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Eine begehrenswerte Lady

Eine begehrenswerte Lady

Titel: Eine begehrenswerte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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abschlagen würde, aber sie war doch erleichtert, als sie seine Antwort las.
    »Onkel hat eingewilligt, uns nach dem Essen zu treffen – sobald er Stanley und Canfield losgeworden ist«, teilte sie Sophia mit. »Er schlägt vor, dass wir uns nach dem Essen, sobald die Höflichkeit es erlaubt, nach oben zurückziehen. Wenn die Zeit gekommen ist, wird Meacham uns holen und zu Onkel Silas bringen.«
    Es war schon spät, als die beiden Frauen, von Meacham begleitet, in Silas’ Zimmer schlüpften. Der Abend war ihr endlos erschienen, und nur dass Silas ihr zugezwinkert hatte, als sie den Salon betreten hatte, wo sie sich trafen, bevor sie sich zum Essen begaben, hatte es ihr ermöglicht, sich einigermaßen normal zu verhalten. Es half auch, dass Stanley sich von seiner besten Seite zeigte, entschlossen, bei seinem Onkel verlorenen Boden wiedergutzumachen – und wenn Stanley es wollte, konnte er überaus charmant sein. Und auch Canfield befleißigte sich guten Benehmens – außer, dass er sie bei ihrem Eintreten reichlich unverschämt durch sein Monokel musterte. Irgendwie war es Gillian gelungen, der Höflichkeit Genüge zu tun, aber das wenig damenhafte Verlangen, ihm eine Ohrfeige zu geben, verließ sie niemals ganz.
    Nachdem das Dinner beendet war, überließen Sophia und Gillian, wie es üblich war, die Herren ihrem Wein, da sie keinen Verdacht erregen wollten, und zogen sich zu Tee und Gebäck in den Salon zurück. Nicht lange darauf stießen die Herren wieder zu ihnen, aber die Damen entschuldigten sich kurze Zeit später und begaben sich auf ihre Zimmer.
    Gillian konnte an nichts anderes denken als an das bevorstehende Treffen mit ihrem Onkel. Es ließ sich nicht leugnen, dass sie zögerte, ihm alles zu gestehen, wie Sophia es wollte. Jeder Instinkt in ihr rebellierte dagegen, jemand anders hineinzuziehen, und sie wünschte sich, sie hätte Zeit, in Ruhe zu überlegen und sich einen anderen Weg auszudenken, wie sie mit Canfield fertigwurde. Verlegenheit erfasste sie. Sie fühlte sich wie eine alberne kleine Närrin, die zu ihrem Onkel gerannt kam, um sich Hilfe zu suchen. Aber gegenwärtig schien es keine andere Lösung zu geben. Ihre Lippen wurden schmal. Es sei denn, was ja auch Sophia erwähnt hatte, wie sie sich in Erinnerung rief, sie spielte ernstlich mit dem Gedanken, Canfields Mätresse zu werden. Ihr wurde übel. Nein! Das nie. Aber muss ich Onkel wirklich alles sagen? Kann ich nicht einen Teil auslassen?
    »Könnten wir ihm nicht einfach erklären, dass wir beschlossen hätten, seine Einladung anzunehmen?«, fragte Gillian abrupt. »Muss er … alles wissen?«
    Sophia schwieg eine Sekunde. Dann schaute sie Gillian in die Augen.
    »Ja, ich vermute, wir könnten es verschweigen, aber wäre das klug? Ob du Onkel die Wahrheit sagst oder nicht, wir werden unser Heim verlieren; Canfield besitzt die Schuldscheine und wird herumerzählen können, was er von Winthrop über dessen Abmachung mit Charles gehört hat, selbst wenn er dich nicht in sein Bett zwingen kann. Wenn Onkel die ganze Geschichte kennt, wäre er vielleicht in der Lage, Canfield davon abzuhalten, deinen Ruf weiter zu beschmutzen. Wenigstens wird er vor dem vermutlich folgenden Skandal gewarnt und dagegen gewappnet sein.«
    Gillian biss sich auf die Lippe.
    »Ich komme mir so schwach vor. Er ist ein alter Mann – er braucht diese Sorte von Problemen nicht.«
    »Hast du je erwogen, was geschehen könnte, wenn du ihm nichts sagst, und Canfield dann aber über die Schuldscheine und die Übereinkunft zwischen deinem verstorbenen Ehemann und Winthrop tratscht?«, wollte Sophia wissen. »Ich wiederhole es – wenn unser Onkel uns bei sich aufnimmt, muss er die volle Wahrheit kennen. Er sollte die Wahl haben, uns in seinem Heim willkommen zu heißen, in dem Wissen, dass uns ein schrecklicher Skandal folgen kann, oder sich von uns abzuwenden, jetzt, bevor irgendetwas passiert. Sich anders zu verhalten wäre unehrlich und unfair.«
    Sophias Worte erreichten, was sie bezweckt hatte. Es wäre in der Tat feige und unehrlich, musste Gillian zugeben, Onkel Silas nichts von dem Skandal zu sagen, der vielleicht drohte. Ihr blieb keine andere Wahl. Sie musste ihn einweihen. Möge der Himmel uns beistehen, dass er uns nicht einfach vor die Tür setzt .
    Es schien Stunden zu dauern, bis Meacham leise an der Tür zu dem Salon kratzte und sie dann kurz darauf über den Flur und in die Räume ihres Onkels brachte. Silas saß auf einem grünen Damastsessel vor dem

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