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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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während einer ihrer Einkaufstouren, und kam nie zurück; wir sahen sie nie wieder. Inzwischen ist sie wahrscheinlich tot und hält im Grab immer noch diese geflochtene Einkaufstasche umklammert, die sie aus Niederkalifornien mitbrachte. Das war der große Augenblick in ihrem Leben, diese Reise nach Mexiko. Sie badete aus diesem Anlaß, und ich brachte ihr Haar in Ordnung – nachdem ich es ein halbes Dutzend Mal gewaschen hae. Was hast du je an ihr gefunden? Wie konntest du sie überhaupt ertragen?«
»Mir gefiel ihr Sinn für Humor«, sagte Jason.
Es war unfair, dachte er, Ruth mit einem neunzehnjährigen Mädchen zu vergleichen, aber der Vergleich blieb in seinem Denken und ließ sich nicht vertreiben. Machte es ihm unmöglich, Ruth Rae anziehend zu finden. So gut – oder jedenfalls so erfahren
– sie im Be auch sein mochte.
Ich nutze sie aus, dachte er. Wie Kathy mich ausnutzte. Wie McNulty Kathy ausnutzte.
McNulty, dachte er. Haen sie ihm nicht einen Mikrosender angehängt? Hastig rae er seine Kleidungsstücke zusammen und trug sie ins Badezimmer. Dort auf dem Rand der Badewanne sitzend, begann er jedes Stück zu durchsuchen.
Es kostete ihn eine halbe Stunde, aber schließlich fand er den Mikrosender, so klein das Ding auch war. Er spülte ihn durch die Toilee hinunter, dann kehrte er mit einem knieweichen Gefühl ins Schlafzimmer zurück. Die Polizei wußte also, wo er war. Er konnte hier nicht bleiben. Er hae sich diesen Zufluchtsort durch eigene Unachtsamkeit verpfuscht.
Und ich habe Ruth Raes Leben unnötig in Gefahr gebracht, dachte er.
    »Warte«, sagte er.
»Ja?« Ruth wandte sich um und blickte ihn in müder Erwar
tung an.
»Mikrosender«, sagte Jason nachdenklich, »können nur dann
genau geortet werden, wenn der Empfänger auf die Signale eingestellt ist und die Signale kontinuierlich kommen.«
Aber es gab keine Gewißheit. Schließlich hae McNulty in
Kathys Zimmer auf ihn gewartet. Die Frage war, ob McNulty
den Signalen des Mikrosenders gefolgt war, oder ob er den Weg
gefunden hae, weil er wußte, daß Kathy dort wohnte? Verwirrt
von zuviel Sorge, Sex und Scotch, konnte er darauf keine Antwort
finden; er saß da und rieb sich die Stirn, versuchte zu denken
und sich genau zu entsinnen, was gesagt worden war, als er und
Kathy in ihr Zimmer gekommen waren und McNulty vorgefunden haen.
Ed, dachte er. Es war die Rede davon gewesen, daß Ed ihm den
Mikrosender angeheet habe. Also hae das verdammte Ding
seinen Aufenthalt verraten. Aber ...
Trotzdem, vielleicht verriet der Sender ihnen nur die Gegend.
Und im Falle McNultys war nicht allzuviel Kombinationsgabe
vonnöten gewesen, um zu der richtigen Vermutung zu kommen,
daß Kathys Zimmer der Ausgangspunkt sei.
»Verdammt noch mal, ich hoffe, ich habe dir nicht die Bullen
auf den Hals gehetzt«, sagte er mit bebender Stimme. »Das wäre
zuviel, das könnte ich nicht ertragen.« Er schüelte den Kopf, um
die Benommenheit zu verscheuchen. »Hast du heißen Kaffee?« »Ich werde welchen machen. Dauert nur ein paar Minuten.«
Ruth Rae schaukelte barfuß in die Küche, angetan nur mit ihren
Armreifen. Kurze Zeit später brachte sie ihm dampfenden Kaffee
in einem großen Plastikbecher. Er dankte ihr und trank. »Ich kann
nicht länger bleiben«, sagte er. »Außerdem bist du verdammt alt
geworden«, setzte er hinzu.
Sie starrte ihn an, lächerlich wie eine deformierte, zertrampelte
Puppe. Und dann rannte sie hinaus in die Küche. Warum habe ich
das gesagt? fragte er sich. Der Druck vielleicht, meine Ängste. Er
stand auf, um ihr zu folgen, sie wieder zu beruhigen.
In der Türöffnung zur Küche erschien Ruth, in den erhobenen
Händen eine große Steingutplae mit der Inschri: ERINNERUNG AN KNOTTS BERRY FARM. Sie rannte blindlings auf ihn
los und ließ die Plae mit aller Kra auf seinen Kopf niedersausen, wobei ihr Mund sich lautlos bewegte und verzerrte, als ob die
Lippen neugeborene Schlangen wären, gerade den Eiern entkrochen. Im letzten Augenblick gelang es ihm, den linken Ellbogen
hochzureißen und den Schlag abzufangen; die Steingutplae zerbrach in drei große Stücke, und Blut rann ihm vom Ellbogen über
den Arm. Er starrte auf das Blut, dann auf die Scherben der Plae,
dann in ihr Gesicht.
»Es tut mir leid«, flüsterte sie rauh. Die neugeborenen Schlangen zuckten und wanden sich.
»Nein, mir tut es leid«, sagte Jason.
»Ich werde dir den Arm verbinden.« Sie wollte zum Badezimmer. »Nein«, sagte er, »ich gehe. Es ist nur ein Schni; das wird
keine

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