Eindeutig Liebe - Roman
mich voller Zweifel.
»Ja, sicher, El. Sicher bin ich das. Also, ich werde Ben jetzt sofort eine SMS schicken.« Ich legte die Gabel hin und suchte in meiner Handtasche nach dem BlackBerry und dem Zettel mit Bens Nummer. Rasch tippte ich die Nachricht. »Na, wie klingt das: ›Hi, hier ist Sienna, vom Studio. Wie wär’s mal mit einem Drink? S x‹« Ich überlegte, noch einen Witz über meine Liebesumarmung der Toilettenschüssel zu machen, aber vielleicht war es das Beste, den Mantel des Schweigens über dieses Thema zu breiten, und zwar für immer.
»Ja, großartig, Si«, erwiderte Elouise. Das Funkeln in ihren Augen machte mich noch kribbeliger.
»Okay – dann sende ich es jetzt«, verkündete ich, bekam aber in der letzten Sekunde kalte Füße und speicherte die Textnachricht unter Entwürfe. Gott, war ich erbärmlich. »Geschafft!« Ich sah Elouise an und setzte mein bestes »Ich-habe-gerade-die-SMS-gesendet«-Lächeln auf.
»Prima. Siehst du – so schwer war es doch gar nicht, oder?«
Nach dem Abendessen eilte ich ins Bad und putzte mir die Zähne mit der Zahnbürste, die ich bei El für trunkene Nächte deponiert habe, wenn ich den Weg nach Hause einfach nicht mehr schaffe. Als ich meinen Kopf dem Spiegel über dem Waschbecken näherte, stellte ich fest, dass ich schon wieder deutlich besser aussah. Mein Gesicht bekam langsam wieder Farbe. Gott allein wusste, was da im Fitnessstudio mit mir los gewesen war.
El und ich redeten noch ein paar Minuten, dann trat ich den Rückweg an. Ich verließ das Haus und lief durch den stickigen Sommerabend zurück zu Dad. Als ich schon im Hausflur stand, spürte ich eine Vibration in meiner Handtasche. Ich holte das Handy heraus und erwartete, dass sie von Dad war, der fragte, wo ich steckte. Doch die SMS kam von einer unbekannten Nummer … Sie lautete:
Hi, Sienna. Schön, von dir zu hören. Natürlich trinke ich gern etwas mit dir. Passt dir Donnerstagabend? Ben xx
So ein hinterhältiges Luder! Wie hatte sie nur gemerkt, dass ich flunkerte? Sicher, einige Leute, die ich kannte, wären über diese Art der Einmischung stinksauer gewesen, aber ich war eigentlich nur froh, dass sie für mich den ersten Schritt gemacht hatte.
Ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus. Es war so breit, dass ich gar nicht genau wusste, was ich mit mir anfangen sollte. Und was um alles in der Welt sollte ich bloß anziehen?
16 Monate später ...
Nick
»Gehen wir es langsam an, Nick.«
Das hatte sie vor weniger als einem Jahr gesagt, als wir am Meer gesessen und sie einen Milchshake geschlürft hatte. Das Gespräch fand ziemlich am Anfang unserer Beziehung statt, irgendwann nach dem überfallartigen Kuss im Pub, aber noch bevor ich es für angemessen hielt, sie mit zu Hochzeiten zu nehmen, und ihr erlaubte, meine Zahnbürste zu benutzen. Es war also noch zu der Zeit gewesen, in der wir freitagabends feudal essen gingen und Cocktails tranken, statt über Haare im Abfluss zu streiten.
Nur damit wir uns richtig verstehen: Diese Redensart ist ein schlechtes Zeichen, denn sie bedeutet das Gegenteil von dem, was gesagt wird. Etwas langsam anzugehen fällt den Menschen im Allgemeinen ziemlich schwer – es sei denn natürlich, es geht um das Bezahlen von Rechnungen oder darum, mitten auf der Oxford Street zu stehen, wenn man selbst von einem Laden zum nächsten will. Und beim Langsam-Angehen von Beziehungen sind sie ganz besonders schlecht.
Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass man, wenn man den Ausdruck »Gehen wir es langsam an« hört, damit rechnen muss, dass sich alles rasant beschleunigen wird.
Und genau so ist es auch gekommen. Bei mir zu Hause ist Chloe überall präsent. Auf dem Wohnzimmertisch stehen Fläschchen mit Nagellack von Chanel, im Badezimmer liegt ein Damenrasierer, auf dem Sofa finde ich Kissen, die ich nicht kenne, und im Schlafzimmer sorgsam platzierte Reizwäsche. Das alles gehört zu Chloes Strategie, mir klarzumachen, dass ich ohne sie nicht leben kann.
Um ehrlich zu sein: Sie leistet verdammt gute Arbeit. Sie wohnt nicht bei mir. Sie hat nicht einmal einen Hausschlüssel. Sie steht bei meiner Autoversicherung auch nicht auf der Liste derjenigen, die meinen Wagen fahren dürfen. Trotzdem wird sie Stück für Stück ein Teil meiner Welt. Es ist eine schleichende Infiltration mit rosaroten Dingen, die gut riechen; beinahe jeden Tag finde ich etwas Neues. Doch jedes Mal fängt mein Herz an, heftig zu klopfen, und ich muss mich daran erinnern,
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