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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Gesicht erstarrte einen Moment, dann sagte sie: »Das sind 490000 Francs.«
    »Akzeptieren wir?«
    »Ja.«
    Ich wandte mich wieder dem Apparat zu. »Damit bin ich zufrieden, Brigadier.«
    »Daran sind aber Bedingungen geknüpft«, sagte er barsch.
    »Ja?«
    »Von diesem Angebot darf den Italienern nichts gesagt werden, und es darf nicht dazu benutzt werden, den Preis weiter in die Höhe zu treiben. Ich muß mich darauf verlassen können, daß das Geschäft als abgeschlossen gilt. Es darf nicht weitergefeilscht werden, sonst bin ich gezwungen, daraus zu schließen, daß man Ihnen nicht trauen kann, und durch unsern chargé d’affaires in Paris die französische Regierung über das zu informieren, was vor sich geht. So lauten die Befehle, die ich erhalten habe.«
    »Ich verstehe, Brigadier. Sie haben Ihr Angebot gemacht. Mein Auftraggeber hat es akzeptiert. Es werden keine weiteren Verhandlungen mit den Italienern oder irgend jemand anderem stattfinden.«
    »Sehr gut. Ich wurde auch angewiesen, keinerlei Zahlung vorzunehmen und kein Geld von der Bank abzuheben, bevor ich mich nicht überzeugt habe, daß das Material echt ist.«
    »In dieser Hinsicht dürfte es keine Schwierigkeiten geben. Kennen Sie Oberst Arbils Schrift?«
    »Ja, die kenne ich.«
    »Ich kann Ihnen Muster der Aufzeichnungen zeigen, damit Sie sich selbst überzeugen können.«
    »Wann?«
    »Morgen abend.«
    »Wo und wie? Es scheint mir nicht überflüssig, Ihnen mitzuteilen, daß ich nach unserem Gespräch heute nachmittag Schritte unternommen habe, um feststellen zu lassen, ob wir tatsächlich überwacht werden. Ihre Annahme hat sich als richtig erwiesen.«
    Seine hochtrabende Sprache war ansteckend. »Bei Ausarbeitung des Plans, den ich für das Treffen vorschlage, habe ich dieser Tatsache Rechnung getragen, Brigadier.«
    »Sehr gut.«
    Ich sagte ihm, was er zu tun hatte. Den Arzt, das Kino und die Apotheke nahm er ohne Kommentar hin; als wir aber zum Ambulatorium kamen, begann er, Fragen zu stellen.
    »Darmspülung? Was ist das?«
    »Eine Behandlung, Brigadier. Eine ganz gewöhnliche Behandlung. Eine Art Klistier.«
    Er kannte das Wort nicht. Ich mußte es erklären. Als er verstand, wurde er ungehalten.
    »Warum muß ich mich dieser Behandlung unterziehen?«
    »Das müssen Sie gar nicht, Brigadier. Ich habe eben versucht, es Ihnen zu erklären. Sie brauchen bloß einen Termin auszumachen. Ihr Dolmetscher wird Ihnen sagen, was Sie sagen müssen.«
    »Er kann es selbst sagen.«
    »O nein. Tut mir leid. Wir müssen uns allein treffen.«
    »Major Dawali ist mein offizieller Adjutant.«
    »Da kann ich nichts machen. Er wird in der Apotheke warten. Es wäre sogar sehr gut, wenn er das täte. Er kann so tun, als mustere er die Waren, während Sie darauf warten, daß Sie Ihr Medikament bekommen. Das würde – von der Straße her gesehen – nicht auffallen.«
    »Und Sie werden im Hof sein?«
    »Ja, um acht Uhr.«
    Wir gingen alles noch einmal durch, während er sich Notizen machte. Dann mußte ich es mit Major Dawali, dem Dolmetscher-Adjutanten, ein drittes Mal durchgehen. Schließlich sagte er, der Brigadier wünsche mich noch einmal zu sprechen.
    »Bitte.«
    Der Brigadier hatte inzwischen nachgedacht. »Angenommen, ich bin nach unserem morgigen Treffen zufriedengestellt«, sagte er, »auf welche Art wollen Sie dann das Geschäft abschließen? Ich kann nicht noch einmal in dieses Ambulatorium gehen.«
    »Nein. Wir werden etwas anderes arrangieren. Das können wir später entscheiden.«
    »Nun gut. Eins möchte ich Ihnen noch sagen«, fügte er grimmig hinzu. »Ich bin ein ausgezeichneter Pistolenschütze. Vergessen Sie das bitte nicht.«
    »Bestimmt nicht. Falls wir in irgendwelche Schwierigkeiten geraten, Brigadier, werde ich das Schießen Ihnen überlassen. Gute Nacht.«
    Ich erzählte Lucia, was er eben gesagt hatte.
    Sie zuckte die Achseln. »Ein Militärkopf.«
    »Ich frage mich, wie er wohl aussehen mag. Der Stimme nach ist er lang und dünn und hat eine Neigung zu Magengeschwüren.«
    »Ahmed hat gesagt, er sei klein und fett. Ist das wichtig?« Sie schenkte Champagner nach, trank einen Schluck und seufzte.
    »Noch immer Angst?« fragte ich.
    Sie nickte. »Wahrscheinlich, weil ich nichts mehr zu tun habe.«
    »Du könntest nachdenken, was du mit all dem Geld anfangen wirst.«
    »Ach, das weiß ich schon.«
    »Was?«
    Sie küßte mich leicht auf die Stirn. »Selbstverständlich werde ich Häuser kaufen. Was hattest du denn gedacht?«
IV
    Um neun

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