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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte. Unbemerkt lief im Nebenraum ein Tonband mit; das kleine, hochempfindliche Mikrofon war in einem Bilderrahmen versteckt, der auf dem Schreibtisch stand. Das Foto zeigte eine junge blonde Frau mit einem einjährigen Jungen auf dem Arm: Döhrincks Frau Dorothea und Söhnchen Felix.
    Der vorläufig Festgenommene lümmelte sich auf dem Stuhl, wälzte einen Kaugummi im Mund und blickte Döhrinck herausfordernd an. Die rotumrandeten Einstiche an beiden Armen waren Beweis genug, daß auch er von der Nadel abhängig war.
    »Sie haben im ›Number Sex‹ geschlafen?« fragte Döhrinck und übersah das provozierende Grinsen. Er wußte, was sein Gegenüber jetzt dachte: Blöder Hund! Dusseliger Bulle. Mir kannste gar nichts beweisen! Ich kann pennen, wo ich will!
    »Ich putze da!« sagte der Blasse. »Jeden Morgen. Ich bin die männliche Putzfrau. Der Boden-Kosmetiker.«
    »Aber Sie haben auf einer Eckbank geschlafen, als man Sie fand.«
    »Mein Dienst fängt später an als der von euch Bullen!«
    »Sie heißen Friedrich Lammel.«
    »Fips!« Der Blasse grinste. »Sie können auch Fips sagen, Herr Kommissar.«
    »Sie schlafen grundsätzlich im ›Number Sex‹?«
    »Steht in meinem Kosmetiker-Vertrag.«
    »Sie waren also auch gestern nacht in der Disko?«
    »Ja.« Der Blasse musterte Döhrinck mißtrauisch. Was soll das, fragte sein Blick. Was läuft da? Gestern war doch 'n stiller Tag! Stinknormal.
    »Sie kennen Fritz Hartmann?«
    »Freddy the Tiger? Der bläst in der Show die Trompete. Den kennt doch jeder.«
    »War 'n Drücker, was?«
    »Möglich.« Der Blasse wurde noch fahler, ganz plötzlich. »›War‹, sagten Sie, Herr Kommissar?! Was – was ist denn mit Freddy los?«
    »Goldener Schuß, Fips!«
    »O Scheiße! Wann?«
    »Heute nacht.«
    »Da hat er doch noch gespielt!«
    »Das eben wollten wir wissen, Fips! Wie lange hat Freddy gespielt?«
    »Bis 2 Uhr morgens.« Der Blasse überlegte. Sollte er's sagen oder nicht? Freddy ist an der Nadel hängengeblieben, jetzt hat er Ruhe, keiner kann ihm noch was. Warum soll man das nicht sagen? »Dann ging er weg mit seinem Mädchen.«
    Döhrinck ließ sich nicht anmerken, wie wichtig diese Mitteilung war. »Natürlich ging er mit seinem Mädchen weg«, sagte er leichthin. »Er wohnte ja mit Erika zusammen.«
    »Monika …« verbesserte Fips. Die Falle hatte funktioniert. »Aber er wohnte nicht mit ihr. Freddy hatte 'ne Bude in einem Abbruchhaus. Eines von den besetzten Häusern, die kennt ihr doch alle. Da wohnte er allein. Monika tauchte immer in der Disko auf und war nur für Freddy da.« Der Blasse lächelte. »Fragen Sie nicht, Herr Kommissar, ich kenne ihren Nachnamen nicht. Keiner kennt den! Freddy ließ ja keinen an die Kleine heran. Auch wo sie herkommt – keine Ahnung! Sah gut aus. Knackige Figur. Muß was Besseres sein, so aus feinen Kreisen, wissen Sie. Wenn Freddy auf Turkey war und hatte keine Kohlen, dann kaufte sie ihm den Schuß. Die hatte immer Geld.« Er kniff die Augen zusammen. »War Monika dabei, als Freddy sich den Goldenen Schuß knallte? Die konnte sich immer astreine Dope leisten.«
    »Genau das wollten wir wissen, Fips!« sagte Döhrinck. »War Freddy allein, oder hat Monika mitgeholfen und ist dann abgehauen, als sie sah, wie Freddy umkippte?«
    »Wären Sie hocken geblieben?« fragte der Blasse. Er erwartete darauf natürlich keine Antwort und kaute an seinem Gummi herum. »Noch was?«
    »Diese Monika ist wichtig, Fips! Sie allein kann darüber Auskunft geben, wie das mit Ihrem Freund gekommen ist.«
    »Freddy war nicht mein Freund. Er hatte überhaupt keine Freunde. War 'n Einzelgänger und 'n Spinner! Sagte immer: Einmal komm' ich von der Nadel los, und dann spiel' ich in 'ner großen Band! Dabei konnte er nur spielen, wenn er vollgedrückt war! Nee, mit Monika läuft nichts. Die kennt man nur vom Sehen.«
    Döhrinck schickte den Blassen wieder weg. Die Ausbeute war mager und doch sehr interessant. Es gab also ein Mädchen, das Monika hieß und aus ›besseren Kreisen‹ kommen sollte, mit dem Freddy bis zu seinem Tod zusammen gewesen war. Diese Monika, ohne daß man mehr von ihr wußte, in Frankfurt zu finden, war unmöglich. »Sie ist längst für immer untergetaucht«, sagte Döhrinck, »wenn sie wirklich an Freddys Goldenem Schuß beteiligt war. Ins ›Number Sex‹ kommt die nie wieder!«
    »Aber vielleicht woanders hin?« Einer der Beamten von der Sonderkommission blätterte in einem Aktenordner. »Wir kennen in Frankfurt und Umgebung 97

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