Eine bezaubernde Braut
»Geh und übernimm das Training. Ich werde zurückkommen, sobald ich gehört habe, was der Soldat der MacDonalds zu sagen hat.«
Ein kalter Wind blies in die große Halle, als sich die Tür zum Hof öffnete. Henley hörte das Geräusch von Brodicks Stiefeln auf dem Steinboden und schloss die Augen. Seine Panik war so groß, dass er beinahe ohnmächtig wurde. Er brauchte all seinen Mut, um ruhig stehen zu bleiben und sich nicht umzudrehen.
»Hoffentlich ist die Botschaft verdammt dringend. Wo ist der MacDonald-Soldat?«, wollte Brodick wissen, als er die Halle betrat.
Dylan deutete mit dem Kopf auf die Wachen, die den Botschafter umringten. »Tretet zurück, damit euer Laird die wichtige Botschaft hören kann«, befahl er. Er versuchte, seiner Stimme einen ernsten Klang zu geben, doch er wusste, dass ihm das nicht gelungen war.
Brodick blieb neben Dylan stehen und sah den Botschafter an. Henley fühlte, wie sein Körper noch zehnmal mehr zitterte als zuvor, denn die beiden Krieger waren äußerst einschüchternd. Der Laird der Buchanans war noch größer als sein Kommandant. Brodick war ein riesiger Mann mit dicken, hervorstehenden Muskeln in seinen Schultern, den Oberarmen und den Schenkeln, die von seiner wilden, übermächtigen Kraft zeugten. Seine Haut war dunkel getönt, sein langes Haar leuchtete golden. Seine Augen sahen Henley mit einem so eindringlichen und prüfenden Blick an, dass der junge Soldat sich fühlte, als würde er in die Augen eines Löwen starren, der ihn zum Frühstück verspeisen wollte.
Aye, er war in der Höhle eines Löwen, und der Himmel helfe ihm, wenn er auch noch die restliche Botschaft übermitteln würde.
Dylan hatte Henley bereits genügend eingeschüchtert, doch jetzt, wo der Kommandant neben seinem Laird stand, schien er gar nicht mehr so beängstigend zu sein. Was sein Äußeres betraf, war Dylan genau das Gegenteil von Brodick, denn er war so dunkel wie die Nacht. In Größe und Körperbau waren die beiden sich ähnlich, doch sein Benehmen war weniger bedrohlich.
»Ich möchte die dringende Botschaft hören«, verlangte Brodick.
Henley zuckte zusammen. Er fand es unmöglich, dem Blick des Lairds standzuhalten, deshalb sah er feige auf seine Stiefelspitzen, während er Wort für Wort das wiederholte, was er sich eingeprägt hatte.
»Die Lady … sie bittet Euch, zu ihr in die Kirche von Saint Thomas zu kommen, an der Wegkreuzung unterhalb des Len-Besitzes, und die Lady … sie verlangt … ja, sie verlangt, dass Ihr sie zu Eurem Zuhause eskortiert.«
Henley wagte einen schnellen Blick, um zu sehen, wie Brodick reagierte, doch dann wünschte er von ganzem Herzen, er wäre nicht so neugierig gewesen. Der Blick im Gesicht des Lairds ließ ihm alles Blut in den Kopf steigen, und er fürchtete sich davor, den MacDonald-Namen zu entehren, weil er ohnmächtig zu werden drohte.
»Sie?«, fragte Brodick leise.
»Sagt es ihm«, befahl Dylan.
»Eure Braut«, platzte Henley heraus. »Die Lady, sie ist Eure Braut.«
»Die Frau behauptet, meine Braut zu sein?«
Henley nickte. »Das ist wahr.«
»Den Teufel ist es«, antwortete Dylan.
»Nein, ich wollte sagen, dass sie behauptet … Sie hat mir aufgetragen, Euch genau diese Worte zu sagen. Laird, macht meine Botschaft Euch ärgerlich?« Er hielt die Luft an, während er auf eine Antwort wartete. Er glaubte fest an die Gerüchte über Brodick und dachte deshalb, dass sein Schicksal von der Reaktion des Lairds abhing.
»Das kommt ganz auf die Frau an«, lenkte Aaron ein. »Wisst Ihr, ob sie wohl gestellt ist?«
Henley wagte nicht nur, dem Krieger zu widersprechen, in seinem Gesicht zeigte sich sogar ein Anflug von Ärger, der auch in seiner Stimme zu hören war. »Sie ist nicht nur einfach eine Frau. Sie ist eine Lady, eine edle Lady.«
»Und wie ist der Name dieser edlen Lady?«, fragte Robert.
»Buchanan«, antwortete Henley. »Sie nennt sich Lady Buchanan.« Er holte tief Luft, dann sagte er: »Sie muss die Frau Eures Lairds sein, denn sie ist äußerst schicklich. Ich fand sie sehr ehrlich.«
»Offensichtlich hat sie dir den Kopf verdreht«, warf Aaron ein. »Aber du bist halt noch ein Junge, und einen Jungen kann man leicht beeinflussen.«
Henley ignorierte die Kritik, seine Aufmerksamkeit galt jetzt dem Laird. »Darf ich meine Gedanken frei aussprechen und Euch sagen, was vorgefallen ist?«
Brodick gab ihm die Erlaubnis, doch Dylan schränkte die Zustimmung seines Lairds ein. »Solange du die Wahrheit
Weitere Kostenlose Bücher