Eine besondere Herzensangelegenheit
mich herangelassen.
Kapitel 27
Unsere Aktion wurde ein voller Erfolg.
Schon als ich am Freitagnachmittag bei Mona ankam – Zinkelmann hatte mich extra früher Feierabend machen lassen, als er von meinem Vorhaben erfahren hatte – herrschte in ihrer Küche und auf ihrer Terrasse rege Betriebsamkeit. Nicole und vier ihrer Freunde waren schon vor mir eingetroffen und saßen vor riesigen Zwiebelbergen, die geschält und klein geschnitten werden mussten.
Mona präsentierte mir derweilen stolz die Plakate, die sie in der Werbeagentur, in der sie arbeitete, entworfen und ausgedruckt hatte. Auf witzige, aber nicht alberne Weise informierten sie über den Sinn der Delfintherapie. Joshuas Schicksal hatte sie auf meinen speziellen Wunsch allerdings nicht erwähnt. Ich wollte, dass die Leute beim Heidelberger Herbst Spaß hatten und – ganz nebenbei – gerne halfen, aber es sollte kein Geld durch Betroffenheit gesammelt werden.
Kurz darauf trafen auch Paul und Sebastian ein.
Während wir wie am Fließband Zwiebelkuchen produzierten, wurde die Stimmung immer ausgelassener. Zwiebeln wurden nicht mehr getragen, sondern nur noch geworfen, und Tobias rannte ständig zwischen seinem Haus und den Nachbarhäusern hin und her. Um genug Zwiebelkuchen auf einmal backen zu können, hatte Mona auch noch die Hilfe ihrer Nachbarinnen organisiert, die ihre Backöfen und geeignete Formen zur Verfügung gestellt hatten. Tobias brachte also die vorbereiteten Kuchen zu ihnen und trug die fertig gebackenen zurück.
Währenddessen kam Nicoles Freundin Bianca überhaupt nicht zum Helfen, weil sie die ganze Zeit rumlief und Fotos machte, die sie dann auf ihrer Facebook-Seite postete. Da sie dabei aber auch kräftig die Werbetrommel für unseren Stand rührte, sahen es ihr alle nach.
Ihr absolutes Lieblingsmotiv war Paul, der mit einer Taucherbrille vor dem Gesicht am Terrassentisch saß und mit stoischer Ruhe einer Zwiebel nach der anderen den Garaus machte. Nur ab und zu warf er Sebastian einen misstrauischen Blick zu, den dieser mit ähnlich skeptischer Miene beantwortete.
»Jetzt musst du mir mal die Situation erklären«, forderte Mona mich auf, nachdem sie mich in einem der wenigen etwas ruhigeren Momente zur Seite genommen hatte. »Also, Paul ist dein Exfreund, der vor ungefähr einem Jahr mit dir Schluss gemacht hat, ja?« Als ich nickte, fuhr sie fort: »Und Sebastian ist dein aktueller Freund, der ...«
»Nein!«, unterbrach ich sie vehement. »Wir sind nicht zusammen, wir sind ...«
»... einfach nur total verliebt«, beendete Mona lachend meinen Satz. »Isabelle, mein Schatz, ich bin gelähmt, aber nicht blind. Ich sehe doch, wie er dich ansieht. Und du ihn. Wem willst du eigentlich etwas vormachen?«
Ich sah sie ratlos an und zuckte die Achseln. »Wenn ich das nur wüsste«, seufzte ich.
Alle, die am Freitag geholfen hatten, versammelten sich auch Samstagvormittag pünktlich zum Standaufbau. Schon während wir noch den Pavillon aufstellten und die Tische aufbauten, kamen die ersten Interessenten, die sich Stücke von den selbst gebackenen Zwiebelkuchen mit nach Hause nehmen wollten. Und da auch der Wettergott mitspielte und uns einen warmen, sonnigen Spätsommertag bescherte, riss der Strom der Gäste den ganzen Tag über nicht ab.
Jeder Helfer war beinahe pausenlos mit seinen Aufgaben beschäftigt: Wein ausschenken, Zwiebelkuchen auf Teller bugsieren, Kassieren, Geschirr abräumen und spülen.
Mona war dabei die Ausnahme. Sie war die Einzige, die keine gastronomischen Aufgaben übernommen hatte. Stattdessen hatte sie sich mit ihrem Rollstuhl bei ihren Plakaten postiert und informierte alle Interessierten über den Zweck unserer Aktion. Ganz nebenbei sammelte sie noch etliche Spenden. Ich staunte, wie viel Wissen sie sich inzwischen über die Delfintherapie angeeignet hatte. Ihr Chef konnte stolz auf sie sein, dachte ich mehrere Male. Als Werbefachfrau war sie wirklich ein Ass.
Es war so viel los, dass ich es den ganzen Tag über kaum schaffte, mehr als ein paar Worte mit Sebastian zu wechseln.
Er hatte natürlich den Getränkedienst übernommen, schenkte Wein aus und fachsimpelte mit den Gästen, die ihn nur zu gern mit Beschlag belegten, über sein Spezialgebiet.
Doch jedes Mal, wenn sich unsere Blicke trafen und er mich anlächelte, hatte ich das Gefühl, dass die Zeit für einen winzigen Moment stehen blieb. Dann vergaß ich alle Leute um uns herum und genoss einfach das Gefühl seiner Nähe.
Ich
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