Eindeutig Liebe - Roman
meinen grob gestrickten schwarzen Cardigan enger um den Bauch, als könnte ich ihn damit vor weiteren zudringlichen Essensangeboten bewahren. Dabei fiel mein Blick auf meine sackförmige Jeans und meine Turnschuhe, und mir wurde klar, wie mies ich wirklich aussah.
»Nun, wenn du die Banane nicht nimmst, dann musst du das hier nehmen.« Er drückte mir einen zusammengeknüllten Zettel in die Hand, lächelte mich an und eilte zurück ins Studio.
Hübscher Hintern, dachte ich. Als er außer Sichtweite war, glättete ich vorsichtig den Zettel. Die kurze, aber nette Nachricht war offensichtlich mit einem klecksenden blauen Kuli geschrieben worden. Man hatte fast den Eindruck, dass die Spitze so zerkaut war, dass sie jeden Augenblick platzen und jemandem die Tinte in den Mund schießen könnte. Die Nachricht bestand aus einer einfachen Aufforderung und einer elfstelligen Handynummer: Ruf mich an!
Ich hatte es schon immer ein bisschen komisch gefunden, bei einem Mann den ersten Schritt zu machen, und diesmal war es nicht anders. Im Grunde war es diesmal sogar noch schlimmer. Die Lage war so schwierig, dass sie ein Abendessen und ein langes Gespräch mit Elouise erforderte. Außerdem musste sie meine Seelenqualen wegen des unglückseligen Erbrechens heute Abend lindern.
»Schick ihm schon die SMS, Si«, rief sie neckisch aus der offenen Küche zu mir herüber.
Ich sank tiefer in das Leder ihres Sofas und seufzte. Ein Plastikschwert stach mir in die Rippen, und ich warf es in die Spielzeugkiste. »Ich … ich … ich kann das nicht, echt nicht, El«, murmelte ich, knüllte den Zettel zusammen und warf ihn in meine Handtasche.
»Und warum um alles in der Welt kannst du das nicht? Er hat ein Fitnessstudio, meine Güte – das ist doch supercool!«, schalt sie mich und kam mit einem Holzlöffel zu mir, auf dem sich eine wunderschöne Paella häufte; mitten auf dem orange gefärbten Reis thronte eine dicke Garnele. El weiß wirklich, wie man eine gute Paella macht, aber ich hatte mir erst vor ein paar Stunden die Seele aus dem Leib gekotzt, und mein Magen war mehr als nur ein bisschen empfindlich.
»Nein, El, bitte nicht«, protestierte ich, aber es war schon zu spät – der Löffel schob sich in meinen Mund und erfüllte ihn mit einem köstlichen Geschmack. Er musste ein bisschen offen gestanden haben, als ich das »i« von »bitte« aussprach. Elouise tänzelte strahlend zu ihrer Pfanne zurück. Plötzlich war mein Hunger wieder da. »Wow! Die ist sogar noch besser als deine letzte«, lobte ich und streckte beide Daumen hoch.
»Bleiben wir beim Thema«, forderte sie. »Weshalb hast du denn ein Problem damit, dem Typen eine SMS zu schicken?«
Ich sah zu ihr hinüber, und als sie da so in ihrer engen Jeans und dem ärmellosen Top durch die Küche zischte, wünschte ich mir, ich hätte auch nur einen Bruchteil ihres Selbstbewusstseins. Elouise ist eine richtige Herzensbrecherin, aber nicht auf eine boshaft-vorsätzliche, zickige Weise. Es ist einfach ein Teil dessen, was Elouise Dalton ausmacht. Wenn sie ein Zelt für eine Gartenparty braucht, hat sie am nächsten Tag zehn Angebote – inklusive der muskelbepackten Kerle, die es für sie aufstellen wollen. Wenn bei ihr eine Lampe repariert werden muss, stehen die Elektriker vor ihrer Tür Schlange. Hat sie einen undichten Abfluss, betrachtet sich plötzlich jeder Mann in der Gemeinde – einschließlich des Pfarrers – als hoch qualifizierten Klempner … Sie verstehen, was ich meine. Sie wird verehrt, ist ein echter Schatz – und man kann mit ihr wunderbar über Männer reden.
»Na, ich gehe eben nicht gern auf Männer zu, wirklich nicht, El. Und wenn es schiefläuft, muss ich mir auch noch ein anderes Fitnessstudio suchen.« Ich zog meine Schuhe aus und legte die Füße auf das Sofa.
»Du solltest ein wenig romantischer denken, meine Liebe. Stürz dich einfach auf ihn. Du bist wunderschön, es wird ihn umhauen«, meinte sie und trug das Essen auf.
Mir lief das Wasser im Mund zusammen. »Was soll ich denn schreiben?«, wollte ich wissen, nahm dankbar meine Schale mit der himmlischen Paella entgegen und haute richtig rein.
»Sag einfach Hi, und frag ihn nach einem Date.«
»Was soll ich?«, schrie ich. Eine kleine Garnele fiel von meinem Löffel und landete auf meinem Schoß. Rasch hob ich sie auf und legte sie wieder in meine Schale, ohne dass Elouise etwas bemerkte.
»Ja, Sienna – ein Date. Bist du dir sicher, dass du über Nick hinweg bist?« Sie musterte
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