Eine bezaubernde Braut
suchen?«, fragte Judith.
Gillians Augen weiteten sich, und sie warf Brodick einen schnellen Blick zu. »Nein, das hat er mir nicht erzählt. Wann sind er und sein Freund nach England gereist?«
»Das war vor sechs oder sieben Jahren.«
»Schon eher vor acht Jahren«, berichtigte Frances Catherine ihre Freundin.
»Und was ist passiert?«, fragte Gillian gespannt.
»Sie hatten sich beide in Judith verliebt«, verriet Frances Catherine ihr.
»Das ist nicht wahr«, widersprach Judith.
»Doch, es stimmt«, beharrte Frances Catherine. »Aber Judith war halt damals schon mit Iain verheiratet, deshalb entschieden Ramsey und Brodick, dass sie sich ihre Bräute in England suchen würden, und sie sollten genauso sein wie Judith.«
Gillian lächelte. »Sie waren wohl damals noch sehr jung, nicht wahr?«
»Mit hoch geschraubten Erwartungen«, fügte Frances Catherine hinzu. »Keine der Ladys, denen sie begegnet sind, konnte an Judith heranreichen …«
»Oh, um Himmels willen, Frances Catherine. Du sollst mich nicht wie eine Heilige erscheinen lassen. Sie haben nicht nach Ladys gesucht, die wie ich waren. Sie waren nur ruhelos und hatten hier keine Gefährtinnen gefunden. Schon bald sind sie wieder zu Verstand gekommen, und sie kamen nach Hause. Beide haben Iain geschworen, dass sie Frauen aus den Highlands heiraten würden.«
»Und das war’s«, meinte Frances Catherine.
»Bis Ihr gekommen seid«, bemerkte Judith mit einem hellen Lächeln.
»Brodick war sehr freundlich zu mir«, erklärte Gillian. »Aber das ist auch schon alles. Er ist eben ein sehr freundlicher Mann«, stotterte sie.
»Nein, das ist er nicht«, widersprach Frances Catherine direkt. Judith lachte. »Hegt Ihr Gefühle für diesen freundlichen Mann?«
»Du sollst ihr keine solche indiskrete Frage stellen«, schalt Frances Catherine sie. »Aber ist das so, Gillian?«, griente sie.
»Natürlich liegt mir etwas an ihm. Er ist mir zu Hilfe gekommen, als ich ihn brauchte, und er hat mir dabei geholfen, Alec nach Hause zu bringen. Ich werde für immer in seiner Schuld stehen. Allerdings«, fügte sie schnell hinzu, als die beiden Ladys sie unterbrechen wollten, »muss ich nach England zurück, sobald meine Pflichten hier erfüllt sind. Ich kann mich nicht in dummen … Träumen verlieren.«
»Es gibt da nämlich Komplikationen, von denen du nichts weißt, Frances Catherine«, erklärte Judith.
»Die Liebe ist kompliziert«, antwortete ihre Freundin. »Beantwortet mir noch eine letzte Frage, Gillian, dann verspreche ich auch, Euch in Ruhe zu lassen. Habt Ihr Brodick Euer Herz geschenkt?«
Gillian blieb eine Antwort auf diese Frage glücklicherweise erspart, weil der Ehemann von Frances Catherine sie in diesem Augenblick unterbrach. Patrick Maitland ähnelte seinem Bruder Iain sehr, doch war er im Vergleich zu ihm weniger kräftig gebaut. Seiner Frau gegenüber war er allerdings genauso fürsorglich, und Gillian stellte fest, dass die beiden Brüder keine Probleme damit hatten, anderen zu zeigen, was sie für ihre Frauen empfanden. Ihre Liebe war offensichtlich, herzerfrischend, und Gillian beneidete sie darum.
Frances Catherine stellte ihr Patrick vor und zeigte ihr dann stolz ihre Kinder, sechs insgesamt, zwei Zwillingsmädchen, die wie ihre Mutter aussahen, und vier gut aussehende Söhne. Das Baby konnte nicht mehr als ein Jahr alt sein, es versuchte, sich aus dem Arm seines Vaters zu befreien. Und als es dann breit lächelte, erkannte man zwei glänzend weiße Zähnchen.
Alec zog an Gillians Hand, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, dann stellte er ihr seinen Bruder Graham vor. Der erstgeborene Sohn der Maitlands war recht schüchtern. Er sah Gillian nicht an, sondern verbeugte sich förmlich vor ihr, dann lief er davon zu seinen Freunden.
»Unser Sohn Graham wurde nach einem tapferen Soldaten benannt, der meinen Mann ausgebildet hat«, erklärte Judith. »Graham ist jetzt schon beinahe acht Jahre tot, doch wir trauern noch immer um ihn. Er war ein wundervoller Mann, und für mich war er wie ein Großvater. Ah, da ist Helen, sie winkt uns zu. Das Essen muss fertig sein. Kommt, Gillian, Ihr und Brodick müsst bei Iain und mir sitzen. Frances Catherine, hol deinen Mann und setz dich zu uns.«
Die Dunkelheit brach herein, und zusätzliche Kerzen wurden in der riesigen Halle aufgestellt. Alle Frauen halfen dabei, die Platten mit Essen herumzutragen. Obwohl Gillian ebenfalls ihre Hilfe anbot, erlaubte man ihr nicht, auch nur einen Finger zu
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