Eine begehrenswerte Lady
vorher aufgegangen war, dass er sie liebte. Er liebte Frauen ganz allgemein, aber in Gillian war er verliebt. Sein Mund wurde ganz trocken von dem Wissen, dass es dieser kleinen Waldelfe mit der Wolke dunklen Haares und den goldbraunen Augen irgendwie gelungen war, sein Herz zu erobern, sodass sie nun sein Glück in ihren zarten zierlichen Händen hielt.
Die Erkenntnis hatte ihn schier umgeworfen, und den Rest des Morgens hatte er wie durch einen Nebel erlebt. Erst als er ihr vor ihrem Aufbruch nach Ramstone beim Einsteigen in die Kutsche half, verzog sich dieser Nebel. Die Berührung ihrer Hand, das Wissen, dass sie seine Gattin war, dass sie allein waren, wenn sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatten, lenkte seine Gedanken in eine ganz andere Richtung. Das Blut rann ihm heiß durch die Adern, und ein bestimmter Teil seines Körpers machte sich unangenehm bemerkbar. Er benötigte seine ganze Willenskraft, um nicht nach ihr zu greifen und sie an sich zu ziehen, ihren süßen verführerischen Mund erneut zu kosten. Er versuchte, sich ein sicheres Gesprächsthema einfallen zu lassen, aber sein gewöhnlich wendiger Verstand war merkwürdig leer gefegt … bis auf Gedanken daran, wie rasch er sie wohl aus ihren Kleidern befreien könnte.
Als die Kutsche in die Straße einbog, die nach Ramstone führte, atmete Luc insgeheim auf. Wenigstens , dachte er, werde ich in den nächsten Minuten nicht mehr der Versuchung ausgesetzt sein, sie einfach zu vernaschen .
So erleichtert wie Luc auch, wenn auch aus etwas anderen Gründen, beugte sich Gillian auf ihrem Platz vor, um Ramstone Manor zu sehen. Als die Kutsche vor dem Gebäude mit den beiden hohen Giebeln und dem verputzten Mittelbau stehen blieb, stockte ihr der Atem. Es kam ihr ganz unwirklich vor, dass sie erst vor zwei Wochen Ramstone zum ersten Mal gesehen hatte, es aber nun ihr Zuhause war.
Gillian legte eine Hand nervös auf Lucs Arm und schritt über den Ziegelweg zum Haus. Innen war es so, wie sie sich erinnerte, aber jetzt wurde sie nicht von Bertram Hinton begrüßt, sondern einem kleinen weißhaarigen Mann in Butlerkleidung, der sich ihr als Bissell vorstellte. Hinter ihm stand die restliche Dienerschaft. Glücklicherweise hatte Luc keine riesige Schar Dienstboten, sodass die Vorstellung nicht lange dauerte.
Ihre liebe Nan mitsamt ihren Söhnen war bereits hier, und Nans Gesicht unter all den Fremden zu sehen half, Gillians schlimmste Befürchtungen zu vertreiben. Das Haus fühlte sich nicht so fremd an, wenn sie wusste, dass Nan und ihre Söhne in der Nähe waren.
Als Luc sie mehrere Minuten später in ihr Schlafzimmer brachte, kehrten ihre Sorgen mit einem Schlag zurück, sobald ihr Blick auf das Bett darin fiel. Die einzigen anderen Möbel im Raum waren ein Nachttischchen, eine Kommode mit Spiegel und ein leicht verblichener, mit blauem Brokat bezogener Stuhl. Sie zwang sich, ihren Blick vom Bett zu lösen und sah, dass einige ihrer persönlichen Gegenstände auf der Kommode lagen und mehrere ihrer Kleider auf Haken an der einen Wand hingen. Eine Truhe, die sie als ihre eigene wiedererkannte, stand am Fußende des Bettes. Ein kleiner Wollteppich in Creme- und Blautönen lag auf dem Boden, und das Bett war zwar gemacht, aber es fehlten die Vorhänge, sodass es fast ein wenig nackt und einsam aussah. Sie zuckte zusammen. Warum musste ihr ausgerechnet jetzt das Wort »nackt« einfallen?
Luc, der neben ihr stand, bemerkte:
»Ich weiß, es ist nicht, was du gewohnt bist, aber es war keine Zeit, Möbel auszusuchen und herbringen zu lassen.« Er lächelte schief. »Für den Moment wirst du mit dem auskommen müssen, was von dem Vorbesitzer zurückgelassen wurde. Ich bin mir sicher, dass du das Haus selbst einrichten möchtest, so wie es deinem Geschmack entspricht.« Er räusperte sich. »Genau genommen habe ich, als ich in London war, Stoff- und Möbelkataloge besorgt und mitgebracht. Innerhalb vernünftiger Grenzen hast du freie Hand. Man hat mir gesagt, dass vor allem Sachen, die auf Lager sind, binnen einer Woche oder so ausgeliefert werden.« Er dachte einen Moment nach und fügte dann hinzu: »Wir können auch nach London fahren, damit du dir die Einrichtungsgegenstände auch selbst ansehen kannst.«
Die Aussicht auf eine Reise nach London reizte sie nicht. Zwar waren zu dieser Jahreszeit nicht viele Mitglieder der guten Gesellschaft in der Stadt, aber sie schreckte davor zurück, sich dem Klatsch auszusetzen, den ihre plötzliche Heirat
Weitere Kostenlose Bücher