Eine besondere Herzensangelegenheit
ja nicht nur kaufen, sondern auch nach Hause schleppen und zubereiten musste. Selbst wenn ich mich hätte siebenfach klonen können, wäre das kaum machbar gewesen.
»Ich fürchte, ich muss alles hinschmeißen. Ich schaffe das einfach nicht«, klagte ich Sebastian am Telefon mein Leid. »Ich habe völlig unterschätzt, wie viel Arbeit dahintersteckt. Es sieht immer so simpel aus, einfach ein bisschen backen und dann verkaufen, aber das ist es ganz und gar nicht.«
»Hey, jetzt lass den Kopf nicht hängen«, machte er mir Mut. »Hol dir Hilfe. Keiner verlangt, dass du alles allein machst. Es reicht doch schon, dass du die Idee hattest und die Organisation übernommen hast. Ich helfe dir auf jeden Fall, wo ich kann. Wenn du noch ein paar Leute findest, die dir das eine oder andere abnehmen, kannst du es immer noch schaffen. Ich weiß doch, wie wichtig es dir ist.«
Ich schüttelte entmutigt den Kopf. »Aber es ist so kurzfristig. Heute ist Mittwoch, und am Samstag muss alles fertig sein. Bestimmt haben die meisten Leute schon Pläne für das Wochenende.«
»Das wirst du erst erfahren, wenn du sie fragst.«
Sebastian ließ nicht locker, bis ich ihm versprochen hatte, alle Freunde abzuklappern. »Du musst ihnen natürlich auch erzählen, für welchen Zweck du das Geld sammelst. Mach ihnen ruhig ein richtig schlechtes Gewissen, wenn sie nicht sofort zusagen«, riet er mir.
Sofort nachdem ich aufgelegt hatte, lief ich die Treppen runter und klingelte bei Nicole.
»Ich habe einen Anschlag auf dich vor«, warnte ich sie gleich, als sie die Tür öffnete. Ich erklärte ihr kurz mein Vorhaben. »Ohne Hilfe muss ich die ganze Geschichte abblasen. Deshalb wollte ich dich fragen, ob du mir am Freitag oder Samstag helfen kannst.«
Nicole musterte mich mit einem süffisanten Lächeln. »Lerne ich dann auch endlich deinen Sebastian kennen?«, erkundigte sie sich.
»Es ist zwar nicht mein Sebastian, aber er wird auch dabei sein, ja.«
Ihr Grinsen verbreiterte sich. »Na, dann kannst du mich natürlich fest einplanen. Das lasse ich mir wohl kaum entgehen. Ich habe übrigens gerade ein paar Leute von meiner Literaturgruppe da.« Sie wies mit einer Kopfbewegung in den hinteren Teil ihrer Wohnung, aus dem Stimmengewirr und fröhliches Gelächter ertönten. »Wenn du möchtest, kann ich mal nachfragen, ob von denen auch einer am Wochenende helfen kann.«
Ich zog amüsiert eine Augenbraue nach oben.
»Literaturgruppe?«, fragte ich. »Ich wusste nicht einmal, dass du im Besitz eines Buches bist.«
Lily kicherte. »Na ja, das klingt doch allemal besser als Wir-treffen-uns-nur-zum-Party-machen-Gruppe, oder?«
»Stimmt«, gab ich zu. »Und egal ob Literatur oder Party, glaub mir, ich kann jede Hilfe gebrauchen.«
Nachdem Nicole mir versprochen hatte, bei ihren Freunden nachzufragen und mir noch am gleichen Abend Bescheid zu geben, wie viele von ihnen ebenfalls mithelfen wollten, griff ich zum Telefon und wählte Monas Nummer. Glücklicherweise war sie zuhause.
Als ich ihr geschildert hatte, was ich am Wochenende vorhatte, herrschte einen Moment lang Schweigen.
»Mona?«, fragte ich vorsichtig nach. »Es tut mir leid, vielleicht hätte ich dich nicht fragen sollen, ich meine, in deiner Situation ...«
»In meiner Situation? Was soll das denn heißen?«, unterbrach sie mich barsch. »Ich konnte dir leider gerade nicht antworten, weil ich mit Schmollen beschäftigt war. Warum hast du mich denn nicht gleich eingeweiht? Du hättest dir doch denken können, dass ich unbedingt mitmachen will, gerade in meiner Situation.«
»Ich wollte es eigentlich allein schaffen«, gab ich kleinlaut zu.
»Das ist mal wieder typisch für dich«, brauste Mona auf. »Du tust immer ganz schüchtern und verlegen, dabei bist du der größte Sturschädel in unserem gesamten Sonnensystem. Du brauchst gar nicht zu glauben, dass du mich irgendwie davon abhalten kannst, am Freitag und am Samstag dabei zu sein. Und Tobias kannst du auch gleich fest mit einrechnen.«
Ich war skeptisch. »Bist du sicher? Sollten wir ihn nicht erst einmal fragen?«
»Keine Angst, ich bin sicher. Wenn er sich weigert, drohe ich ihm mit drei Wochen Liebesentzug. Oder noch schlimmer: Ich zwinge ihn, mit mir ins Kino zu gehen und sich irgendeinen französischen Kunstfilm anzusehen. Das hilft immer.«
»Okay, ich plane ihn ein«, lachte ich. »Es ist kaum zu glauben, aber du kannst ja noch fieser werden als früher.«
»Die Wege des Herrn sind unergründlich«, sinnierte Mona,
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