Eine besondere Herzensangelegenheit
»und die Waffen einer Frau sind unschlagbar. Da fällt mir gerade noch was ein: Wo soll die Backaktion am Freitag denn überhaupt stattfinden?«
Als ich erklärte, dass ich meine Küche zur Verfügung stellen würde, fing Mona schallend an zu lachen.
»Ich war zwar noch nicht in deiner Wohnung, aber nach dem, was du mir erzählt hast, treten sich die Leute da ja tot«, erklärte sie. »Nee, lass uns das mal besser hier bei uns machen. Da ist viel mehr Platz, und bei schönem Wetter können wir auf der Terrasse um die Wette schnippeln.«
Wir quatschten noch eine Weile, bis Mona erklärte, sie müsse sich jetzt um ihren Beinahe-Ehemann kümmern.
Nachdem wir das Gespräch beendet hatten, blieb ich nachdenklich mit dem Telefon in der Hand sitzen. Ich hatte überlegt, einige meiner Kollegen anzusprechen, ob sie mich unterstützen würden, den Gedanken aber wieder verworfen. Mein Vorhaben war eine private Angelegenheit, und es sollte auch privat bleiben.
Also gab es eigentlich nur noch einen, den ich um Hilfe bitten konnte. Einen, mit dem ich sowieso noch dringend etwas klären musste.
Nach einigem Hin- und Herüberlegen überwand ich mich und wählte Pauls Handynummer.
»Hallo, hier ist Isabelle«, meldete ich mich, nachdem er das Gespräch angenommen hatte. »Hast du einen Moment Zeit für mich?«
Er zögerte.
»Klar«, sagte er schließlich wenig begeistert. »Was gibt’s denn?«
Ich schluckte. Es fiel mir nicht leicht, aber ich musste es loswerden. »Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Für die Aktion auf dem Flohmarkt. Es war schon ziemlich dämlich von mir, das Bild überhaupt verkaufen wollen, aber wie ich es dann verkauft habe, das war wirklich das Allerletzte. Es tut mir leid.«
»Jepp«, stimmte er zu, sagte aber nichts weiter, sondern ließ mich zappeln.
»Und ich danke dir, dass du meinen Fehler wieder gutgemacht und das Bild zurückgebracht hast. Du hattest recht. Es ist eine schöne Erinnerung, und ich sollte sie behalten.«
»Und?«, fragte er knapp.
Und was? Ich war wie ein armer Sünder zu Kreuze gekrochen. Reichte das etwa nicht?
»Was willst du denn noch von mir?«, blaffte ich ihn an. »Soll ich noch einen Seelenstriptease hinlegen?«
Ich konnte seine zufriedene Miene fast durch Telefon sehen, als er antwortete: »Aber splitterfasernackt bitte. Ich will ja was zu gucken haben.«
»Vergiss es!«
Er lachte. »Also hör mal, um das Bild wiederzukriegen, habe ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, und alles dazwischen sowieso. Der Typ, der es dir abgekauft hat, war zwar lahmarschig wie eine Schnecke auf Valium, aber er hat mich ganz schön hochgehandelt. Dafür sollte doch wenigstens eine kleine Gegenleistung drin sein.«
»Ach, die kann ich dir bieten«, gab ich zuckersüß zurück. Eine bessere Steilvorlage hätte er mir kaum zuschieben können. »Ich gebe dir nämlich die einmalige Gelegenheit, bei einem ganz besonderen Hilfsprojekt mitzumachen.« Ich erklärte ihm kurz, wobei ich seine Hilfe brauchte.
»Moment, verstehe ich das richtig?«, hakte er nach, als ich fertig war. »Ich habe fast unter Einsatz meines Lebens und meiner seelischen Gesundheit das schönste Bild gerettet, das du jemals besitzen wirst, und im Gegenzug darf ich für dich arbeiten?«
»Nicht für mich«, widersprach ich. »Das Geld, das wir einnehmen, geht an einen siebenjährigen Jungen, der nach einem schweren Unfall gelähmt ist. Davon soll eine Delfintherapie bezahlt werden.«
»Oh, das wusste ich nicht.« Paul war plötzlich ernst geworden. »Wenn das so ist, bin ich natürlich dabei. Ich habe zwar eigentlich am Freitag etwas vor, aber das lässt sich verschieben.«
»Danke«, sagte ich mit plötzlich erstickter Stimme. Ich war gerührt von der spontanen Hilfsbereitschaft, die mir überall entgegenschlug, und auf die ich niemals zu hoffen gewagt hatte. »Wir treffen uns dann am Freitagnachmittag bei Mona. Komm einfach vorbei, sobald du Zeit hast.« Ich nannte ihm die Adresse.
»Okay, ich hab’s aufgeschrieben. Und wer ist diese Mona? Eine Freundin von dir?«
»Genau«, erwiderte ich in möglichst lockerem Tonfall. »Wir kennen uns schon lange. Du wirst sie mögen.«
Nachdem ich das Telefon zur Seite gelegt hatte, blieb ich noch eine Weile nachdenklich sitzen. Mir war klar geworden, dass Paul nicht nur richtig gelegen hatte, was den Verkauf von Erinnerungen anging. Nein, auch noch in einem anderen Punkt hatte er recht gehabt.
Ich hatte ihn während unserer Beziehung wirklich nie richtig an
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