Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
dass sie seinem Wunsch entsprechen würde. „Wie du willst. Dann die Kurzfassung. Seit Äonen ist die Welt der Dämonen von der hiesigen getrennt. Seit Äonen bin ich vom Großteil meiner Familie getrennt. Seitdem suche ich nach einer Möglichkeit, die Meinen zu mir zu holen. Seit Tausenden von Jahren arbeite ich daran. Ich musste viele Rückschläge einstecken. Aber heute, um zwölf Uhr, wird Clement Hohenberg seine Remanenten-Anlage mittels einer wahrhaft gigantischen Explosion hochjagen. Und es wird ein Riss entstehen, ein Riss an der Barriere zwischen Hölle und Welt, durch den meine Familie zu mir kommen wird. Und wir werden herrschen. Das Böse wird herrschen.“
Elisabeths Augen forschten in Asmodeos Gesicht. Sie versuchten, seine Miene zu entschlüsseln, um herauszufinden, was er dachte und fühlte.
„Warum erzählst du mir das?“, fragte Asmodeo und erschien weiterhin völlig unbeteiligt.
Diesmal klang das Lachen von Elisabeth schriller als gewöhnlich. „Du weißt genau warum! Ich will meine Familie wieder vereinigen. Und wie könnte ich dich, als meinen eigenen Bruder, daran nicht teilhaben lassen?“
Asmodeos Mund lächelte, seine Augen blieben kalt. „Ich will mit euch nichts zu tun haben. Und dabei bleibt es.“
Elisabeth suchte weiterhin nach einer Reaktion in Asmodeos Gesicht. Sie fand nichts.
„Was?“, platzte es aus ihr heraus, „Willst du jetzt wohl ein Mensch werden? Geht dein Selbstversuch wirklich so weit?“
Diesmal hatte sie den Eindruck, dass sie einen wunden Punkt bei ihm getroffen hatte. In seinen blauen Augen loderte es auf, bevor er scharf antwortete: „Was weißt du von meinem Selbstversuch?“
„Überraschung!“, flüsterte sie mit gespielt verschwörerischem Unterton. „Gelegentlich, wenn du nicht aufpasst und stark abgelenkt bist, gelingt es mir als deine ältere und mächtigere Schwester, unbemerkt deine Gedanken zu lesen. Wie habe ich mich über dich amüsiert, als ich durch Zufall mitbekommen habe, dass du, um das Gute zu zerstören, doch tatsächlich lernen wolltest, zu lieben.“
Sie wartete ab, welche Wirkung ihre Worte auf Asmodeo hatten und wieder fühlte sie, wie stark sie ihn getroffen hatte. „Und welche Ironie“, fuhr sie fort „als du dir für dieses kranke Experiment ausgerechnet eine der gefährlichsten Dämoninnen des gesamten Universums ausgewählt hast. Als du dich ausgerechnet für Lilith, meine Todfeindin, entschieden hast!“
Asmodeos Augen glitzerten voll mörderischem Zorn. Er senkte seine Lider und als er aufsah, war sein Blick kalt wie Eis. „Du warst das, Samael! Sina ist eine deiner Kreaturen. Du hast sie auf Lilith gehetzt. Von dir wusste Sina von meinem ursprünglichen Selbstversuch. Du hast Sina aufgetragen, Lilith diese Information zu geben. Du hast dafür gesorgt, dass Lilith mich nicht mehr liebt.“
Elisabeth spitzte leicht keck ihre Lippen und strahlte Asmodeo an. „Ach mein armes Brüderlein, wie tut mir das leid! Was bin ich doch nur für ein schlimmer, böser Dämon!“
Die Tür öffnete sich und Cunningham betrat den Raum. In seinem dunklen Maßanzug wirkte er ebenso elegant, wie Asmodeo.
„Mein lieber Charles, ist alles erledigt?“, fragte Elisabeth.
„Ja. Unsere …ähm… Abgesandten sind unterwegs. Alles ist unter Kontrolle.“ Cunningham, sonst sehr auf die Etikette bedacht, machte sich nicht einmal die Mühe, Asmodeo zu grüßen. Er blieb im Türrahmen stehen, steckte lässig die Hände in die Hosentaschen und lehnte sich ans Holz.
Elisabeth ließ einige Zeit verstreichen, bevor sie zu sprechen begann. „Also Asmodeo. Hör mir gut zu. Nur ein einziges Mal mache ich dir jetzt dieses Angebot: Du kommst auf meine Seite. Du vergisst deine kleine Episode mit Lilith, du vergisst Johannes. Beide werden heute um zwölf Uhr ohnehin tot sein. Und du, du kehrst zu deiner eigenen Familie zurück, so wie es sich für einen Bruder gehört.“
Asmodeo schwieg.
Elisabeth wurde ungeduldig. „Wach endlich auf! Mein Ziel unterscheidet sich doch in keinster Weise von deinem. Auch ich will das Gute vernichten. Nur unsere Mittel sind anders. Aber das ist letztendlich nebensächlich. Lass uns an einem Strang ziehen und ich verspreche dir, unsere Existenz wird wahrhaft herrlich werden!“
Asmodeo zeigte nicht die kleinste Regung. Er sprach sachlich, ohne die geringste Spur von Emotion in der Stimme. „Lilith empfindet nichts mehr für mich. Dafür hast du gesorgt. Aber ich liebe sie und werde sie immer lieben. Niemals werde
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