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Eine besondere Herzensangelegenheit

Eine besondere Herzensangelegenheit

Titel: Eine besondere Herzensangelegenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Mayfeldt
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jetzt wollte ich nur noch eins: weg von hier, vor allem weg aus Sebastians Nähe, und zwar so schnell wie möglich.
     
    Ich hatte mich in gewisser Weise geirrt. Ich war nicht die Einzige, die so früh schon am Arbeitsplatz auftauchte. Als ich im Büro ankam, stellte ich erstaunt fest, dass Lina schon vor mir angekommen war.
    Allerdings würde ich wohl die Einzige bleiben, die so früh arbeitete, denn Lina saß wie erwartet mit großer Sonnenbrille und aufgequollenem Gesicht an ihrem Schreibtisch. Da sie immer noch das gleiche Kleid trug wie beim Sommerfest, ging ich davon aus, dass sie zwischendurch gar nicht zuhause gewesen war. Vermutlich hatte Rolf sie direkt vor die Tür gesetzt, nachdem er mit ihr seinen Spaß gehabt hatte. Vielleicht war er aber auch gnädig gewesen und hatte sie zumindest bis zum frühen Morgen beherbergt.
    Mein Mitleid hielt sich allerdings in sehr überschaubaren Grenzen. Es war doch von vornherein klar gewesen, wie die Geschichte ausgehen würde.
    »Hallo Lina, alles gut überstanden?«, erkundigte ich mich nicht gerade besonders freundlich. Ich hatte eigentlich keine Lust, ihren Liebeskummer auch noch mit ihr durchzukauen. Dazu war ich viel zu sehr mit meiner eigenen, sich im Aufruhr befindenden Gefühlswelt beschäftigt. Doch trotz meines nicht gerade einladenden Tonfalls begann sie sofort, sich bei mir auszuheulen.
    »Rolf hat mich heute Morgen einfach weggeschickt«, schniefte sie. »Ich verstehe das nicht. Gestern hat er es kaum erwarten können, mich ins Bett zu kriegen, und heute will er mich plötzlich nicht mehr. Er hat mich nicht mal mit in die Firma genommen, weil er nicht mit mir gesehen werden wollte. Gestern war das doch auch kein Problem.«
    »Ach, Lina.« Ich merkte, wie ich doch wieder weich wurde. Meine Kollegin war zwar unglaublich naiv, aber irgendwie konnte ich ihr das nicht vorwerfen. »Du kennst Rolf jetzt schon so lange. Du weißt doch, wie er ist. Er sammelt Bettgeschichten wie andere Schlumpffiguren oder getragene Unterhosen. Und glaubst du wirklich, aus einer gemeinsamen Nacht könnte plötzlich Liebe werden?«
    Na ja, gestand ich mir ein, gestern Nacht war ich auch gar nicht so weit entfernt davon, etwas Ähnliches zu glauben.
    Ich nestelte an meiner Tasche herum und zog ein sauberes Taschentuch hervor, das ich der Chefsekretärin reichte.
    »Vielleicht suchst du dir einfach die falschen Kerle aus«, sinnierte ich, während sich Lina geräuschvoll die Nase putzte. »Versuch doch mal, mehr auf die inneren Werte zu achten.«
    Wow, ich, die absolute Expertin in Sachen Liebeschaos, versuchte anderen gute Ratschläge zu geben. Dabei konnte ich doch eigentlich allenfalls als abschreckendes Beispiel dienen.
    Lina hob ihre Sonnenbrille ein Stück hoch und legte dabei ihre rot geheulten Augen frei. »Aber innere Werte kann ich nicht sehen«, meinte sie trotzig. »Wie soll ich sie dann erkennen?«
    Ich zuckte entnervt die Achseln und wandte mich zum Gehen. Der Frau war eindeutig nicht mehr zu helfen.
     
    Mit einem mulmigen Gefühl schloss ich am späten Nachmittag die Tür zu meiner Wohnung auf. Obwohl ich mich sonst jeden Freitag auf die Mails von Lily gefreut hatte, schienen sie mir jetzt nur nebensächlich zu sein. Auch die ausgesetzten Bücher in der S-Bahn hatten mich heute zum ersten Mal nicht interessiert. Die ganze Zeit hatte mich nur ein Gedanke beschäftigt: Hoffentlich hatte mir Sebastian mein frühes Davonschleichen am Morgen nicht übel genommen.
    Vorsichtig warf ich einen Blick in den Wohnungsflur. Er war nicht verwüstet. Und auch der Ersatzschlüssel zur Wohnungstür hing genau an dem Haken, an den er gehörte. Nicht, dass ich Sebastian etwas Schlechtes zugetraut hätte, aber man wusste ja nie.
    Ich sah auch kurz ins Schlafzimmer. Es war leer, die Bettdecke war flüchtig zurückgeschlagen. Ich war gleichzeitig erleichtert und enttäuscht, musste dann aber selbst über mich kichern. Was hatte ich denn erwartet? Dass Sebastian noch immer in meinem Bett lag, ein großes rotes Pappherz über sich drapiert hatte und sehnsüchtig auf meine Heimkehr wartete?
    In der Küche auf dem Tisch lag immer noch der Zettel, den ich am Morgen geschrieben hatte. Ich sah sofort, dass meine Nachricht um ein paar Zeilen ergänzt worden war.
    Schade, dass wir uns nicht mehr gesehen haben. Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Und danke für den Kaffee. Darunter prangte ein Smiley mit Ohren.
    Wieder mischten sich bei mir Erleichterung und Enttäuschung. Sebastians Text war genauso

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