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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wurde.«
    Sie sah ihn an, etwas wie Erschrecken lag in ihrem Blick, aber er deutete es als ungläubiges Staunen. »In drei Tagen? Das geht unmöglich, Voice …«
    »Nichts ist unmöglich, wenn man sich liebt!«
    »Du weißt, ich habe meine Kollektion für die Galerie Bieringer abzuliefern.«
    »Ich rufe Bieringer morgen früh an und lasse alles um eine Woche verschieben.«
    »Das geht nicht! Du weißt genau, daß es für die Ausstellung ist. Und du weißt, wieviel für mich davon abhängt.«
    »Mehr als vier Tage und Nächte mit mir in Florenz?«
    »Das kann man doch nicht vergleichen, Voice!«
    »Ich weiß nicht, wann eine solche Gelegenheit wiederkommt! Wann kann ich vier Tage lang ausbrechen? Wo ich auch hinfahre – Maria ist dabei. Sie muß einfach mit. Überall heißt es: Wo ist denn Ihre charmante Frau?! Und überall steht ein Klavier herum, wo sie sich hinsetzen und Chopin spielen muß. Aber jetzt, wo ich vier Tage für uns habe, gibst du zur Antwort: Ich muß an Bieringer liefern! Betty …«
    Er sah aus wie ein flehender Dackel. Sie mußte lächeln, nickte beruhigend und küßte ihn auf die Nase.
    »Ich werde die ganzen Nächte arbeiten müssen, um für Bieringer fertig zu werden.«
    »Das ist ein Wort! Ich weiß, du schaffst es!«
    »Und dann werde ich in Florenz nur noch schlafen …«
    »Aber in meinen Armen! Und das allein zählt.«
    Er lief in die kleine Diele, riß Hut und Staubmantel vom Garderobenhaken, winkte ihr zu und rief wie ein beschenkter Junge: »Die Tickets trage ich hier!« Er klopfte auf die linke Brustseite. »Auf meinem Herzen. Denk daran!«
    Sie lachte, knöpfte sich die Bluse zu und wischte mit einer Handbewegung die Fröhlichkeit erst aus ihrem Gesicht, als die Tür zuklappte.
    In drei Tagen. Florenz. Es war unmöglich. In drei Tagen war George zurück. Dann ging das Kalenderspiel wieder los, das Jonglieren mit der Zeit. Das Abstreichen der Stunden.
    Am Vormittag arbeiten. Am Nachmittag, zwei- oder dreimal in der Woche, bis höchstens 18 Uhr, Eduard Barrenberg. Abends George, manchmal auch nachts. Wenn George verreist war, das Glück mit Voice bis in die späte Stunde, wie heute. Ein Tanz auf einem Vulkan.
    Sie setzte sich in den Sessel vor dem Fernseher, zog die Knie hoch an und starrte auf die graue, tote Bildröhre.
    Es war unmöglich, Voice zu sagen, daß es George gab, unentrinnbar gab. Er würde daran zerbrechen.
    Als Barrenberg den Lift verließ, stieß er unten in der Halle des Appartementhauses mit einem anderen Mann zusammen, der den Lift betreten wollte. Man nickte sich zu, Barrenberg verließ den Lift, der andere betrat ihn. Nur unklar hatte Barrenberg wahrgenommen, daß der Mann groß und schlank war und sehr gut aussah, etwas fremdländisch, südländischer Typ. Dann hatte er die Begegnung schon wieder vergessen. Er lief über die Straße, zwei Häuserblöcke weiter, wo er seinen Wagen geparkt hatte, schloß die Tür auf und blickte, bevor er einstieg, auf seine Uhr.
    Es war genau 22 Uhr 37.
    Bettina unterdrückte einen Aufschrei, als sie den Schlüssel im Türschloß hörte. Mit geweiteten Augen starrte sie auf den Mann, der die Wohnung betrat, das Schlüsselbund einsteckte und sein Jackett in der Diele auszog. Er hängte es korrekt auf einen Bügel und zog den Schlips herunter, als er ins Zimmer kam.
    »Du siehst mich an wie ein Gespenst, meine Rose!« lachte er. Er sprach ein hartes Deutsch, wie es Ostvölker sprechen. Es klang, als schlage die Zunge immer gegen den Gaumen. »Ich bin gewöhnt, daß man mir in die Arme fliegt.«
    »Wo kommst du her?« fragte sie starr. »Wieso bist du schon zurück? Du wolltest doch erst übermorgen kommen …«
    »Eine kleine Überraschung.«
    Er kam zu ihr, zog sie an sich, küßte ihren Mund und streifte dann die Bluse von ihren Schultern, um ihren Busen zu küssen. Wie gelähmt ließ sie es geschehen, aber sie hielt seine Hand fest, als sie tiefer über ihren Rock glitt.
    »Warum hast du nicht angerufen, George?«
    »Wäre es dann eine Überraschung gewesen?«
    »Wenn ich nun ausgegangen wäre … ins Kino zum Beispiel?«
    »Dann hätte ich dich hier erwartet. Ich hätte im Bett gelegen. Ha, das wäre noch besser gewesen! Meine Rose kommt nach Hause, und wer liegt schon im Bett?«
    »Du hast gesagt …«
    »Das Geschäft lief glatter als gedacht.« George hob den Kopf. Etwas störte ihn. Es lag etwas in der Luft, das ihm fremd war, das nicht hierher gehörte, das nicht zu seiner Rose paßte. »War jemand hier?« fragte

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