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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vorsichtsmaßnahme, meine Herrliche! Du kamst mit so viel Mißtrauen zu mir. Billige also auch mir zu; daß ich ein wenig mißtrauisch war. Wußte ich denn, ob du den Kaufpreis voll bezahlst?«
    »Wo sind die letzten sechs Bilder?« Maria Barrenberg spürte einen Haß in sich, der sie frösteln machte, als tauche sie in ein kaltes Becken. Auf ihrer Haut bildeten sich Frierpöckchen, sträubten sich die feinen Körperhärchen.
    »Darüber kann man noch reden, Liebling«, sagte Makaroff. »Ich schlage vor, du schenkst uns jetzt ein Glas Champagner ein.«
    Maria erhob sich. Das Täschchen polterte zu Boden, in der Hand behielt sie die Pistole. Ganz langsam hob sie den Arm und streckte ihn gegen Makaroff aus.
    »Wo sind die Negative?« fragte sie.
    Makaroff blieb liegen. Sein Lächeln gefror.
    »Maria, laß diesen Blödsinn!« sagte er rauh. »Steck das dumme Spielzeug weg! Damit kann man sich unglücklich machen. So etwas paßt nicht zu dir.«
    »Du bist ein Schwein!« sagte sie. »Ein ungeheures Schwein! Du wolltest mich betrügen, du hast nicht geglaubt, daß ich rechnen würde. Du wolltest sechs Bilder zurückbehalten, um mich immer und immer wieder zu erpressen.«
    »Dazu brauche ich keine Negative!« Makaroff lachte abgehackt. Sein Blick kontrollierte ihre Hand. Sie war ruhig, der Zeigefinger lag am Abzug, leicht gekrümmt. »Ich habe von allen Fotos genug Abzüge behalten. Sie liegen in einem Banktresor.« Makaroff setzte sich aufrecht. Die Beine zog er an, um blitzschnell aus der Schußlinie wegzuschnellen und Maria zu überrumpeln. »Liebling, leg das dumme Ding weg! Du machst dich lächerlich.«
    »Ich hätte es wissen müssen«, sagte Maria Barrenberg ruhig. Es war jetzt wirklich eine tiefe Ruhe über sie gekommen. Keine Hast mehr, keine Bedenken, keine Gefühle. Das Töten wurde zur Selbstverständlichkeit. Sie hätte es nie für möglich gehalten, daß ein Gewissen so absterben kann. Makaroff spürte es mit feinstem Instinkt. Zum erstenmal stieg Angst in ihm hoch, eine Ahnung von Wehrlosigkeit …
    Mit ruhigem Arm zielte sie auf ihn, ihr Finger krümmte sich zum Druckpunkt.
    »Maria –« sagte Makaroff tonlos und rührte sich nicht mehr. Die Möglichkeit eines Gegenangriffs war vertan. »Du begehst eine Wahnsinnstat. Hör mir noch einen Satz lang zu. Nur einen einzigen Satz …«
    Sie schoß nicht, aber sie ließ keinen Zweifel daran, daß sie es sofort tun würde, wenn Makaroff sich so bewegte, daß sie sich gefährdet fühlen mußte. Sie stand vor dem Bett, nackt und unerotisch wie eine Marmorstatue.
    »Du hast Angst!« sagte sie langsam. »Es ist herrlich zu sehen, wie groß deine Angst ist. Zum erstenmal zeigst du menschliche Züge. Das muß man auskosten, genießen … Vielleicht kommt es nie mehr vor. Nein, es wird sicherlich nicht mehr vorkommen, denn ich werde dich erschießen.«
    »Was hättest du davon?! Maria, ich –« Makaroff hob beide Hände. Sie zitterten sogar ein wenig. Sein Blick haftete noch immer auf ihrer Hand, der Zeigefinger hatte sich vom Abzug noch nicht getrennt. Nur noch ein kleiner Druck, ein nervöses Zucken des Fingers – und der Schuß löste sich. Makaroff sah in die Mündung – er wußte genau, wo ihn die Kugel treffen würde. Es würde auch keinen Sinn haben, sich zur Seite zu werfen. Der erste Schuß würde ihn vielleicht nur verwunden, aber der zweite, dem er nicht mehr entweichen konnte, wäre absolut tödlich. Und wenn Maria erst einmal schoß, dann drückte sie das ganze Magazin leer, das ahnte er. Sie würde sicher gehen wollen, daß er nicht überlebte.
    »Ich muß dich töten!« sagte sie mit eisiger Ruhe. »Wenn du logisch denkst, siehst du das doch ein?«
    »Du verlangst von mir, daß ich in einer solchen Situation auch noch logisch denke?« rief Makaroff. Er drückte die Zigarette in einem Aschenbecher aus, der auf dem Nachttisch stand. Dabei überlegte er, ob er sie überraschen könnte, indem er den schweren gläsernen Aschenbecher nach ihr warf. Die Sekunde des Erschreckens konnte genügen, um sich aus dem Bett fallen zu lassen und ihr die Pistole aus der Hand zu schlagen.
    Aber Makaroff verzichtete auf diese letzte Chance. Das Risiko war zu groß. Die kleine Pistole war stärker als sein Mut, sein männlicher Stolz. Er verließ sich lieber auf sein Verhandlungsgeschick, seine Beredsamkeit, seine Überzeugungskraft.
    »Maria«, sagte er. »Du bist für mich die herrlichste Frau, auch mit einer Pistole in der Hand. So, wie du jetzt dastehst, sollte man dich

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