Eine begehrenswerte Lady
die Leidenschaft euch überkommt.« Er hielt einen Finger hoch. »Nun, wenn sie vorher nicht schon verheiratet gewesen wäre und ich zehn Jahre jünger wäre, könnte ich anders dabei empfinden, aber so …« Silas lächelte strahlend. »Ich bin begeistert!«
»Sie will mich nicht heiraten«, erklärte Luc rundheraus.
Sophias Worte fielen ihm wieder ein, sodass Silas nur hintergründig lächelte.
»Ich nehme an, dass sie ihre Meinung ändern wird, nachdem sie Gelegenheit hatte, darüber nachzudenken. Ich werde mit ihr reden. Sie zur Vernunft bringen.«
Nachdem Gillian um eine Unterredung mit Silas in seiner Bibliothek gebeten hatte, betrat sie noch verlegener und zögernder als Luc den Raum. Ihr Onkel saß hinter seinem reich verzierten Schreibtisch aus Walnussholz, aber statt dem Tadel und der Enttäuschung, die sie bei ihm zu sehen erwartet hatte, lagen nur Zuneigung und Freundlichkeit in seinem Blick.
»Setz dich, mein Kind«, sagte er und deutete auf den braunen Lederstuhl vor seinem Schreibtisch. Die Röcke ihres maulbeerfarbenen Wollkleides wirbelten um ihre Füße, als sie Platz nahm. Als sie ihn schüchtern anschaute, lächelte er und sagte: »Jetzt sag mir, was du wegen der Schwierigkeit unternehmen willst, die sich da vor uns auftut.«
Gillian hatte an kaum etwas anderes gedacht, seit Luc am Morgen aus ihrem Zimmer gegangen war. Die Vorstellung, Luc oder sonst wen zu heiraten, stellte ihre Welt auf den Kopf. Sie hatte nie vorgehabt, noch einmal zu heiraten, und wenn sie das getan hätte, dann jemanden, der älter war, einen gesetzteren Gentleman – das hatte sie sich wenigstens eingeredet. Sie hatte keinesfalls vorgehabt, sich je wieder zu verlieben, aber wenn, dann, das hätte sie geschworen, nicht in jemanden wie Luc. Dennoch konnte sie nicht abstreiten, wie es um ihr Herz bestellt war. Er hatte sie praktisch vom ersten Moment an fasziniert, seit sie ihn kennengelernt hatte, und sie konnte nicht leugnen, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte und ihr Herz schneller klopfte, wenn sie ihn erblickte. Sie hatte versucht, ihm zu widerstehen, hatte sich in Erinnerung gerufen, dass er wie Charles ein Spieler war, dem man nicht vertrauen konnte. Aber vergebens, überlegte sie niedergeschlagen. Luc Joslyn mochte nicht der Mann sein, in den sie sich verlieben wollte, aber sie hatte es dennoch getan. Sie liebte ihn. Bedauerlicherweise. Gegen ihren Willen. Zu ihrer Schande. Und sie fürchtete stark, dass sie ihn auf ewig lieben würde.
Es wäre eine Narrheit, ihm den Rücken zu kehren. Närrische Dummheit, das auszuschlagen, was ihr angeboten wurde. Hatte sie Angst, ihr Schicksal in die Hände eines Mannes zu legen, der sein Los einer launischen Karte anvertraute? Ja. Aber sie erkannte auch, dass das Leben an sich ein Spiel war, und wenn sie nichts wagte, würde sie auch nichts gewinnen. In der Zeit, die sie in ihrem Zimmer auf und ab gelaufen war, hatte sie unglücklich festgestellt, dass auch in ihr etwas von einer Spielerseele war. Das Schicksal verlangte nun von ihr, dass sie Luc Joslyn heiratete und ihr Glück versuchte.
Mit geneigtem Kopf sagte sie leise:
»Es scheint mir nichts anderes übrig zu bleiben, als ihn zu heiraten.« Sie schaute Silas an. »Ich werde seinen Antrag annehmen.«
Silas hätte nicht glücklicher sein können. Sobald sie sich entschieden hatte, läutete er nach Meacham und trug dem Butler auf, Mr. Joslyn zu fragen, ob er sich zu ihnen gesellen wolle.
»Oh«, sagte er, als Meacham sich schon zum Gehen wandte, »bringen Sie auch Champagner. Wir haben eine Verlobung zu feiern. Mrs. Dashwood und Mr. Joslyn werden heiraten.«
Luc nahm die Nachricht ausdruckslos auf, und nur er wusste von dem plötzlichen Satz, den sein Herz machte, der heftigen Vorfreude, die ihn erfasste angesichts des Wissens, dass Gillian eingewilligt hatte, seine Frau zu werden. Es gab noch Details zu klären, sicher, und er redete sich nicht ein, dass es nicht holperig werden würde, aber die Tatsache blieb bestehen: Binnen wenigen Tagen würde Gillian seine Frau werden.
Kapitel 15
Die Familie versammelte sich in Silas’ Bibliothek, und auch wenn Sophia die Rolle der Überraschten gut spielte, war nur Stanley ehrlich erstaunt über die Verlobung.
»Was? Was?«, stotterte er. »Gillian und Joslyn? Verlobt? Bei Jupiter! Wie kommt das denn?« Er schaute zu Gillian, die neben Luc stand und fragte: »Ist das ein Scherz?«
»Nein, bestimmt nicht«, antwortete Luc. »Ihre Schwester erweist mir die große Ehre,
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