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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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und dynamische Erscheinung wäre.
    »Sienna ist im Moment nicht da, Nick, aber kommen Sie ruhig herein. Ich habe schon so viel von Ihnen gehört …« Er verstummte. Offenbar machte es ihn verlegen, wie beflissen er klang. Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich über ihn so gut wie nichts wusste. Sienna erzählte nie von zu Hause.
    »Ich wollte sie nur mit einer CD überraschen. Ich dachte, ich bringe sie ihr auf dem Weg in die Stadt kurz vorbei.« Ich strengte mich an, ganz beiläufig zu klingen.
    Auf dem Weg in die Stadt … meine Fresse. Sienna und ich wohnen nur zwei U-Bahn-Stationen voneinander weg. Diese Entfernung legt man mit dem Auto in zehn Minuten zurück, oder man läuft sie in vierzig, wenn einem mal nach Sport zumute ist.
    George bat mich herein, und ich sah zum ersten Mal die Wohnung, die sie sich teilten. Sie war sehr typisch für London: alles auf einer Ebene, mit einem schmalen Korridor, der von der Tür zu einem großen Wohnzimmer mit offener Küche führte. Dabei war sie von eher bescheidener Größe und schien sich hinter der Küche fortzusetzen, wo ein weiterer Korridor nach hinten führte, zu einer geöffneten Badezimmertür und zwei weiteren Türen, die geschlossen waren. Wahrscheinlich handelte es sich um die Schlafzimmer.
    Ich sah George an, der neben einem Laufband stand, das hinter der Küchentür an die Wand gequetscht war.
    Im Wohnzimmer entdeckte ich überall Siennas Handschrift. Kissen, die wie Eulen geformt waren, lagen auf den Stühlen; dicke schwarze Schnüre gaben ihnen ihre Form. Sie waren wunderbar schräg und sahen aus, als stammten sie aus einem Geschenkartikelladen in den Brighton Lanes.
    Ihr Schmuck lag verstreut auf dem Couchtisch herum, und eine schwache Spur ihres Parfüms hing in der Luft. Alles wirkte unordentlich, aber voller Herzenswärme und besaß jede Menge Persönlichkeit.
    Das Sofa sah abgenutzt und geliebt aus, und an fast jeder Wand standen große Regale, vollgepackt mit Büchern und Filmen. Die DVDs umfassten alles von Pulp Fiction bis zu Sex and the City. Man erfährt normalerweise viel über jemanden, wenn man sich seine Bücher und Filme ansieht, aber das hier war ein ziemliches Durcheinander. Hier ein Geschichtsbuch, dort eine Promibiografie. Die Themen passten so wenig zusammen, dass man leicht feststellen konnte, was Sienna gehörte und was George.
    Ungefähr zehn schwarze Notizbücher stapelten sich auf dem Couchtisch, umgeben von Bleistiften und den dazugehörigen Spitzresten.
    Eine wunderbar gemütliche Höhle.
    Mitten auf dem Fußboden lag etwas Schwarzes, das aussah wie ein gepolsterter Sturzhelm. Er wirkte irgendwie weich, anders als die Dinger, die man beim Motorradfahren trägt – eher wie ein Helm für Boxer und Rugbyspieler mit kaputten Ohren. Aber der boxt ganz bestimmt nicht, dachte ich bei mir, nicht so, wie er aussieht.
    »Sie ist bald wieder da, Nick«, versprach George, während er langsam Richtung Küche ging. Auf dem Weg zum Wasserkocher hielt er sich an jeder für ihn erreichbaren Fläche fest, dann drückte er den Schalter.
    Mir dämmerte, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Seine Hose hing herunter, als hätte sie einmal deutlich mehr George enthalten.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass ich Sie noch nicht kennengelernt habe«, sagte ich zu ihm und machte mir im nächsten Moment Sorgen, er könnte glauben, dass ich mich einschleimen wollte.
    »Es ist schön, Sie endlich einmal zu sehen, Nick. Sienna scheint im Verlag viel Spaß zu haben. Ich bin so froh, dass sie mit Menschen wie Ihnen zusammenarbeiten darf … Die letzten Jahre waren wirklich hart für sie, aber das wissen Sie ja sicher … Tee? Milch? Zucker?« Er drehte sich um, jedoch ohne dabei die Arbeitsplatte loszulassen, als wäre sie eine Art Sicherungsseil.
    Die letzten Jahre waren wirklich hart für sie … Was meinte er damit? Aber das wissen Sie ja sicher … Ich wusste gar nichts, sie hatte mir nichts erzählt. Langsam kam die Erinnerung an die vielen Male zurück, als wir aus gewesen waren und sie plötzlich wegmusste. Jedes Mal hatte sie eine neue Begründung gehabt. Ich hatte es als eine Marotte abgetan und gedacht, das sei einfach ihre Art. Doch nun sah es ganz danach aus, als sollten all meine Fragen bald beantwortet werden.
    »Ach, nur Milch und ein Stück Zucker, bitte«, erwiderte ich und ließ mich ins Sofa sinken. Ich war ziemlich enttäuscht darüber, dass Sienna nicht hier war, aber wenigstens wusste ich nun, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie

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