Eine besondere Herzensangelegenheit
das eine oder andere Mal etwas daneben – beziehungsweise auf den Küchenboden. Allein bei der Vorstellung, unter den Augen der hungrig wartenden Meute original französische Crêpes zu produzieren und auch noch unfallfrei auf einen Pappteller zu bugsieren, wurde mir leicht schwindlig. Aber Waffeln backen konnte ich ganz gut.
Mein Plan war also, an ein oder zwei Abenden an einer Stelle, an der viele und möglichst hungrige Menschen vorbeikamen, einen kleinen Waffelstand aufzubauen und Unmengen von Waffeln zu verkaufen.
Sebastian war der Erste, dem ich davon erzählte. Und der Erste, bei dem ich mit meinem Plan auf eine gehörige Portion Skepsis stieß.
»Ich habe mir ja selbst schon gedacht, dass ich damit keine Reichtümer anhäufen kann, aber ein bisschen sollte schon zusammenkommen, um die Eltern von Joshua bei der Therapie zu unterstützen«, beharrte ich auf meinem Plan. »Oder hast du eine bessere Idee?«
»Im Prinzip nicht«, gab Sebastian zu. »Ich denke nur, du solltest das Ganze etwas größer aufziehen, wenn du es schon organisierst. Zum Beispiel wäre es gut, auch Getränke anzubieten. Die machen nicht so viel Arbeit, bringen aber recht gute Einnahmen. Besser wäre es natürlich noch, wenn du einen Sponsor findest, der dir die Getränke kostenlos liefert, das würde sich dann richtig lohnen. Außerdem ist natürlich noch wichtig, wo und an welchem Termin du verkaufen willst. In zwei Wochen ist doch Heidelberger Herbst . Das wäre doch eigentlich ideal. Da ist jede Menge los, und die Leute wollen alle etwas essen und trinken.«
Ich nickte. »Daran habe ich auch schon gedacht.«
Der Heidelberger Herbst war das alljährlich im Frühherbst stattfindende Altstadtfest. An diesem Wochenende waren überall Stände und Attraktionen aufgebaut. Es gab einen Flohmarkt, einen Kunsthandwerkermarkt und überall Livemusik.
»Vielleicht hast du recht«, stimmte ich nochmals zu. »Ich werde Lily eine Mail schreiben und sie fragen, ob wir die Frist dieses Mal ausnahmsweise auf drei Wochen ausdehnen können. Innerhalb von einer Woche schaffe ich es jedenfalls nie, genug Geld aufzutreiben. Es ist so viel zu organisieren.«
»Außerdem sind noch einige Formalitäten zu erledigen«, gab Sebastian zu bedenken. »Du kannst ja nicht einfach so irgendwo einen Stand aufbauen, sondern brauchst eine Genehmigung. Wenn du möchtest, kann ich dir dabei gern helfen.«
»Wirklich?« Ich lächelte ihn an. »Das wäre klasse. Zu zweit macht es sowieso viel mehr Spaß. Weißt du,« – ich presste kurz die Lippen aufeinander – »es würde mir wahnsinnig viel bedeuten, wenn ich helfen könnte. Ich bewundere Mona, weil sie trotz ihrer Lähmung ihr Leben so souverän meistert. Und wenn ich mir vorstelle, dass ich ein klein wenig dazu beitragen könnte, dass auch Joshua in Zukunft besser klarkommt, wäre mir das wirklich unheimlich wichtig.«
»Ich weiß.« Sebastian griff über seine Pizza, die knapp die Größe eines UFOs hatte, nach meiner Hand und drückte sie sanft. »Das ist einer der Gründe, warum ich dich so mag.«
Kapitel 26
In den folgenden zwei Wochen war ich neben der Arbeit vollauf mit der Organisation meines Standes beschäftigt. Und je länger ich mich darum kümmerte, umso mehr wuchs mir die Sache über den Kopf.
Lily, der ich noch am Samstag eine Mail mit der Bitte um Fristverlängerung geschickt hatte, war sofort damit einverstanden gewesen, dass wir uns diesmal drei Wochen Zeit lassen konnten. Sie schien sogar darüber erleichtert zu sein, denn sie gestand mir, dass sie noch keine Ahnung hatte, wie sie ihre selbst gestellte Aufgabe erfüllen sollte.
Ich war froh, dass Sebastian mir den Papierkram abnahm, denn es gab auch so schon viel zu tun. Ich organisierte einen Pavillon, Tische und Bänke sowie mehrere Waffeleisen, die ich parallel befüllen wollte. Außerdem suchte ich Rezepte raus, machte Einkaufslisten und Zeitpläne. Dann rief Sebastian an und berichtete, dass Wennehoff, der Eigentümer des Weinguts, auf dem wir unser Sommerfest gefeiert hatten, eine großzügige Weinspende zugesagt hatte.
Also warf ich sämtliche Pläne über den Haufen, weil Wein und Waffeln mir in Kombination überhaupt nicht gefielen. Anstelle der Waffeln plante ich nun, selbst gebackenen Zwiebelkuchen anzubieten. Auch dafür machte ich wieder Listen und Pläne.
Am Mittwoch der zweiten Woche gab ich auf.
Ich hatte gerade die Menge der Zutaten ausgerechnet, die ich einkaufen musste, als mir klar wurde, dass ich die Sachen
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