Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine begehrenswerte Lady

Eine begehrenswerte Lady

Titel: Eine begehrenswerte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
Vom Netzwerk:
Gegend weilte und seine Vorliebe für die Krone allgemein bekannt war, hatte sich die Klientel leicht verändert. Lord Broadfoot und ein paar andere Mitglieder des Landadels schauten jetzt häufiger auf einen Krug Bier oder ein Glas Brandy bei Mrs. Gilbert vorbei.
    Die Decke der Gaststube wies vom Alter gedunkelte Balken auf, und saubere weiße Spitzenvorhänge hingen vor den Fenstern. Die Möblierung war rustikal, die stabilen Eichentische waren übersät mit Schrammen und Kratzern, Spuren ihrer jahrelangen Benutzung. Die Holzbohlen auf dem Boden hatten den Schimmer, der nur nach Jahrzehnten zu erreichen war. Köstliche Düfte lagen in der Luft – frisch gebackenes Brot und gesottenes Fleisch, gemischt mit Zitronenpunsch, Bier und anderen Spirituosen. Das lustig flackernde Feuer im gemauerten Kamin hieß alle willkommen, lud ein, hereinzukommen, sich hinzusetzen und mit Freunden das eine oder andere Glas zu trinken.
    Luc trat ein und war nicht überrascht, die Gaststube praktisch leer vorzufinden. Die Bauern waren noch auf dem Feld bei der Arbeit, und die Fischer waren mit ihren Schiffen – hoffentlich voller Fische – noch nicht wieder im Hafen.
    Als Luc hereinkam, blickte die junge Frau hinter der langen Theke auf der Rückseite des Raumes von ihrer Arbeit auf – sie wischte gerade die Oberfläche mit einem Lappen ab. Sobald sie ihn erblickte, breitete sich ein Lächeln auf ihrem hübschen Gesicht aus. Sie steckte schnell den Lappen unter die Theke und lief mit wehenden Röcken zu ihm.
    »Master Luc!«, rief Mary Gilbert, und ihre blauen Augen leuchteten vor Freude, ihre dunklen Locken wippten. »Setzen Sie sich gleich hierhin ans Feuer, und ich gehe Ma sagen, dass Sie hier sind.« Sie wischte sich ihre Hände an der großen weißen Schürze ab und fügte hinzu: »Sie hat neulich erst gesagt, dass wir Sie jetzt schon eine ganze Weile nicht zu Gesicht bekommen haben.«
    Mary Gilbert war die jüngste der fünf Töchter der Witwe und sah ihren Schwestern überaus ähnlich. Alle fünf hatten die lebhaften blauen Augen und das dunkle Haar ihrer Mutter geerbt, auch wenn Mrs. Gilberts inzwischen stark mit Grau durchzogen war. Luc musste grinsen, während er zusah, wie Mary sich geschäftig entfernte, und überlegte, dass die ganze Familie einfach reizend war und so unwiderstehlich wie ein Körbchen voller Katzenjunge.
    Marys Aufforderung folgend, nahm er an einem Tisch beim Feuer Platz und streckte seine Beine zum Kamin aus. Er schaute sich im Zimmer um und entdeckte drei Männer, die er als Tagelöhner kannte, an einem Tisch vor dem Fenster über ihre Krüge gebeugt. Er nickte zwei Fischern zwei Tische weiter zu.
    Mit geröteten Wangen, strahlenden blauen Augen und Haar, das von grauen Strähnen durchzogen war und das sie zu einem festen Knoten aufgesteckt hatte, kam Mrs. Gilbert ins Zimmer gesegelt und ging, nachdem sie Luc entdeckt hatte, zu ihm.
    Ihre rundliche Figur erinnerte an eine Taube, und ihr fröhliches Gesicht war trotz ihres Alters hübsch – kurz, sie sah überhaupt nicht wie eine Schmugglerin aus, überlegte Luc, und seine Mundwinkel zuckten.
    Aber es stimmte. Bis vor Kurzem waren Mrs. Gilbert, ihre fünf Töchter, Jeb Brown, ein Fischer aus dem Ort, und Lucs eigene Schwägerin Emily, mittlerweile Lady Joslyn, genau das gewesen: eine Bande Schmuggler. Luc schuldete seine Ankunft in England Emily, Jeb und ihrer verbotenen Betätigung. Jeb hatte eine Fahrt nach Frankreich gemacht und hatte auf Emilys Bitte hin nach Lord Joslyns Halbbruder Ausschau gehalten. Jeb hatte ihn gefunden, krank und geschwächt von einer Schussverletzung, die sich entzündet hatte, versteckt in einem Bordell. Luc hatte sich schon oft gefragt, was wohl aus ihm geworden wäre, wenn Jeb nicht so passend in Calais aufgetaucht wäre und ihn nach England verfrachtet hätte.
    Seine Augen wurden hart. Es war schieres Glück, dass er nicht getötet worden war, als Jeb und seine Männer in jener Nacht unweit von Cuckmere Haven an Land gegangen und von Leuten aus Nolles’ Bande angegriffen worden waren. Jeb und seine Männer waren zusammengeschlagen worden, ihre Schmuggelwaren gestohlen, aber niemand war umgekommen. Wenn für sonst nichts, dachte Luc, stand er immerhin deswegen bei Nolles in der Schuld.
    »Nun, was schauen Sie denn so, junger Mann?«, verlangte Mrs. Gilbert zu wissen und setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber.
    »Ich habe nur nachgedacht«, gestand Luc, »was für eine bessere Welt es wäre, wenn es Nolles und seine

Weitere Kostenlose Bücher