Eine Andere Welt
Kurz vor der anderen Tür trat er auf Go, der breit lächelnd die Arme ausstreckte, um seinen zweitgeborenen Sohn an die Brust zu drücken, dann stieß er die Schlafzimmertür auf.
Im großen, weichen Doppelbe lag ein schlafender Mann mit bloßen Schultern und Armen. Die Kleider waren auf einen Stuhl gehäu. Mr. Allen Mufi, natürlich. Sicher, behaglich und zufrieden in seinem eigenen Be. Aber – Mr. Mufi war nicht allein. Eingehüllt in die pastellfarbenen Laken und Decken lag neben ihm eine zweite undeutliche Gestalt zusammengerollt und schlief. Mrs. Mufi, dachte der Gruppenführer und richtete den Lichtkegel mit männlicher Neugierde auf sie.
Auf einmal regte sich Allen Mufi – wenn er es war. Er öffnete die Augen und blinzelte. Und im nächsten Augenblick saß er bolzengerade im Be und starrte die Eindringlinge an.
»Was?« keuchte er und schnappte nach Lu wie ein Ertrinkender. »Nein!« Dann sprang er aus dem Be, weiß, haarig und nackt, und warf sich im Dunkeln über den Tisch, um irgendeinen unsichtbaren, aber ihm wichtigen Gegenstand an sich zu bringen. Dann sprang er wie ein Verzweifelter zurück ins Be, zog die Decke über seine Blöße und saß schnaufend, den Gegenstand in der Faust. Es war eine Schere.
»Wozu soll die gut sein?« fragte der Gruppenführer und ließ das Metall der Schere im Licht seiner Taschenlampe blitzen.
»Ich bring mich um«, sagte Mufi, »wenn Sie nicht weggehen und ... und uns in Ruhe lassen.« Er setzte die Spitze der geschlossenen Schere gegen die schwarz behaarte linke Seite seiner Brust.
»Dann ist es nicht Mrs. Mufi«, sagte der Gruppenführer und beleuchtete die andere, scheinbar immer noch schlafende Gestalt. »Ein kleines Abenteuer, hm?«
Er trat ans Be, nahm eine Faustvoll Laken und Decken und riß sie zurück.
Neben Mr. Mufi lag ein Junge im Be, schlank, jung, nackt, mit langem, blondem Haar.
»Du kriegst die Tür nicht zu!« sagte der Gruppenführer.
»Ich habe die Schere«, rief einer seiner Leute und warf sie auf den Boden.
Der Gruppenführer wandte sich an Mr. Mufi, der ziernd und schnaufend im Be saß, nacktes Entsetzen in den Augen. »Wie alt ist dieser Junge?«
Der Junge war aufgewacht; er starrte von einem Polizisten zum anderen, rührte sich aber nicht. Sein weiches, ungeformtes Gesicht zeigte keinen Ausdruck.
»Dreizehn«, krächzte Mr. Mufi mit einem flehentlichen Blick. »Nach dem Gesetz alt genug, daß seine Zustimmung genügt.«
Der Gruppenführer nickte dem Jungen zu. »Kannst du es beweisen?« Er fühlte sich abgestoßen. Das Bezeug war fleckig und feucht von halbgetrocknetem Schweiß und Sperma.
»Die Kennkarte«, keuchte Mufi, »ist in seiner Geldbörse. In der Hose auf dem Stuhl.«
Einer der Polizisten sagte zum Gruppenführer: »Sie meinen, wenn dieser Junge dreizehn ist, handelt es sich nicht um eine Straat?«
»Wieso denn nicht?« fragte ein anderer indigniert. »Natürlich ist es eine Straat, und eine perverse Straat dazu. Nehmen wir die beiden mit.«
»Augenblick, ja?« Der Gruppenführer fand die Hose des Jungen, wühlte in den Taschen, fand die Geldbörse, zog sie heraus und untersuchte die Kennkarte. Richtig, dreizehn Jahre alt. Er schloß die Geldbörse und steckte sie in die Hosentasche zurück. »Nein«, sagte er, noch immer erheitert von der Situation und Mufis Scham und Verlegenheit, aber mehr und mehr angewidert von der feigen Angst des Mannes vor Enthüllung. »Nach der neuen Änderung des Strafrechts ist zwölf für einen Jugendlichen das vorgeschriebene Zustimmungsalter zur Teilnahme an sexuellen Handlungen mit anderen Jugendlichen oder Erwachsenen beiderlei Geschlechts. Die Einschränkung besteht in dem Verbot, derartige Handlungen mit mehr als einem Partner zur gleichen Zeit vorzunehmen.«
»Aber es ist eine verdammte Perversion«, protestierte einer seiner Leute.
»Das ist Ihre Meinung«, sagte Mufi, der jetzt Mut geschöp hae.
»Warum können wir sie nicht hochgehen lassen?« murrte der Polizist.
Der Gruppenführer zuckte die Achseln. »Alle Straaten, bei denen es keine Opfer gibt, werden systematisch aus dem Strafregister gestrichen. Das ist seit zehn Jahren die vorherrschende Tendenz.«
»Was? Dies ist kein Opfer?«
»Was finden Sie an solchen Jungen?« fragte der Gruppenführer Mr. Mufi. »Weihen Sie mich ein; ich habe schon immer wissen wollen, wie so ein Schwuler denkt.«
»›Schwuler‹«, wiederholte Mufi unbehaglich und beleidigt. »Das bin ich also, ein Schwuler.«
»Natürlich, das ist eine Kategorie«, sagte der
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