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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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mit der Pinzee zu, nahm die Marke von der Tischplae und hielt sie mit der Bildseite nach außen gegen das Licht. Augenblicklich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck; Zornesröte stieg ihr in die Wangen, und sie sagte erbost: »Dieses Arschloch.«
»Was ist los?« fragte er.
»Eine dünne Stelle.« Sie legte die Marke mit der Bildseite nach unten auf den Schreibtisch und zeigte ihm eine kleine Stelle, wo der schwarze Druck der Vorderseite schwach durchschimmerte. »Nun, von vorne sieht man es nicht. Aber das ist Felix. Gut, Felix: eins zu null für dich.« Sie starrte eine Weile finster auf die Marke, die Lippen zusammengepreßt, dann sagte sie nachdenklich: »Ich frage mich, ob er in seiner Sammlung eine andere hat. Ich könnte sie austauschen.« Entschlossen marschierte sie an einen Wandsafe, drehte lange an den Einstellringen herum, brachte die Tür auf und schleppte ein großes, schweres Album zum Schreibtisch. »Felix hat keine Ahnung, daß ich die Kombination kenne. Also sagen Sie es ihm nicht.« Sie klappte den Deckel auf und wendete behutsam die Bläer aus schwerem, weißem Papier, bis sie zu einer Seite kam, auf der vier Marken von ähnlicher Art steckten. »Keine Eindollar schwarz«, sagte sie. »Aber er könnte sie anderswo versteckt haben. Vielleicht sogar in seinem Büro.« Sie klappte das Album zu und brachte es wieder im Safe unter.
»Das Meskalin«, sagte Jason, »beginnt auf mich zu wirken.« Seine Beine schmerzten: für ihn war das immer ein Signal, daß die Droge ihre Wirkung entfaltete. »Ich werde mich ein wenig setzen, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte er und wankte zu einem der Ledersessel, bevor seine Beine nachgaben. Oder nachzugeben schienen; in Wirklichkeit taten sie es nie: es war eine von der Droge erzeugte Illusion. Aber das Gefühl war sehr realistisch.
»Würden Sie sich gern eine Sammlung von Tabaksdosen ansehen?« fragte Alys. »Felix hat eine herrliche Sammlung davon. Alles alte Stücke, in Gold, Silber, Legierungen, mit eingravierten Jagdszenen, besetzt mit Gemmen und Steinen – nein?« Sie setzte sich ihm gegenüber und schlug die langen, in schwarzes Leder gehüllten Beine übereinander. Der hochhackige Schuh baumelte lose, als sie mit dem Fuß auf und nieder wippte. »Einmal kaue Felix bei einer Auktion eine alte Schnupabaksdose, bezahlte eine Menge Geld dafür und brachte sie nach Haus. Er säuberte das Innere von verkrusteten Schnupabaksresten und fand am Boden der Dose einen Federhebel. Der Hebel funktionierte, wenn man eine winzige Schraube hineindrehte. Felix brauchte einen ganzen Tag, bis er einen Schraubenzieher fand, der für die Schraube fein genug war. Aber schließlich hae er ihn.« Sie lachte.
»Was geschah?« fragte Jason.
»Der Boden der Dose war doppelt, und man konnte den inneren Boden herausnehmen.«
Sie lachte wieder, daß die goldenen Zahnornamente funkelten. »Unter dem falschen Boden war ein zweihundert Jahre altes schmutziges Bild von einem Mädchen, das mit einem ShetlandPony kopulierte. Eine sorgfältig gemalte, farbige Miniatur. Mit dem Bild hae die Dose einen Wert von vielleicht fünausend Dollar – noch immer nicht sehr viel, verglichen mit den wirklich kostbaren Stücken, aber wir haen unseren Spaß daran. Der Verkäufer hae von dem Geheimnis natürlich nichts gewußt.«
»Ich verstehe«, sagte Jason.
»Sie interessieren sich nicht für Tabaksdosen«, sagte Alys, noch immer lächelnd.
»Ich – ich sehe sie mir gern an«, versicherte er. Und dann nahm er einen neuen Anlauf: »Alys, Sie wissen über mich Bescheid; Sie wissen, wer ich bin. Warum wissen es die anderen nicht?«
»Weil sie nie dort gewesen sind.«
»Wo?«
Alys massierte sich die Schläfen mit den Fingerspitzen, befeuchtete sich die Lippen, brütete schweigend vor sich hin, als hinge sie irgendwelchen vagen Gedanken nach. Als häe sie ihn nicht gehört. Schließlich sagte sie in einem gelangweilten und ein wenig gereizten Tonfall: »Mann Goes, Sie haben zweiundvierzig Jahre dort gelebt. Was kann ich Ihnen darüber sagen, was Sie nicht schon wissen?« Sie blickte auf, und ihre vollen Lippen kräuselten sich in einem mutwilligen, spitzbübischen Lächeln.
»Wie bin ich hierher gekommen?« fragte er.
»Sie ...« Alys zögerte. »Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen sagen soll.«
»Warum nicht?« fragte er heig.
Sie machte eine besänigende Handbewegung. »Alles zur rechten Zeit. Sehen Sie, Mann: Sie haben schon allerhand mitgemacht. Beinahe wären Sie in einem Arbeitslager gelandet, und Sie

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