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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wer euer Kriegserlebnis zum Kotzen findet, muß verprügelt werden! Die Jugend hat zu lernen, daß nicht eine freiheitliche Gesellschaftsordnung, sondern Stalingrad der einzige Maßstab ist! Wie ich meinen Vater höre! Dabei sind Sie schon die andere Generation … Haben Sie noch einen Cocktail für mich?« Sie blickte auf eine vergoldete Uhr, die neben der Bar hing. »In 'ner halben Stunde ist der Druck fällig.«
    »Du spritzt nach der Uhr?« fragte Makaroff.
    »Habe ich auch von Bibi gelernt. Nie abwarten, bis man voll auf Turkey ist. Immer vorher abbremsen, wenn's anfängt, im Bauch zu kugeln. So wie das Freddy gemacht hat, ist das tierisch. Aber der hatte ja nie genug Dope! Der konnte ja nie frühzeitig abfangen. Das kommt mir nicht vor. Ich weiß, wann die nächste Nadel fällig ist.« Sie schob die Beine von den Seidenkissen und setzte sich. »Warum sehen Sie mich so dumm an?«
    »Ich überlege etwas«, sagte Makaroff.
    »Wenn es mit mir zusammenhängt, sollten Sie Ihre Gedanken sofort wegwerfen. Ich tue, was ich will. Davon hält mich auch Ihr orientalischer Zauber nicht ab.«
    »Ich überlege, ob man dich nicht später entwöhnen könnte.«
    »Das ist ein Witz!« Monika zog ihren Pullover aus. Es war warm im Haus. Unter dem Pullover trug sie nur einen knappen BH. Makaroff war sich nicht im klaren, ob das nun eine Provokation oder nichts als die Befreiung von einem lästigen Kleidungsstück war. »Warum? Wollen Sie mich doch noch zu Ihrer Nebenfrau machen? Dann lassen Sie mir den Druck. Ich wäre high eher bereit, mit Ihnen zu schlafen, als im nüchternen Zustand.« Sie lachte wie über einen ordinären Witz, als sie sagte: »Ich bin nämlich im Grunde ein sehr anständiges Mädchen.«
    »Ich weiß. Aus einer angesehenen Familie.«
    »Und ich flippe aus, weil ich mich verkannt habe. Ich habe immer gedacht: Du bist anders als die anderen. Du schaffst den Absprung. Du hast ja den festen Willen dazu. Und du hast einen Freund, der dir dabei helfen kann. Aber dann sah alles ganz anders aus. Die Nadel war stärker. Holger weiß von gar nichts – ich habe es nicht fertiggebracht, ihm das zu erzählen. Ich sehe ihn auch nicht wieder. Ich habe nie geahnt, daß mein Körper so auf das H reagiert. Ein unheimliches Gefühl – und Sie haben auch Schuld!«
    »Ich weiß. Ich drücke mich nicht davor.«
    »Sie haben mir als erster das völlig reine H gegeben. Das H 4. Das hat mein Körper aufgenommen wie Honig! Nun muß ich damit leben. Es gibt keine Flucht mehr. Ich stecke für immer drin.«
    »Ich warte noch eine Information ab, Monika, und dann werden wir uns zusammen bemühen, den stärksten Turkey, die schrecklichste Hölle der Entziehung durchzustehen.«
    »Welche Information?«
    Makaroff schwieg und mixte Monikas neuen Cocktail. Der Zusammenbruch deines Vaters, dachte er, während er das Eis im Mixbecher klingeln ließ. Der völlige Ruin des Eduard Barrenberg. Der Sturz eines Giganten ins Nichts. So wird er es empfinden, denn er hält sich ja für einen Übermenschen. Der Zerfall ist schon eingeläutet, die Tochter ist im Nichts verschwunden. Der nächste Schlag wird die Vorlage der Fotos sein. Maria Barrenberg in den Positionen einer Dirne. Das sprengt auch einen Felsen wie Barrenberg auseinander.
    »Du wirst mich später hassen!« sagte Makaroff, schüttete den Cocktail durch ein Sieb, füllte das Glas und servierte es Monika, als sei er gelernter Barmixer. »Und das zweimal! Zuerst wünschst du mir den Satan an den Hals, wenn du kein H mehr bekommst und ich dich festbinde, wenn's sein muß. Dann wirst du ganz kurz glücklich sein, um mich bald darauf zu verfluchen.«
    »Machen Sie einen Lehrgang als Wahrsager, oder wollen Sie jetzt auch noch Horoskope herstellen?« Monika nahm das Glas und hing ihre Zungenspitze hinein. Es sah verspielt, kindlich und ungemein verworfen aus. »Wollen Sie Tag und Nacht hier herumsitzen und mich anstarren?«
    »Das hatte ich eigentlich nicht vor.«
    »Dann frage ich mich, wie Sie mich bewachen wollen? Wer hindert mich daran, von hier abzuhauen?«
    »Niemand.«
    »Sie lassen keine Hunde los?«
    »Ich besitze gar keine.«
    »Es streicht kein Gärtner ums Haus?«
    »Wir sind hier allein.«
    »Sie putzen und waschen doch nicht!«
    »Dazu kommen halbtags zwei Frauen. Wenn ich sie brauche.«
    »Ich kann also aufstehen und weggehen?«
    »Das könntest du.«
    »Aber? Da hängt doch noch ein ›aber‹ am Satz –«
    »Du gehst nicht weg.«
    »Ach, und warum nicht?«
    »Weil du genau weißt,

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