem Film. Sie trug eine enge dunkelblaue Jeans und einen Cardigan im Retrolook mit Rüschenmanschetten. Ihr langes braunes Haar war glatt; es glänzte und tanzte auf ihren Schultern. In der Hand hielt sie den unvermeidlichen Becher Tee. Ich fragte mich, ob er wohl schon mit ihren Fingern verwachsen war.
    Wir kamen uns immer näher, bis wir beide verlegen vor dem Aufgang zu Anthonys Zwischengeschoss standen. »Möchtest du vorbei?«, fragte ich und streckte mit einer komischen Bewegung gentlemanlike den Arm aus, um sie durchzulassen.
    Sie sah mich verdutzt an. »Äh, nein. Ich habe einen Termin bei Ant. Wieso bist du …?« An ihren Augen war zu sehen, dass sie komplett verwirrt war.
    »Moment, er hat

Weitere Kostenlose Bücher