Eine begehrenswerte Lady
auslösen würde … und das Wiederaufflackern des alten Skandals. Luc beobachtete sie mit hochgezogenen Brauen, und kurz bevor die Stille unbehaglich wurde, sagte sie:
»Ich bin mir sicher, dass ich alles, was ich brauche, in den Katalogen finde, die du besorgt hast.« Mehr, um überhaupt irgendetwas zu sagen, erkundigte sie sich: »Sind alle Zimmer so wie das hier?«
Luc lachte.
»Nein, die meisten sind vollkommen leer.«
»Wenn das ganze Haus möbliert werden soll, musst du mir dann das Budget schon genauer umreißen, das du als vernünftig ansiehst.«
Er nannte ihr eine Summe, bei der ihre Augen groß wurden. Als er ihre Miene bemerkte, ergänzte er:
»Ich bin nicht arm, und wenn du nicht darauf bestehst, jeden Stuhl und jeden Tisch zu vergolden und mit Perlen zu besetzen, solltest du imstande sein, dir mit der Summe zu kaufen, was dir gefällt.« Von dem Thema Möbel gelangweilt, aber erregt von ihrem zarten Duft, der ihm verlockend in die Nase stieg, ihrer Körperwärme und der Nähe zu einem Bett – warum schien sich alles gegen ihn zu verschwören? –, ergänzte Luc leicht gereizt: »Erlaube mir, dir den Rest des Hauses zu zeigen.« Gillian fast hinter sich herziehend, betrat er mit ihr den Salon, der zwischen ihrem und seinem Schlafzimmer lag. Kaum dass er ihr eine Gelegenheit ließ, sich umzusehen, deutete er auf eine Tür und erklärte: »Dort drüben ist mein Schlafzimmer, und da es genauso aussieht wie deines, müssen wir es uns nicht anschauen.« Er konnte nicht anders; sein Blick senkte sich auf ihre Lippen, und seine Stimme klang mit einem Mal heiser, als er sagte: »Du wirst es ohnehin bald sehen. Und dann oft.«
Ihre Kehle wurde ganz trocken, ihr Herz klopfte heftig, und ihre Augen glitten von seinem dunklen Gesicht, während sie stammelte:
»Oh ja, ich … ich bin sicher, es wird mir gefallen.«
Er wusste genau, dass sie das so nicht hatte sagen wollen, aber ihre Worte sandten dennoch eine Hitzewelle durch ihn und weckten in ihm den Wunsch, sie mit ihrem weichen Körper zu lindern. Aber er war, mahnte er sich nachdrücklich, schließlich kein wildes Tier. Er war ein Gentleman. Er konnte warten. Er atmete durch und zwang seinen aufbegehrenden Körper, sich zu benehmen. Irgendwie gelang es ihm, sich zu beherrschen und sie nicht hochzuheben und in ebendieses Zimmer zu tragen, aufs Bett zu werfen, und das Tier in sich freizulassen.
»Gut«, gelang es ihm zu sagen. »Wenn du mich dann bitte entschuldigst, werde ich dir deine Zofe schicken und dir ein wenig Ruhe und Ungestörtheit gönnen.« Damit ging er und ließ sie mit offenem Mund stehen, während er praktisch floh. Aber entweder das, überlegte er grimmig, oder ihr beweisen, dass sie einen brunftigen Bären geheiratet hatte.
Nan plauderte ununterbrochen, während sie Gillian aus ihrem kirschroten Umhang half und ihn auf einen der Haken hängte.
»Oh, Madame, ist das nicht das allerhübscheste Haus überhaupt? Und wenn Sie es erst einmal eingerichtet haben, wird es ein richtiges Schmuckstück sein, nicht wahr? Meine Jungs sind ganz begeistert von unserer kleinen Wohnung. Sie sind schon in den Ställen gewesen und haben sich mit einigen der Burschen, die dort arbeiten, angefreundet. Würden Sie sich gerne umziehen oder lieber damit noch warten?«
Gillian wollte ihr Hochzeitskleid lieber ausziehen. Nachdem sie in ein schlichtes Kleid aus fliederfarbenem Musselin gekleidet war und gegen die Novemberkälte einen zarten Wollschal in Creme, Lavendelblau und Grün um die Schultern trug, war sie bereit, nach unten zu gehen. Was sie genau tun sollte, wenn sie unten angekommen war, wusste sie allerdings auch nicht so genau. Luc hatte keinerlei Andeutung gemacht, wie seine Pläne für den Rest des Tages aussahen oder sich irgendwie geäußert. Sollte sie mit der Köchin über die Abendmahlzeit sprechen? Oder Bissell bitten, sie durch das Haus zu führen?
Sie ging die Treppe hinab, und in ihr regte sich Ärger. Es ist unser Hochzeitstag, dachte sie. Sicherlich hat er nicht vor, so zu tun, als sei es ein ganz normaler Tag, oder? Als sie unten im Foyer angekommen war, hatte sich die leichte Verärgerung zu echter Empörung gesteigert. So kam es, dass in ihren Augen ein kämpferisches Leuchten stand und ihre Wangen leicht gerötet waren, äußerliche Anzeichen, die Unwissende vielleicht für einen Beweis guter Laune gehalten hätten. Leute, die sie besser kannten, wären vor einer solchen Fehleinschätzung gefeit gewesen.
Bissell kam gerade ins
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